Matsushima, angeblich einer von Japans drei schönsten Orten, stand heute auf dem Schlachtplan der furchtlosen Gaijins. Dementsprechend ging es heute 9.00 Uhr für eine dreizehnköpfige Delegation auf die ca. dreißig minütige Fahrt nach Matsushima – auf Deutsch: Kieferninseln. Kieferninseln? Bin ich in Deutschland nicht auch gegen Kiefern allergisch? Richtig geraten! Und so ist es auch hier. Plötzlich begann die Nase zu laufen und die Augen zu tränen – aber nichts, was eine deutsche Allergietablette nicht heilen kann. Nebenbei: ich kann mir eine Allergie auch gar nicht erlauben, die Taschentücher hier sind so schlecht, dass sie schon vom Anschauen reißen.
Trotz allem wurde es ein sehr interessanter Trip. Die Koreanerinnen, die nie wieder mit uns losziehen wollten, waren wieder mit am Start und fluchten bei jedem noch so kleinen Hügel. Aber auch Christian mit seiner Ehefrau waren z.B. vertreten und waren für Turteleien zuständig. Mit unserem Auftreten haben wir auf jeden Fall wieder einigen Eindruck hinterlassen. Besonders auffällig sind aber die Reaktionen auf die Feststellung, dass wir Studenten sind. Aufgrund unserer Gruppengröße und Auffälligkeit wurden wir heute öfter angesprochen, woher unsere Reisegruppe komme. In Deutschland heißt es bei dem Wort Studenten meist: „Ach, faule Bande, die den ganzen Tag nur feiert.“. Hier wäre dass zwar sehr angebracht, im Endeffekt wird hier aber immer herausgestellt, wie intelligent wir doch sein müssen, wenn wir Studenten sind – und dann auch noch an der Tohoku, die immerhin als drittbeste öffentliche Universität des Landes gilt.
Matsushima selber ist mehr oder weniger ein Küstenabschnitt mit mehreren Tempeln und vielen kleinen Inseln, von denen drei per Brücke erreicht werden können. Dementsprechend ist der Aufenthalt besonders für Naturliebhaber interessant. Auf der einen Insel kann man sogar den Strand erreichen, muss sich dafür aber einen kleinen steilen Weg an einem Seil entlang hangeln. Wieder einmal stellten dabei die Koreanerinnen ihre Bergaffinität unter Beweis und kamen ab der Mitte nicht mehr weiter. Das ließen sich der Brasilianer und ich nicht schon wieder antun, also hat er das Seil festgehalten und ich bin rauf und habe mir die Damen nacheinander geschnappt und sie runtergeschleppt. Zum Glück sind beide nur halbe Portionen und wiegen nicht sehr viel. Die Inseln sind auf jeden Fall nett anzuschauen, auch wenn das Wasser etwas sauberer sein könnte.
Was macht der Student zum Mittag, wenn er schon mal am Meer ist? Natürlich Sushi essen! Wir orderten 4 Menüs für sechs Personen und teilten uns das Essen auf. So viel Unbekanntes hatte ich schon lange nicht mehr auf dem Tisch, aber ein echtes Sushi-Restaurant in Japan ist schon etwas anderes als in Deutschland. Da merkt man die lange Ausbildung und es schmeckt einfach anders. Auch Leute, die in Deutschland mal ein Supermarkt-Sushi oder ähnliches gegessen haben und es eklig fanden, sollten, wenn sie nach Japan kommen, unbedingt mal echtes Sushi testen.
Gestärkt von dem Essen wollten sich die werten Studenten dann auf den Heimweg machen. Da haben sie aber die Rechnung ohne den Wirt, beziehungsweise ohne Orsolya und Reik gemacht. Wir entschieden, dass ein früheres Verschwinden langweilig wäre und zogen noch mal los, um Tempel zu erkunden und die Spezialitätenküchen unsicher zu machen.
So besuchten wir noch einen sehr interessanten Tempel. Später stellte sich heraus, dass sein Leitmotiv in der Suche nach einem Freund oder einer Freundin besteht. Passenderweise war der Tempel auch von den Japanern ziemlich gut besucht. Neben schöner Natur und einem Zen-Garten wurden Liebesamulette, Statuen für ewiges Liebesglück und sehr teure Amulettketten verkauft, die dem Liebesleben auf die Sprünge helfen sollen. Die Japaner wissen schon, wie man aus so was ein Geschäft macht.
Ich glaube, das nächste Mal sollte ich mir auch einige Amulette besorgen. Ich wüsste da in Deutschland einige Personen, die dafür gute Verwendung hätten. Den Gebeten in den Schreinen vertraue ich irgendwie nicht so in diesem Bereich. Wer weiß, ob die angesprochenen Götter Deutsch können und auf der anderen Seite ist es mir zu unsicher, wo ich bete. So haben, wie wir später herausbekamen, unsere Venezualerinnen heute an einem Tempel für „sichere Geburt“ gebetet, das wäre mir dann doch etwas zu schnell. Morgen werde ich dann die Golden Week in Ruhe ausklingen lassen und dann geht auch schon der Ernst des Lebens wieder los. Aus diesem Grund musste ich auch noch ein Geburtstagsgeschenk für meine Tutorin besorgen. Was schenkt man einer Japanerin, die man kaum kennt? Die Frage ist schon in Deutschland schwer genug, aber hier, wo Geschenken noch eine viel größere Bedeutung zufällt, war das eine echte Qual. Zum Glück hat mir Orsi sehr geholfen und wir haben ihr ein handgefertigtes Lesezeichen und einige Süßigkeiten aus Matsushima geholt. Ob es ihr gefallen hat, werde ich dann in den nächsten Tagen berichten.
1 Kommentar
hey, ich hoffe es kommt nicht zu spät aber wenn möglich verpack das geschenk noch ziemlich aufwendig!!!