Gajin Invasion

Die Idee klang gut, früh ins Bett gehen und morgens in aller Ruhe nach Tokyo fahren. Leider kam es, wie es kommen musste und das früh ins Bett gehen wurde von meiner Seite aus unerfindlichen Gründen nicht eingehalten. Wobei, so unerfindlich waren die gar nicht. Die Verabschiedung von Carmen und die letzten organisatorischen Planungen für die Reise haben doch Priorität gehabt. So kam es, wie es kommen musste und beim Aufstehen um fünf Uhr morgens war es um meine Fitness nicht all zu weit bestellt. Egal, mit schnellen Schritten wurde der Bus erreicht und zur Abwechslung sogar mal nicht drei Minuten vor der Abfahrt. Wieso planen aber die Japaner diese Busse so bescheiden? Man sieht einen nicht japanischen Namen, wieso bekommt der dann als einziger einen Nachbarn zugeordnet? Wirklich, in jeder Reihe des Busses saß jeweils nur eine Person, nur ich hatte einen japanischen Geschäftspartner als Nachbarn. Dementsprechend litt meine Meinung über die Fahrt etwas. Auf der anderen Seite scheine ich mich mittlerweile besser an diese Bustouren zu gewöhnen. Woran ich mich dagegen nicht so schnell gewöhnen werde, ist der plötzliche Kälteeinbruch. Gestern bei Carmen ging es schon fast gar nicht mehr ohne heiße Getränke. Tokyo liegt ja nun etwas südlicher und ich hatte die leise Hoffnung, dass es besser wird, aber dem war natürlich nicht so. Man kann nur hoffen, dass meine Eltern warme Sachen dabei haben.

16 Uhr war es dann aber soweit. Ich hatte es rechtzeitig nach Narita geschafft und meine Eltern erschienen. Sie haben es wirklich irgendwie durch die Zollformalitäten geschafft und das erste Mal einen Schritt ins nicht europäische Ausland gemacht. Die Japaner ließen es sich auch nicht nehmen, ihnen einen herzlichen Empfang zu bereiten. Sie waren noch keine 5 Minuten da, schon fanden wir uns von grimmig schauenden Polizisten bedrängt, die doch mal unsere Ausweise sehen wollten. Eine ziemliche Diskriminierung, betrachtet man, dass nur klar erkennbare Ausländer kontrolliert wurden. Wenigstens wissen meine Eltern jetzt gleich mal, wie es mir immer geht. Nachdem dies überstanden war, konnte es in einem total überfüllten Zug Richtung Hotel gehen. Ich weiß ja nicht, was die Erbauer sich bei diesem gedacht haben, aber mich erinnert es irgendwie an ein Gefängnis. Nichts gegen die Räume und den Service, aber der Flur ist nur ein schmaler Streifen und in der Mitte ist eine große freie Fläche, die noch nicht einmal mit einem anständigen Dach versehen ist, dementsprechend regnete es heute da lautstark runter. Der Architekt wird aber ein guten Sümmchen dafür erhalten haben. Da der Tag aber schon ziemlich abgelaufen war, ging es nur noch zusammen zum Okonomiyaki essen. Arbeiten beim Essen ist das eine, aber dann nicht mal anständig sitzen können, da es sich um die typischen 20 cm hohen japanische Tische handelt, war eine interessante Erfahrung, auch für meine Eltern. Wenigstens haben sie drei Sachen schon mal erleben dürfen: hoffnungslos überfüllte Züge, für Europäer ungeeignete Inneneinrichtung und willkürliche Polizisten. Vor allem letztes ist aus meiner Sicht ein großes Problem. Wenn von einem alle Daten aufgenommen werden, ohne dass man irgend etwas gemacht hat, ist das schon ein komisches Gefühl. Trotzdem ist dieses Vorgehen hierzulande gegenüber Ausländern normal. Zum Glück gab es aber nicht nur diese negativen Ersteindrücke für meine Eltern, sondern auch positive, wie ein ziemlich leckeres Essen. Und morgen zeige ich ihnen dann das echte Japan.

3 Kommentare

    • Regine (Freundin von Brigitte) auf 29. Oktober 2010 bei 13:08

    Ich lese mit Interesse täglich Ihre Berichte und wünsche Ihnen jetzt mit Ihren Eltern eine schöne gemeinsame Zeit. Hoffentlich haben Ihre Eltern
    auch an deutsches Brot als Mitbringsel gedacht! Also dann den Europäern viel Spaß in Japan.

    • admin auf 29. Oktober 2010 bei 14:27
      Autor

    Vielen Dank für den Kommentar und beste Grüße von der ganzen Familie zurück in das ferne Deutschland. Ich muss nur auf eine Sache bestehen, ein „deine/du“ hätte auch gereicht. Bei Sie fühle ich mich so alt.

    Der Brotimport wäre vermutlich etwas zu kompliziert geworden, aber immerhin hat der Käseimport geklappt. Ich werde ihn demnächst in angemessenem feierlichen Rahmen verspeisen.

    • Brigitte auf 29. Oktober 2010 bei 18:19

    Hallo, Euch 3 Europäern viel Spaß in Japan. Ich werde alle Berichte genau verfolgen. Ich wünsche Euch vor allem besseres Wetter.

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