Der japanische Getränkemarkt

Wer kennt es nicht? Man ist im Ausland, durstig, geht in einen Laden und kennt keines der Getränke. Also Augen zu und durch. In jedem Land der Welt wäre dieses Vorgehen absolut ungefährlich und würde kaum zu verdrehten Augen führen. In Japan sieht die Welt dagegen etwas anders aus. So geschieht es mir bis heute, dass ich die ungewöhnlichsten Getränke erwische. Heute erwies sich ein einfaches Milchgetränk als eine Mischung aus Kakao und Kaffee mit Bananengeschmack und dies stellte noch einen der harmlosesten Vertreter des japanischen Getränkemarktes dar. Natürlich, den Standard wie Cola oder Sprite findet man auch hierzulande. Aber schon bei dem Versuch, ein Wasser oder einen Saft zu kaufen, kann man sich absolut in die Nesseln setzen. Der japanische Getränkemarkt wird dabei nach dem Motto „bunter, farbiger und poppiger“ betrieben. Es gibt keine Variante, die es nicht gibt und je exotischer ein Getränk ist, desto beliebter wird es. Dafür fehlen viele aus Deutschland gewohnte Standards in der Auswahl der Getränke. Wie in vielen Ländern der Erde, trinken die Japaner so zum Beispiel kein Wasser mit Kohlensäure. Dieses findet man nur teuer in den verschiedenen Importläden oder in ganz seltenen Fällen mal in den Supermärkten. Dafür sind die sogenannten Sportdrinks hierzulande der große Renner. Das sind Iso-Drinks ohne Kohlensäure. Gleichzeitig stellen sie eines der normalsten Getränke dar, das man hierzulande erhalten kann. Daneben gibt es noch frische Milch und Cola, Fanta und Fruchtsäfte mit niedrigen Fruchtanteilen. Wenn dann normale Milch aber auf einmal wesentlich teurer ist als Milch mit Geschmack, gibt mir das über den Inhalt der Getränke doch etwas zu denken. Aber eigentlich geht es mir heute um die seltsamsten Mischungen und davon habe ich schon mehr als genug gesehen oder von meinen Kollegen vorgestellt bekommen.

Was erwartet einen nun, wenn er in Japan etwas zu trinken blind kauft? Im Groben kann man den japanischen Getränkemarkt wohl in vier große Sparten unterteilen:
Die erste Sparte stellen die Kaffee- und Milchgetränke dar. Koffein stellt für die lange und harte Arbeitswelt der Japaner logischerweise ein Grundnahrungsmittel dar, dementsprechend vielfältig ist hier die Auswahl. Kaffee, meist in Dosen verkauft, gibt es dabei in allen mir nur bekannten Variationen. Matcha (grüner Tee) mit Kaffee und ein wenig Milch oder doch gleich eine Cola- und Kaffeemischung? In Japan stellt beides kein Problem dar. Wie vorher schon erwähnt, gehören auch der Mix von Obstgeschmäckern und Kaffee zum guten Ton, man muss den Kaffeesüchtigen ja schließlich auch etwas Abwechslung gönnen.
Der zweite große Markt stellt der Markt für Softdrinks dar. Hier werden wirklich alle Geschütze aufgefahren. Aalsoda; Plazentawasser (ja wirklich die Plazenta); Pepsi mit Gurke oder Jogurt; Vitamin- und Sportdrinks; Softdrinks, die die Brüste vergrößern sollen, für jeden Geschmack und jedes Bedürfnis ist etwas dabei. Wenn gar nichts mehr geht und die Gesundheit zur Neige geht, holt man dann notfalls noch einen der besonders teuren Heiltränke heraus. Diese Getränke, deren Aussehen aus Computerspielen nachempfunden wird, bekommt man in leuchtendem Rot oder Blau. Sie sehen besonders „vertrauenerweckend“ aus und würden bei dem Versuch, sie nach Deutschland mitzunehmen, vermutlich als Droge beschlagnahmt werden.
Bei Alkohol, der dritten großen Sparte, sind mir in letzter Zeit ebenfalls einige sehr interessante Sorten untergekommen. Kinderbier verstehe ich unter bestimmten Gesichtspunkten ja noch, Bier mit Milch finde ich da als Getränk schon fragwürdiger. Eigentlich werden fast alle Getränke, die der normale Markt hergibt, mit Alkohol „aufgewertet“. Deshalb: Immer auf den Boden achten, ob nicht zufällig ein fünf Prozent oder ein noch höherer Wert auf der Dose vermerkt ist!
Die größte Überraschung kommt aber beim letzten Punkt auf einen zu. Man stelle sich vor: Man steht im Laden und zwischen allen Getränken steht eine normale Dose mit einem Saft und Früchten drauf. Natürlich erwartet man ein Getränk. Aber weit gefehlt! Es handelt sich um Wackelpudding, der nach dem Schütteln der Dose entstehen soll. Das klappt zwar bei mir nur in 25 Prozent der Fälle, überraschend ist es aber alle male.

Man sieht also, der japanische Getränkemarkt ist weit gefächert. Es ist eigentlich verwunderlich, dass diese Vielfalt nur selten in andere Länder exportiert wird. Nur nach Chemikalien in den Getränken darf man wirklich nicht fragen. Es kann noch so oft auf den Getränken „natürlich“ stehen, ab einem gewissen Leuchtgrad des Getränkes zweifelt man schon leicht daran. Trotzdem ist es immer eine Erfahrung. Möchte man wirklich gesund leben, dürfte man wohl auch nur selbst gemachten Tee trinken. Nicht umsonst versuchen die japanischen Gesundheitsämter, den Verkauf der viel zu süßen Getränke zu unterbinden oder einzuschränken. Das es sich trotzdem so gut verkauft, untermauert meine Beobachtungen im Bereich der Lebensmittel. Diese sind ebenfalls absolut überzuckert. Wie die Japaner es trotzdem schaffen, nicht so sehr zuzunehmen, kann ich nicht nachvollziehen.

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