Verdammt, wie kann ein Land nur so viele verschiedene Hauptstädte gehabt haben? Das ist doch so langsam unnatürlich. Zum Glück gab es so etwas nie in Euro?.., mhhh stimmt, da war ja was in Deutschland. Es hat offensichtlich schon einen Grund, warum wir Verbündete waren und die letzten 120 Jahre unsere Geschichte beeinflussten. Um unserer Suche nach Hauptstädten Japans mal wieder eine Stadt hinzuzufügen, wurde von uns für den heutigen Tag Nara ausgegeben, die alte Hauptstadt und eines der wichtigsten Zentren des Buddhismus. Bevor das losgehen konnte, galt es aber erst einmal, die Ryokan zu überstehen. Aus unergründlichen Gründen waren meine Eltern nicht hundertprozentig von der Idee überzeugt, auf dem Boden zu schlafen. Es ist zugegebener Maßen auch gewöhnungsbedürftig, ich könnte so aber immer schlafen. Überstanden haben sie es aber beide ohne zu klagen und ein wirklich hundertprozentig hartes Bett ist halt nicht für jeden etwas. Aber schon mein Bett in Göttingen war nicht gerade weich und dieser Zustand setzt sich bis heute fort, von daher kann es mich gar nicht stören. Nachdem die Nacht nun überstanden war, ging es zum japanischen Frühstück. 10 Gänge japanische Köstlichkeiten galt es zu überwinden. Von der Misosuppe und dem obligatorischen Reis, über verschiedene Fischsorten und japanische Süßigkeiten, dem Experimentierfreudigen wurde vieles geboten. Trotzdem bleibt es gewöhnungsbedürftig, morgens früh Suppen und ähnliche Dinge zu essen. Ich war aber schon froh, nicht noch mit Natto versorgt wurden zu sein und geschmeckt hat es auch wirklich super. Anschließend ging es mit den Koffern zu unserem eigentlichen Hotel in Kyoto. Da der Fußweg zu weit gewesen wäre, verbanden wir den Weg zum Hotel gleich mit einer Stadtrundfahrt mit dem Bus. So konnten auch gleich erste Eindrücke für die eigentliche Erkundung gewonnen werden. Da Kyoto eine ausgebildete Touristenhochburg darstellt, fahren die Busse auch zu festen Preisen, das solch eine Rundreise problemlos möglich macht.
Nachdem das Hotel in Beschlag genommen war, ging es hinaus Richtung Nara. Im Gegensatz zu Kyoto hatte es Nara auch einfacher, die eigentliche Identität der Stadt zu erhalten. Das heutige Nara schließt nur an die alten Tempelbauten an und stellt nicht eine Einheit mit der restlichen Stadt her. Das ist ein absolutes Atmosphäreplus, das aber sofort verloren geht, aufgrund der Masse an Touristen. Eine Besonderheit der Stadt stellen die wild herumlaufenden Rehe dar, im buddhistischen Glauben die Boten der Götter. Dementsprechend gefragt waren die armen Tiere auch. Die Leute drängelten sich, um mit ihnen ein Foto zu schießen. Auch die restliche Behandlung der Tiere hätte in Deutschland wohl schon den Tierschutz auf den Plan gerufen. Es wurde auf jeden Fall ein größerer Spaziergang, der uns zu allen wichtigen Tempeln führte. Besonders einer auf dem Berg und der große Buddha von Nara lohnten sich. Da wir nicht vormittags erschienen, blieb auch der Eingang nicht zu überfüllt. Bei Dennis und meiner Reise dorthin 2006 besuchten wir aus Preis-, aber vor allem auch Zeitgründen die Statue nicht, da wir das Warten von über einer Stunde damals nicht einsahen. Heute war es zum Glück ohne Wartezeit. Trotzdem war es verwunderlich, wie voll es an einem Wochentag sein kann. Dabei waren es noch nicht einmal arbeitende Japaner, die dort waren, sondern zum Großteil Schulklassen, Rentner und Ausländer, das reichte auch schon.
Abends ging es dann wieder zurück nach Kyoto. Da wir nicht wussten, was wir essen sollten, gingen wir einfach in ein Restaurant. Es war ein Oden-Restaurant, ein Essen das ich aufgrund des seltsamen Aussehens noch nie angerührt habe. Die Beschreibungen waren auch noch alle in kanjilastigem Japanisch, so mussten wieder einmal die Gäste in Form von Geschäftsleuten aushelfen und bei der Bestellung Empfehlungen geben. Oden sind auf jeden Fall auch eine der seltsamsten japanischen Gerichte. Es handelt sich um irgendwelches Gemüse, Tofu und andere Zutaten, die lange gekocht wurden. Durch das Kochen war bei der Hälfte der Sachen nicht klar erkennbar, um welche Zutat es sich eigentlich handelt, trotzdem war es gut essbar. Da wir mit die ersten ausländischen Kunden dieses Restaurants waren, wurde die Situation im Laden auch nicht einfacher für die Kellnerin. Deshalb war sie sichtlich froh, die Invasion überstanden zu haben und sie verabschiedete sich von uns mit einer extratiefen Verbeugung.