Eindeutig, es ist schön, wenn der Schmerz nachlässt. So in etwa sah meine Gedankenwelt heute früh aus, als ich mich nach langem hin und her doch endlich mal aus dem Bett gerollt hatte. Was macht man also, wenn der Schmerz gerade nachgelassen hat: Natürlich fügt man sich neuen zu. Also ging es zum Campus und zum Tanzunterricht. Doch schon bei der Ankunft, schaute ich etwas verwirrt. Japaner sind zwar klein und sehen wie Kinder aus, aber die Leute, die hier rumrannten waren wirkliche Kinder. Es war Kinder-Uni und dies wurde von der japanischen Jugend auch begeistert angenommen. Man muss sagen, die Experimente waren dazu auch noch gut ausgewählt und für Kinder spannend, aber auch für die erwachsenen Begleiter sehr ansprechend.
Nach einigem Suchen und viel zu vielen überraschten Kindern, erreichte ich doch noch die Tanzklasse. Wirklich gelohnt hatte es sich aber nicht. Da ich gestern aus unerfindlichen Gründen nicht bei der Tanzklasse war, hatte Laura einen neuen Tanzpartner. Es herrschte zwar ein allgemeiner Männermangel, aber da mir eh noch genug Grundlagen fehlten, hielt ich mich doch lieber zurück. Diesen Zustand konnte Orsolya nicht aufrecht erhalten und ich bekam Sonderunterricht. Nachdem sie anfangs verzweifelte, bekam sie endlich heraus, wo ihr Fehler lag. Sie erwartete zu viel Vorwissen. Was hilft es mir, wenn sie mir irgend welche Schritte erklärt und ich sie mir vorstellen muss. Eine Zeichnung, was ich machen muss und zwei Versuche später und das Element stand. Auch der ewige Zuruf „Achte auf die Musik“ hilft mir nicht unbedingt, wenn ich nicht weiß, worauf ich achten soll. Nachdem sie das endlich raus hatte, sah es schon ganz vernünftig aus. Die Übergänge waren zwar noch etwas holprig, mit Lauras Tanzpartner hätte ich aber aus einem Grund noch mithalten können. Er ist fast genauso groß wie ich und macht beim tanzen aber auch normale Schritte, die die kleine Laura nie und nimmer reproduzieren kann. Eine Tatsache, die ich besser raus hatte. Dafür sahen die Übergänge zwischen den Elementen bei den beiden um einiges besser aus. Ich bleibe aber dabei, Tanzen wird nie meine Beschäftigung. Zum Notfall behaupte ich einfach, ich bin Japaner. Mayumi, meine Konversationspartnerin, meinte gerade, nur reiche Japaner lernen Tanzen. Die Bedeutung des Tanzen-Könnens ist hier eindeutig geringer. Immerhin meinte Orsolya, ich habe mich nicht ganz blöd angestellt. Trotzdem, damit ist der Kurs ab heute abgeschlossen und so schnell werde ich nicht mehr Walzer tanzen. Im großen Notfall heirate ich irgendwann halt in Shinto- oder Buddhistischer Weise, einfach nur, um den Hochzeitswalzer zu umgehen. Wobei, immerhin den würde ich jetzt aber hinbekommen. Den restlichen Tag verbrachte ich damit, mich ein wenig zu entspannen und dem Konsum zu frönen. Erwähnte ich schon, wie praktisch sonntags geöffnete Geschäfte sind?