Groundhopping in Japan: Yokohama F. Marinos- Sanfrecce Hiroshima

Wenn es um Sport in Japan geht, verfolgt mich eine Stadt wie keine andere. 2006 besuchte ich zusammen mit Dennis das erste Mal die Stadt Yokohama und schaute ich mir ein Spiel der Yokohama Baystars an. Das Spiel wurde glücklich gewonnen, ein Zustand, der die sportinteressierten Japaner immer wieder überrascht. 2010 sollte sich dieses Wunder sogar wiederholen und die total unterlegenen Baystars besiegten im Derby Tokyo hoch. Einen Tag später, wo ich dann nicht anwesend war, kassierten sie dann aber eine hohe Schlappe. Da Baseball aber nicht so interessant ist, besuchte ich in Sendai auch ein Fußballspiel und der Gegner lautete, wie solle es auch anders sein, Yokohama. Im damaligen sehr schwachen Spiel besiegten die Yokohama F. Marinos das Team aus Sendai mit Mühe mit 1:0. Wie man merkt, bin ich ein sehr gutes Pflaster für Mannschaften aus Yokohama. Für heute wollte ich meinen Eltern nun ebenfalls den japanischen Fußball präsentieren. Natürlich, wie sollte es auch anders sein, fand in Tokyo mal wieder kein Spiel statt. So langsam frage ich mich wirklich, ob Tokyoter Mannschaften immer Auswärtsspiele haben. Ich habe es bis heute wirklich noch nie geschafft, mal eines der Teams zu sehen, während ich da war. Und Tokyo hat meist nicht nur ein Team, sondern in jeder Sportart wenigstens zwei höherklassige Teams. Also fiel die Entscheidung wieder mal auf Yokohama.

Morgens ging es mit der S-Bahn nach Yokohama. Da wir etwas zu früh da waren, wanderten wir noch kurz bis zur Küste, um wenigstens die Bucht bei Tageslicht zu sehen. In Yokohama lohnt das auch wirklich. Die Küste ist mit Kirmesattraktionen wie einem Riesenrad geschmückt und natürlich kann man einige Schiffe sehen. Ich persönlich gehe sogar soweit, Yokohama vom Aussehen und der Mentalität der Menschen fast etwas besser als Tokyo zu finden und wenn ich mir eine Stadt in Japan zum Leben aussuchen müsste, würde ich wohl die Stadt wählen.

Leider war die Entscheidung, zur Küste zu marschieren, nicht optimal. Wir kamen erst ziemlich spät zum Stadion, was sich zum Problem entwickeln sollte. Wenigstens fanden wir den Grund der Untersuchung des Passes meiner Eltern bei ihrer Ankunft heraus. In Yokohama findet ein Treffen der APEC statt und Japan ist deshalb auf Alarmstufe rot. Etwas spät, etwa eine halbe Stunde vor Spielbeginn, trafen wir also beim Stadion ein. Yokohama spielte heute mal nicht in ihrem normalen Nissan Stadion, dem internationalem Stadion mit 72.327 Plätzen, sondern im Mitsuzawa Stadion mit nur 15.046 Plätzen. Das Stadion ist eigentlich die Heimstätte des Lokalrivalen Yokohama FC und wird nur genutzt, wenn das andere Stadion belegt ist oder nicht genug genutzt wird. So sah es heute aus und das Stadion war mit 12.568 Plätzen besetzt. Leider war aber nur die Gegengerade nicht voll besetzt und auf unserer Seite stapelten sich die Menschen. Aufgrund unseres verhältnismäßig späten Erscheinens war es ein großes Problem, überhaupt einen Platz zu bekommen. Letztlich schafften wir es aber doch. Besonders gut hatte uns aber der Einlass gefallen. Keine Kontrollen und das vorher im Combini gekaufte Essen konnten wir problemlos mitnehmen. Dort zeigte sich wieder mal die japanische Art der Fußballfans. In Reih und Glied stand man im Combini und wartete geduldig, endlich seinen Einkauf erledigen zu dürfen. Schon im Voraus hatte man uns aber überrascht. Am Hauptbahnhof wollten wir zum Bus, da stand schon ein Einweiser und orderte alle Fans in eine Reihe, die dann nach und nach in die ankommenden Busse verfrachtet wurden. Da können sich einige deutsche Fußballvereine mal eine Scheibe abschneiden.

