Ohne Rad ist es kein Sendai

Noch immer, zwei Jahre nach dem Verlust, trauere ich. Mein Fahrrad, das gute alte ?Reisender? – nach einer Inschrift, die auf ihm stand – wurde bekanntlich durch Shimizu verloren. Wie sich mittlerweile ergab, wohl durch Shimizus eigenes Verschulden. Wie ich zwischen den Zeilen hörte, hat dieser es wohl im Gedanken, dass es sich um ein einfaches Rad handelt, vor der Tür der Uni stehen lassen, ohne es zu verschließen. Dort fiel es dann jemandem in die Hände. Damit hat Shimizu gleich zwei Fehler gemacht. Erstens handelt es sich nicht um ein normales Rad, sondern um mein Fahrrad und damit eines der besten im Vergleich zu den sonst rumstehenden Schrottmühlen. Und zweitens kann man auf das Anschließen verzichten, wenn der Sattel so hoch ist wie bei mir. In seinem Fall geht es aber nicht so einfach. Egal, was geschehen ist, ist geschehen und ich stehe vor dem Problem, wo ich wieder ein Rad herbekomme. Die gute alte ?Todesfalle?, eigentlich von Fumiyo nur ausgeliehen, steht zwar immer noch vor der Tür, nur sind da beide Reifen platt und all die anderen Fehler würden bei einer Reparatur den Preis eines neuen Mountainbikes von Amazon veranschlagen, selbst wenn ich es alles selber mache. Zum Glück steht ?Kamikaze? direkt daneben. ?Kamikaze?, den Namen verdankt es der Tatsache, dass die Bremsen nicht wollen, Kugellager als nicht wirklich mehr vorhanden gelten müssen und – als Orsolya im Sommer damit gefahren ist – der Reifen nachgab. Das ist aber bei all den Löchern im Mantel kein Wunder. Kurzerhand besorgten wir also neue Bremsen und einen neuen Mantel mit Schlauch und die Großreparatur fing an. Den Titel ?Kamikaze? verdient es zwar weiterhin und wer mich sucht, braucht nur auf die ?Banzai!!!!?-Schreie achten, die meine Umgebung warnen sollen. Aber ich bin wieder mobil. Um diese neue Mobilität zu testen, schnappte ich mir kurzerhand das Rad und es ging auf meine Stammtour nach Izumi. Der Sattel ist zwar viel zu niedrig, aber es wurde eine angenehme Fahrt. Es hat sich zwar im Norden nicht viel geändert, aber es gibt jetzt vermehrt echtes Brot und keine Kuchenmischung, wie ich auf dem Weg feststellen durfte. Auch die Mischung Calpis und Erdbeermilch findet meine vollkommende Zustimmung.

Viel überraschender wurde dafür der Abend. Spät abends entschied ich mich für meine Leibspeise in Japan – Okonomiyaki in meinem Stammlokal. Diese Art Pfannkuchen mit spezieller Sojasoße dürfte den meisten Lesern bekannt sin, denn seit mehreren Jahren verbreite ich diesen göttlichen Geschmack in Deutschland. Mein Stammlokal hatte nun europäische Variationen. Schon die deutsche Edition mit Kartoffeln und Würstchen, ließ mich zusammenzucken. Als wir aber sahen, dass die italienische Fassung wirklich mit Ketchup und geriebenem Parmesan ausgeliefert wird, war es um mich geschehen. Wie kann man eines der genialsten Gerichte der Welt so verstümmeln? Da lobe ich mir meine Hiroshima-Variation, für die ich sogar freiwillig viel Fisch aß. In einer anderen Sache habe ich erfahren, dass meine Freunde aus Brasilien wirklich die Club-WM gewonnen haben, was mich persönlich für meine Mitreisenden aus dem Hinflug freut und die Unterstützerzahl von Rund 20.000 Mitgereisten ist wirklich beachtlich. Hut ab!

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