Hat sich jemand eigentlich mal gefragt, warum der Untertitel Deutschland gegen Japan heißt? Das hat einen einfachen Grund: Einen Tag vor meiner Abreise habe ich das erste Mal bemerkt, dass es Probleme wegen meiner Unterlagen geben könnte. Bis dato hatten die Japaner im Rahmen der Vorbereitung schon oft genug versucht, mich zu ärgern. Da sind zum Beispiel die Aussage „Wir haben keinen gefunden, der es verdient, sie zu betreuen.“ oder die Tatsache, dass die Unterlagen zur Beantragung des Visums erst kurze Zeit vor der Abreise ankamen, zu benennen. Dies hat die Vorbereitung des Aufenthaltes auf jeden Fall nicht leichter gemacht.
Heute kam es dann, wie es kommen musste: Das Abholen meiner Studenten-ID stand an. Kein Problem, sollte man meinen – wäre da nicht das Problem mit meinem jetzigen Status als Special Auditing Student. Natürlich war heute auch der Tutor, der mir die letzten beiden Tage so geholfen hat, heute nicht anwesend. Dementsprechend hieß es, alleine in die Höhle des Löwen zu gehen. Also besuchte ich, frei nach dem Motto „mit Kräuterschnaps und Gottvertrauen“, das Prüfungsamt. Man erkannte mich natürlich gleich wieder und wollte mir auf Japanisch zu verstehen geben, dass alles nicht so klappt, wie ich mir das vorstelle. mir wurde erklärt, dass ich nicht graduiert bin. (Gut zu wissen. Wieso habe ich dann aber ein Zimmer, das nur Graduierte erhalten?) Also gingen die Diskussionen los. Eine japanische Studentin wurde von mir als Vermittlerin eingesetzt und ich fühlte mich wie in „Lost in Translation“. Der Herr vom Prüfungsamt sagte etwas drei Minuten lang und sie übersetzte es einfach in einem Satz. So konnte es nicht weiter gehen.
Also wurde das Gespräch beendet und das Department aufgesucht – Morimoto-Sensei muss mich retten. Wie es sich gehörte, war er natürlich nicht da. Nachdem ich den Raum betreten hatte, herrschte augenblicklich absolute Ruhe. Das war nervig, deshalb schilderte ich den Anwesenden mein Problem. O.k., eigentlich tat ich es nicht nur ein Mal sondern knapp ein Dutzend Mal. Ein Doktorand wurde noch zur Hilfe eingeschaltet, aber man bemühte sich wirklich. Es war das erste Mal, dass ich mich in meinem Department wirklich willkommen fühlte. Zu meinem Glück gab es auch eine Dame, die sich besonders bemühte. Sie verstand Englisch und erklärte den anderen Anwesenden das Dilemma. Zusammen mit ihr kamen wir dann zum Entschluss, dass ich im Notfall einfach alle Kurse von Morimoto-Sensei besuche und dann nicht hingehen muss. Diese Lösung sollte möglich sein. Auf jeden Fall war es schön, mal nicht als der Ausländer von ihnen angesehen zu werden sondern als jemand, der die selben Probleme hat wie sie. Mal schauen, was Morimoto-Sensei morgen zu unseren Plänen sagt.
Aber dieser „Kampf“ stellt für mich eigentlich nur nur einen Nebenschauplatz dar, den ich eher mit Spaß verfolge. Warum sollte ich mich aufregen, denn was sollen sie schon groß machen? Im Notfall sitze ich in irgend einem Kurs und versuche den Prof. zu überzeugen, dass ich die Arbeit auf Englisch schreiben darf. In diesem Fall kommt die Forschung zwar etwas kürzer, aber das ist kein großes Problem. Außerdem ist es schön zu wissen, dass wir so ein Chaos auch außerhalb von Göttingen haben.
Zum Ausgleich hatte ich aber auch tolle Erlebnisse. Unter anderem war heute mein erster Sprachkurs mit der Group Mori. Das ist eben jene Rentner- und Müttergruppe, die den Studenten das Leben leichter machen möchte. Die Gruppe bot heute einen Konversationskurs an. Ich kam in eine Gruppe mit dem einzigen männlichen Mitglied und seiner Frau und wir diskutierten über Gott und die Welt. Zum Abschluss gab es dann noch ein Ständchen vom Mann auf einer Okarina. Da wir schon so viel über etwas zu essen geredet haben, wurde von mir noch eine Tafel Schokolade geopfert, die unter süffisanten Bemerkungen zum Essensverbot von allen im Raum verdrückt wurde.
Das System der Group Mori ist auf jeden Fall genial, stellt für mich am Samstag aber ein Problem dar. Es gibt am Samstag drei Kirchblütenfeste (Hanami) und zwei normale Partys, zu denen die neuen Ausländer eingeladen sind. Da muss ich erst mal sortieren, wo ich am liebsten hin will. Das Wochenende wird auf jeden Fall eine große Party, ich bin gespannt. Ach und nebenbei noch etas zum Thema komisches Essen: Eis mit Cornflakes drunter sind schon ziemlich gewöhnungsbedürftig.
Bis bald und sehr geehrte Göttinger Mitleser: Seid versichert, dass Göttingen von der Organisation auch nicht anders ist, als andere Länder.
2 Kommentare
das prüfungsamt ist wirklich hartnäckig und nervend, du kannst da mit beweisen auflaufen und es ist ihnen egal. auch eine einfach versetzung in einen höheren japosnischkurs ist nicht möglich, wenn man nicht von vonerein für den kur gemeldet war…lange rede kurzer sinn: viel glück!
ps musst du noch selber wissen aber: bei den partys der group mori lernt man nur wenige gleichalte japaner kennen, das geb ich dir mal als denkstütze mit 😉 es sei denn natürlich du bist mit deiner biologin zufrieden 😛
Nach deiner Beschreibung hat sich Japan die 1:0 echt mal verdient^^
Hierzulande wollen sie nur auf gar keinem Fall ihre eigenen Verwaltungsregeln brechen, da von Gott persönlich abstammend. In Japan ist das dann wohl eine der vielen traditionellen Lebenseinstellungen.
Aber das alles wird sich garantiert wieder hin biegen, da es nicht anders kommen kann/darf.
Wenn der erste Punkt für Deutschland nicht mit der simplen Bestechung von Leuten mit Schokolade kommt, dann bin ich sehr gespannt wann der erste Punkt für Deutschland kommt^^