Das Spiel selber war typisch japanisch, nur die Fans waren mal wieder gut. Am Anfang gab es eine zehn Minuten lange Choreo über ein und eine halbe Geraden und auch während des Spiels versuchte man lautstark, sein Team zu unterstützen. Am meisten begeisterte mich aber, wie viele in den Vereinsfarben auftraten. Davon bitte auch in Deutschland mehr von! Es sieht einfach mal viel besser aus, wenn alle Blöcke in blau gefärbt sind. Das Spiel selber fand zwischen Yokohama und Sanfrecce Hiroshima statt. Beide Mannschaften sind momentan auf Augenhöhe in der Liga und belegen Platz 7 und 8. Dementsprechend lief auch das Spiel ab, wobei sich Hiroshima immer mehr auf Konter verlegte. So gelangten sie auch eher überraschend in Führung durch ein Kontertor. Bei der Abwehrleistung beider Mannschaften war das auch nicht verwunderlich. Die Spieler rannten zwar viel, aber nur, wenn sie auch den Ball hatten oder in der Nähe waren. Genau so überraschend war dann auch der Ausgleich Yokohamas. Dort wurde der Stürmer mehr oder weniger am Kopf angeschossen und köpfte ohne Zutun den Ball unhaltbar ins Tor. So stand es zur Halbzeit 1:1. Beide Mannschaften versuchten mit Einzelaktionen oder langsamem Spielaufbau, zum Erfolg zu kommen. Den Ball mal schnell machen, war da keine Option und wenn es doch mal geschah, brannte es im Strafraum gleich lichterloh. Oft geschah das aber nicht, da wenn einmal eine Flanke kam, diese unterirdisch schlecht geschlagen war. In der zweiten Halbzeit versuchte Yokohama mehr, scheiterte im Sturm aber weiterhin kläglich und ein Unentschieden wäre vollkommen gerecht gewesen. Da hat aber niemand mit Shunsuke Nakamura gerechnet. Der Exkapitän der Nationalmannschaft war mal wieder ziemlich blass im Spiel geblieben und drehte auf einmal für 10 Minuten auf. Einmal das Spiel schnell gemacht und schon entstand ein Tor. Yokohama gelang es dann, dieses 2:1 über die Zeit zu retten. Gerecht war es nicht wirklich, aber immerhin hatten sie auch mehr für den Angriff gemacht. Insgesamt war das Niveau der Begegnung aber maximal Zweit- oder eher noch Drittliga-Niveau. Zwar waren die Spieler relativ schnell und versuchten öfter mit Erfolg einiges an Kabinettstücken, ansonsten war die Leistung aber nicht überragend. Kaum Laufbereitschaft, schlechte Flanken und Pässe und kaum Torschüsse. Drei oder vier Spieler könnte ich mir aber trotzdem als Spieler in Deutschland vorstellen.

Nach dem Spiel wollten wir dann eigentlich mit dem Bus zurück, aber in einer ewig langen Schlange für den Bus anstehen, musste dann doch nicht sein, also ging es per Fuß zum Hauptbahnhof. Von dort aus sahen wir uns die Silhouette der Stadt und die Yokohama Bridge noch einmal kurz bei Nacht an. Wenn ich in Yokohama wohnen würde, ich glaube, ich würde dort einiges an Zeit verbringen, wobei die Einheimischen diese Orte eher für Dates nutzen. Es ist halt alles beleuchtet und sieht bei Nacht beeindruckend aus. Meiner Meinung nach sollte jeder Japanreisende, der die Stadt besucht, beides mal bei Nacht gesehen haben.

1 Kommentar

    • Dieter auf 1. November 2010 bei 20:46

    Tribünenansicht mit Blau-Weiß von links ist doch schon mal was!

    Esst Ihr Bockwurst oder Eis am Stiel ? (Wär doch für Pattex `ne neue
    Geschäftsidee, wenn er schon sportlich nichts (mehr?) bewegt…).

    Haben gar nicht schlecht nach vorn gespielt, aber Abwehr identisch mit
    Hühnerhaufen. Auf ein Neues 2011/2012!!!!!!!!!!!!!!!!!!

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