Umweltschutz auf Japanisch

Japan ist eines der modernsten Länder der Welt, aber in manchen Dingen hat es echte Defizite. Irgendwie habe ich es heute geschafft, als erster im Büro zu erscheinen. Zur Abwechslung schien auch mal die Sonne. Warum sollte man da das Licht anschalten? Gesagt, getan und in die Lektüre vertieft. Nebenbei: die Japanisch – Nordkoreanischen Beziehungen sind besonders in Anbetracht der ersten öffentlichen Darstellung des designierten neuen Machtinhabers in Nordkorea höchst interessant. Die Probleme in der Beziehung der beiden Länder geht so weit, dass in den sechziger Jahren Japaner nach Nordkorea entführt wurden. Noch zwanzig Jahre später verdächtigte man beim ersten Verschwinden gleich die Koreaner. Unter den Entführten war sogar ein 13-jähriges Mädchen. Ein sehr spannendes Forschungsfeld, doch leider sind alle wichtigen Akten noch unter Verschluss, so dass ein Vertiefen und Verwerten der Problematik nicht so ergiebig ist. Auf jeden Fall versuchte dank des ausgeschalteten Lichtes wirklich jeder, der später kam, die Tür aufzuschließen. Im Endeffekt schaltete mein zweiter Betreuer die Lampen dann doch an. Etwas seltsam ist das aber schon: die Luft ist gut im Raum, alles ist hell erleuchtet, trotzdem müssen alle Lampen und auch die Klimaanlage sofort angestellt werden. Dieses Phänomen kann man aber auch andernorts feststellen. Kein Japaner lässt gerne das Licht aus. Wenn man tagsüber in die Fenster der Häuser schaut, sieht man sofort, in welchem Raum sich gerade jemand befindet. Die Frage ist aber auch: Was erwartet man von einem Land, wo die Menschen beim Einkauf im Combini einfach mal den Motor laufen lassen? Man weiß ja nie, wie schnell man fliehen muss. Von Umweltschutz oder Energiesparen haben die Herrschaften auf jeden Fall noch nicht so viel gehört!

Ein weiteres Beispiel für den Umweltschutz in Japan ist das Tüten-Prinzip. Alles bekommt man in extra Tüten, die noch nicht einmal etwas extra kosten. Dafür haben sich windige Supermarktchefs eine neue Methode ausgedacht. Sie geben Rabatt auf den Einkauf, wenn man keine Tüte nimmt (ganze 2 Prozent). Trotzdem landen viele der Tüten schon vor dem Laden im Müll. Auch ansonsten sind alle Lebensmittel zwei- bis dreifach eingepackt werden. Umwelt- und Energieschutz kann man hierzulande auf jeden Fall komplett vergessen.

Den Abend habe ich dann mit Carmen verbracht. Carmen, die Deutsch-Finnin, die leichte Probleme mit ihren Forschungen hatte, hat bei ihren Forschungen ein paar Überschneidungen mit meinen und dafür wurde ich deshalb heute interviewt. Nachdem ich einen Tempel mit ihr besichtigt hatte, ging es raus zum Okonomiyaki essen. Wie kann man nur in Japan sein und diese Spezialität und dabei eines der am besten schmeckenden japanischen Gerichte nicht kennen? Auch ansonsten verlief der Abend sehr interessant und ich glaube, ich konnte sie in einer längeren Beratungsrunde wieder auf den richtigen Weg für ihre Arbeit hier bringen. Sie kann einem auch leid tun. Sie wurde von ihrer finnischen Universität hier ohne Informationen und Rückendeckung ins kalte Wasser geworfen. Dazu stellt sich noch ihre Uni hier bezüglich ihrer Forschungen quer und sie soll alle Probleme lösen. Zusammen gelang es uns auf jeden Fall, einen Schlachtplan zu entwickeln. Und da ihr Thema eine Befragung von alten Leuten beinhaltet gelingt es mir eventuell, Group Mori zu überzeugen, sich ihren Fragen kurz zu stellen. Besser als alleine drei Rentner ohne gesicherten Hintergrund für eine Interviewreihe über eine Problematik betreffend Rentner zu befragen, wird es wohl auf alle Fälle. Die japanische Universität hat auf jeden Fall auch „interessante“ Ansichten zum Thema Forschung.

1 Kommentar

    • Sven auf 1. Oktober 2010 bei 17:34

    Gibt es eigentlich mal eine Halbzeitbilanz des Aufenthaltes, so wie es sich für ein Auswärtsspiel gehört? 🙂 Die 1. Hälfte hast du schon geschafft oder soll ich besser sagen, die 1. Hälfte ist leider schon vorbei?

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