Langsam sollte ich mir wirklich ein neues Hobby suchen, das Radfahren geht auf die Gesundheit. Wobei, das Radfahren ist daran weniger schuld als die Gegenden, die ich erkunde. Es sollte eine ruhige Fahrt werden, knapp 20 Kilometer – nichts Weltbewegendes – einfach, um ein wenig Ausfahrt zu bekommen. Aber die Fahrt fing schon gut an. Irgendwie war das Ventil nicht richtig geschlossen und die Fahrt wurde etwas schwerer. Das hat man nun davon, wenn man sein Rad zu sehr lobt. Kaum wird es positiv erwähnt, geht es auch schon zu Bruch. Zum Glück war es aber wirklich nur das Ventil und auf dem Weg fand ich auch ziemlich schnell eine Luftpumpe zur Reparatur. Als ob diese Probleme nicht gereicht hätten, entschied sich das Wetter auf einmal, zu wechseln. Fuhr ich bei milden dreißig Grad los, wurde die Sonne immer schlimmer und die Temperaturen immer höher. Natürlich ist es in Deutschland momentan auch sehr warm, dass es hier aber in den nächsten Monaten noch schlimmer werden soll, baut mich nicht gerade auf. Interessant sind in diesem Zusammenhang aber die Modeerscheinungen der Japaner. Man sollte meinen, kurze Ärmel, Sandalen oder ähnliches prägen das Bild, aber falsch gedacht. Die Männer haben alle Jeans an und zum Großteil langarmige Hemden. Die Frauen laufen zwar im Minirock und kurzärmligen T-Shirts herum, tragen dafür aber dicke Strumpfhosen und Handschuhe, die den ganzen Arm verdecken. Ganz harte Zeitgenossen, haben jetzt auch noch manchmal Pullover an. Kaori ist zum Beispiel so ein Fall. Wie man solche Kleidung bei den Temperaturen tragen kann, ohne am Hitzeschock zu sterben, kann ich mir einfach nicht erklären. Mir ist zwar bewusst, dass besonders Frauen etwas leichter frieren. Bei Temperaturen weit jenseits der dreißig Grad, sollte das aber nicht mehr vorkommen.
Den größten Schock erlitt ich aber auf der zweiten Hälfte der Fahrt. Auf der viel befahrenen Schnellstraße, rollte mir auf einmal ein Ball entgegen. Wo ein Ball ist, ist meistens auch ein Kind nicht weit und es kam auf einmal auf den Fußweg und dem Ball hinterher geschossen. Was also machen? Schnell vom Rad gesprungen und dem Kind hinterher und es kurz vor der Straße zu fassen bekommen. Ein Autofahrer legte gerade eine Vollbremsung hin, weil er das selbe erwartete, wie ich. Ob er rechtzeitig zum stehen gekommen wäre, kann ich nicht sagen, aber ich war nicht gerade begeistert davon, es auszuprobieren. Seinen Dank im Anschluss würde ich aber auch so deuten, dass er sich nicht all zu sicher war. In diesem Moment kam auch die Mutter mit mehreren anderen Kindern und einigen anderen elterlichen Begleitern angelaufen. Da das Kind wegen des Balls (und vermutlich wegen des bösen, langhaarigen Ausländers) weinte, entschied ich mich, zu helfen. Wenn schon mal Japaner den besten Sport der Welt ausüben und nicht dieses komische Baseball, muss man das ja auch unterstützen. Also schnell den Kleinen, vermutlich 5 bis 8 Jahre alt, zu seiner Mutter geschoben und los ging es. Die erste Spur war dank der Gefahrenbremsung eh noch nicht wieder befahren. Für die zweite nahm ich die Mütze ab, winkte mit ihr und machte mit der anderen Hand ein Stoppzeichen, was der Fahrer auch verstand. Also hatte ich freie Bahn, um den Ball zu holen. Blöd nur, dass dieser aufgrund der abschüssigen Straße fast auf der Gegenfahrbahn angelangt war. Nur mit einem großen Ausfallschritt konnte ich ihn noch erreichen. Noch einmal kurz Handzeichen mit den Fahrern und der Mutter den Ball entgegen geworfen. Dabei hab ich ihr auf Deutsch erklärt, sie soll gefälligst besser auf den Kleinen aufpassen. Dass sie das nicht verstanden hat, war mir in diesem Moment ziemlich egal, aber ich vermute, sie konnte aus dem Tonfall erahnen, worum es mir ging. Endlich konnte es weiter gehen. Mein Rad hat das Umfallen beim Abspringen bis auf einen total verbeulten Korb auch sehr gut überstanden Aber das ist eine Sache, die man wieder hin biegen kann. Bevor ich aber weiter konnte, musste ich noch eine Reihe von Danksagungen über mich ergehen lassen. Alle Eltern legten los und zwangen dann ihre Kinder, auch noch mit einzustimmen.
Ich frage mich langsam echt, wieso ich immer solche Aktionen magisch anziehe. Wer also ein normales ruhiges Leben haben möchte, sollte vermutlich etwas Abstand zu mir halten. Ansonsten verlief die Fahrt sehr ruhig. Zu meinem Glück hat die Regenzeit immer noch nicht komplett angefangen, so dass kleinere Ausfahren ohne weiteres möglich sind. Nebenbei ist die Zeit der Weltmeisterschaft ja endlich, wenn auch mit dem falschen Sieger, zu Ende gegangen. Endlich kann man sich wieder auf das konzentrieren, was wichtig ist. Zu diesem Zweck habe ich erst mal etwas höhere Unterstützung für den 1. FCM erbeten. Man weiß ja nie, wann man sie mal brauchen kann. Die Fotos werde ich aber noch einmal machen müssen, bei besserem Lichtverhältnis und im Trikot, dann dürften sie noch besser aussehen. Das Problem ist aber, mal einen Tempel zu erwischen, wo nicht gerade irgend welche Priester oder ähnliches rumlaufen, die diese Art von Spaß bestimmt nicht verstehen würden.
2 Kommentare
Bin gerade beim Überlegen, ob und wie man dem 1.FCM diese Bilder
vom Beten und Bitten eines Ehrenringträgers im fernen Japan
zuspielen sollte……….
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Ich versuche halt alles, damit wir eine erfolgreiche Saison haben. Als Treueringinhaber habe ich ja meine Verpflichtungen ;-P. Wenigstens kann ich von mir sagen, ich habe alles versucht. Jetzt hängt es von euch ab, im Stadion richtig anzufeuern.