Die Reisen des jungen Reik

Es ist heiß, die Luft ist trocken und ich stehe vor zwei Möglichkeiten, den Tag zu verbringen: Mir von Orsolya mal wieder den Walzer eintrichtern zu lassen oder mich mit der Saarländerin an einem Stand zu treffen und das Wasser unsicher zu machen. Schwere Frage, was ich da mache. Nein, eigentlich nicht und prompt die Badehosen eingepackt. So habe ich wenigstens einen Grund, mal wieder eine Radtour zu machen. Schon allein, da ich geiziger bin als ein Schotte. Wieso sollte ich viel Geld ausgeben für einen Zug, der dreißig Minuten fährt, wenn ich doch mit dem Rad auch schnell hinkomme. Hätte ich mich vorher mal belesen. Als ich heute mal schnell Google Maps überprüfte, traf mich fast der Schlag. Der Flughafen ist doch knapp dreißig Kilometer von meiner Wohnung. Aber egal, Rückzug gibt es nicht und aufs Rad geschwungen. Bevor ich mich aber wirklich auf den Weg machen konnte, galt es erst mal noch, eine Kopfbedeckung zu organisieren. Wer mich kennt weiß, eh ich bereitwillig eine aufsetze, muss es schon sehr schlimm sein und heute ließ die Sonne nichts anderes zu. Also schnell in einen Laden rein, eine japanische Frau geschnappt, die Alternativen vorgestellt und die, die sie am besten fand, gekauft. Endlich konnte es losgehen.

Die erste Etappe ging auch noch ziemlich leicht von der Hand, bis zu dem Zeitpunkt, wo meine Karte nicht mehr ausreichte. Ab jetzt galt es, den Weg zu erfragen. Schon die ersten Opfer machten mir sehr viel Mut. Es handelte sich um ein älteres Ehepaar. Sie erklärten mir den Weg, aber zeigten sich sehr verstört über meinen Plan. Mir wurden noch beste Hinweise auf den Weg mitgegeben und die alte Dame wollte mir am liebsten noch eine ihrer gerade gekauften Wasserflaschen mit auf den Weg geben. Das konnte ich gerade so mit dem Versprechen, viel zu trinken, abwehren. Auf dem Weg sollte sich noch einige Male wiederholen, dass Leute erstaunt über mein Ziel waren. Insbesondere hilfreich waren dabei die Hinweise auf den nahe gelegenen Bahnhof und ich solle doch mein Rad da lassen und mit dem Zug fahren. Trotzdem schaffte ich es irgendwie zum Flughafen, um meine Begleitung abzuholen.

Zusammen konnte es dann endlich losgehen. Den Strand hatten wir nur ausgewählt, weil sie gerade eh in der Nähe war und einer ihrer Freunde meinte, der Sand ist etwas dreckig, aber da schwimmen öfter Leute. Die offiziellen Badestrände kamen eh nicht in die engere Auswahl, weil die noch für zwei Wochen geschlossen sind. Als wir den Strand endlich fanden, traf uns fast der Schlag. Die Angler an diesem Strand hatten den Sand wirklich zu einer Müllhalde verkommen lassen. Nichts wurde mit nach Hause genommen, sondern einfach alles liegen gelassen. Wenigstens das Wasser war aber sauber und in der Nähe spielten einige Kinder im Wasser. Also wir hinterher. Die Wellen verhinderten zwar das Schwimmen, erfrischend war es aber auf alle Fälle und ohne Brille kann man den Sand auch schnell vergessen. So verbrachten wir knapp eine Stunde im Wasser, bis es wieder auf den Heimweg ging – meine Begleitung per Zug und ich auf meinem Fahrrad in die Nacht hinein. Als es so dunkler wurde, sah man öfter überraschte Passanten, als ich ihren Weg kreuzte oder selber nach dem Weg fragte. Auf den Dörfern scheinen Ausländer wirklich selten zu sein. Ziemlich erschöpft schaffte ich es dann doch irgendwie nach Hause. Gut, an der Erschöpfung bin ich selbst schuld. Aber ich muss sagen, ohne Rad hätte es nur halb so viel Spaß gemacht. Vor allem das Aussehen des Strandes hätte mich mehr geärgert, so konnte ich aber noch einiges von Japan sehen, mit interessanten Leuten mein Japanisch üben und gleichzeitig noch trainieren. Was will man mehr? Das kalte Nass war aber auf jeden Fall die richtige Entscheidung für diesen Tag und das Rad hat sich mittlerweile auch schon locker refinanziert. Wobei ich bei dem Rad vor allem meinen Eltern dankbar bin. Ohne die neue Sattelstange, wäre das alles nicht möglich gewesen. So werde ich wohl aber noch ein weiteres dreiviertel Jahr die Passanten auf Japans Straßen erschrecken, auf Wegen, die (vermutlich) noch nie ein Ausländer gefahren ist.

2 Kommentare

    • Daniel auf 11. Juli 2010 bei 18:05

    du hättest sagen müssen, dass du mit deinem fahrrad wegfliegen willst. ich wette das hätten die gekauft 😉

    • admin auf 11. Juli 2010 bei 18:23
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    Mhhh, nächstes Mal. Gute Idee! Wobei ich das Rad glatt wirklich mit nach Deutschland nehmen würde. Von der Qualität ist es wirklich gut, nur der Rahmen könnte etwas größer sein.

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