Der Taifun ist an uns vorbei gezogen, wir haben es endlich überstanden. Sendai leidet zwar noch unter ihm, aber das ist ja zum Glück momentan nicht mein Problem. Ohne Regen ist es endlich Zeit, meinen Eltern weitere Ecken der Region Tokyos näher zu bringen. Zu diesem Zweck entschieden wir uns heute, den fünfzig Kilometer von Tokyo entfernten Ort Kamakura zu besichtigen. Kamakura war in den Jahren 1180 bis 1333 kulturell in voller Blüte und übernahm in dieser Zeit die Rolle der Hauptstadt Japans von Kyoto. Aus dieser Zeit sind noch allerhand alte Tempel erhalten und diese galt es heute zu besichtigen.
Schon nach unserer Ankunft erwies sich die Behauptung meiner Mitstudenten, Japaner würden ihnen nie helfen, mal wieder als falsch. Wir hatten noch nicht einmal richtig den Bahnhof verlassen, da stürmte schon ein Rentner auf uns zu und wollte uns mit Informationen über die Stadt versorgen. Nach der ersten Einführung trafen wir ein wenig später noch einmal auf ihn und durften uns einen weiteren Geschichtsabriss anhören. Ich bin ja gewohnt, dass ich immer so verzweifelt aussehe, dass Japaner mir gerne helfen, das war aber übertrieben. Solche hilfsbereiten Rentner sollten wir heute noch öfter treffen. Erstes Ziel war auf jeden Fall die Tempelanlage Kench?-Ji. In diesem buddhistischen Tempel fand gerade ein Jugendritual statt und viele Eltern mit ihren jungen Kindern waren in Kimonos erschienen. Aber nicht nur diese waren ein Blickfang. Im strahlenden Sonnenschein erschien die Tempelanlage noch beeindruckender. Ein großes Areal, inklusive zwei kleinen Seen, Zengarten und mehreren Tempelgebäuden komplettierten den Anblick. Aber bei diesem einen Tempel sollte es nicht bleiben. Wir zogen rund 10 Kilometer durch die Stadt und besuchten viele Tempel, an denen wir vorbei kamen. So gelangten wir zum Bambustempel, dessen Bepflanzung zum Großteil aus hochgewachsenem Bambus bestand oder verfolgten eine buddhistische Messe, bei der die bösen Geister vertrieben werden sollten. Aber nicht nur für Tempelliebhaber hat der Ort einiges zu bieten. Auf halber Strecke fanden wir das Meer. Bei dem schönen Wetter hatten sich noch einige Surfer eingefunden, um die letzten Wellen des Jahres zu genießen. Das Blau des Meeres war so malerisch, dass ich wirklich in Versuchung war, in die Fluten zu stürmen. Das wäre vermutlich aber eine nicht ganz so geniale Idee gewesen und so zogen wir lieber weiter zur Hauptattraktion der Stadt, dem K?toku-in. Eigentlich handelte es sich um einen großem Tempel, der als Hauptattraktion eine große 13.5 Meter große buddhistische Statue, den sogenannten Daibutsu, aufwies. Diese Statue war erst aus Holz gefertigt, ehe sie 1252 als goldbesetzte Bronzestatue neu gefertigt wurde. Das Gebäude, das die Statue beherbergte, wurde aber zwei mal zerstört, ehe 1498 ein Tsunami sein endgültiges Ende bedeutete. Seit dem steht die Statue im Freien. Die Größe und vor allem die Handwerkskunst dahinter ist auf jeden Fall sehr beeindruckend. Nach mehreren Stunden Wanderschaft und den wichtigsten Orten Kamakuras, konnten wir den Heimweg angehen. Der Weg hat sich auf jeden Fall gelohnt, wie man auch an den entstandenen Bildern ablesen kann.
Abends ging es dann noch eine Kleinigkeit zu Essen. Der beste Weg, hier gut zu speisen, ist in Restaurants mit vielen Kleinigkeiten einzukehren und von diesen möglichst viele zu probieren. Dies hat den Vorteil, dass man viel kennenlernen kann und das Essen trotzdem noch relativ günstig bleibt. Egal ob Pferdefleisch, Oktopus oder Salate, diese Restaurants haben auch wirklich alles, was man sich vorstellen kann und einiges mehr. Wer immer mal einen Abstecher hier in das Land der aufgehenden Sonne machen will, dem kann ich nur zwei Empfehlungen zum Essen machen: Als armer Student besucht man die ortsansässigen Nudelläden und alle anderen eine dieser Dinningbars. Wobei, selbst wenn man dort isst, ist es immer noch billiger, als wenn man in Deutschland in eine Kneipe geht. Auch wenn es in einem der teuersten Länder der Welt unverständlich ist, die Restaurants sind hierzulande oftmals besser und doch günstiger als in Deutschland. Natürlich nur, wenn man nicht gerade die Yakuza neben sich sitzen hat, auch wenn das auch sehr spaßig sein kann.
1 Kommentar
Dass sieht ja aus als ob es Sommer wäre ! Wieder ein sehr
interessanter Bericht. Weiter so und viel viel Spaß ….