Sprachkurse

Nach den doch etwas stressigen letzten Tagen hat der Alltag Sendai wieder. Wobei, eigentlich ist Alltag das falsche Wort, da in zwei Tagen eine Fahrt nach Tokyo ansteht und meine Eltern im Land der aufgehenden Sonne aufschlagen. Bevor es aber soweit ist, gilt es noch einiges zu klären. Das Wichtigste, die Sprachkurse, waren mein heutiges Ziel. Man sollte meinen, Sprachkurse sind durchlässig. Wie sich herausstellte, ist es aber gar nicht so einfach, mit einem Sprachlevel 3 die Level 2 Kurse zu besuchen. Die 1. Person, die ich deshalb befragte, gab mir auch gleich eine klipp und klare Absage. Derartige Sprünge sind nicht vorgesehen, auch wenn man meine Beweggründe nachvollziehen könne. Es ist ja auch nicht so weit hergeholt. Meine Fähigkeiten mögen zwar für Level 3 reichen, doch fehlen mir für dieses Level noch einige Worte, die ich vermutlich im auf Level 1 aufbauenden Kurs lernen würde. Aus diesem Grund gab ich auch nicht auf und holte mein nächstes Ass aus dem Ärmel. Frau Abe, meine Lehrerin im letzten Semester, war einigermaßen überrascht mich zu sehen und dann auch noch mit einem Level 3 Zertifikat. Nach kurzer Beratung erklärte sie sich aber bereit, mich in ihren Kurs aufzunehmen. Jetzt muss ich nur noch ihre Unterschrift auf einen Zettel bekommen, den ich bei unserem Gespräch noch nicht hatte. Shimizu hat sich aber bereit erklärt, das Ganze zu besorgen, falls ich es bis zu meinem Tokyotripp nicht mehr schaffe. Es muss aber jetzt erledigt werden, da die Anmeldung nur noch bis nächste Woche läuft. Frau Abe ist aber leider immer nur einmal die Woche in der Uni, was das Auffinden und Unterschrift besorgen erschwert. Ich finde es sowieso interessant, wie das Verfahren abläuft. Anstelle von einer Internetanmeldung muss man zu seinem Betreuer rennen und von ihm eine Unterschrift zur Bestätigung des Stundenplans besorgen. Mit einem anderen Zettel rennt man zum Professor, der die Vorlesung hält und bekommt einen dritten Zettel mit Unterschrift. Mit allen Zetteln geht man dann ins Prüfungsamt und lässt sich einschreiben. Diese unnötig komplizierte Prozedur passt so gar nicht in das ansonsten doch so moderne Japan.

Nachdem dieses Problem erledigt war, schnappte mich Katoh und entführte mich erst einmal in sein Büro. Dort wartete ein Chinese darauf, endlich mal seine Deutschkenntnisse heraus zu holen. Gar nicht so einfach, einem Chinesen, der sich vor Freude in Rage gesprochen hat zu erklären, dass man keine Zeit hat und eigentlich das eigene Büro ruft. Immerhin hat er mir einen guten Einblick über die Professoren gegeben, die für meine weiteren Forschungen von Interesse sein könnten. Nachdem ich es aber endlich geschafft hatte, mich zu verabschieden und mein eigenes Büro betrat, wurde es auch nicht störungsfreier. Shimizu hatte Hausaufgaben und brauchte einen Übersetzer. Kein Problem, Tagebuch schreiben ist ja meine zweite Berufung. Zusammen entwarfen wir einen Text, der die deutsche Professorin wieder in Verzückung versetzen sollte. Es kann ja auch nicht sein, dass seine Leistungen im Vergleich zum letzten Semester abfallen, schließlich will ich Shimizu nächsten Sommer in Deutschland begrüßen können. Gleichzeitig musste ich mal wieder Aufklärungsunterricht betreiben. Shimizu hatte am Wochenende am deutschen Stand Currywurst probiert und war begeistert. An sich eine gute Sache, hätte er mal echte Currywurst gegessen. Dass die mit Bockwurst gemacht wird, war mir jedenfalls neu und das erklärte ich ihm heute auch zum wiederholten Male und belegte es auch mit Internet-Bildern. Dass die Wurst trotzdem o.k. war, bezweifle ich aber nicht. Immerhin handelte es sich um eine echte Wurst und nicht um die dünnen japanischen Wurstverschnitte. Es wird aber Zeit, dass er so etwas mal in echt in dem Land probiert, über das er studiert.

1 Kommentar

    • Sven auf 26. Oktober 2010 bei 23:34

    Die Koffer sind gepackt, der Fahrschein gedruckt und die Bahn Gewerkschafter gezwungen, nicht mehr zu streiken – Land der aufgehenden Sonne, wir kommen! 🙂 Also mach dich schmuck mein Sohn – deine Erzeuger sind im Anflug!

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.