Japanische Wahlen

Was soll dieser Krach? Nicht mal in Ruhe schlafen kann man heutzutage mehr. Das Mafumafu hat länger gedauert als gedacht und ich dachte, ich kann den Samstag genießen. Aber Pustekuchen, jemand in der Ferne erzählt mir irgend etwas in einer erregten Stimme. Hat Korea den Krieg erklärt? Gozilla ist erschienen? Oder hatten die Mayas doch recht? Nein, nachdem ich mich gesammelt hatte wurde klar, es handelt sich um Wahlwerbung, die seit acht Uhr morgens vor dem nahen Supermarkt abgespielt wird. In einem Ton, als ob bei einer Nichtwahl des Kandidaten die Welt untergeht, versuchte er für 5 Stunden die letzten Stimmen zu erhaschen. Die Wahlen sind hier vor Ort aber ein wirklich großes Ding. Überall in der Innenstadt stehen Kandidaten mit weißen Handschuhen, um die Hände der Passanten zu schütteln und mit dieser Geste der Unterwürfigkeit aus japanischer Sicht, diese von ihrer Volksnähe und Demut gegenüber dem Wähler zu überzeugen. Aber auch die Japaner scheinen es ernst zu nehmen. So ist Masami extra drei Stunden nach Gunma mit dem Shinkansen gefahren (für über 120 Euro für eine Fahrt) nur um zu wählen. Welcher Deutsche würde sich sowas schon antun?

Ansonsten fiel dieser Tag aber leider sprichwörtlich ins Wasser. Angedacht war eine Fahrt nach Matsushima. Strömender Regen lies mich das aber überdenken und lieber einiges Vorbereiten, falls mein hoffentlich zukünftiger Betreuer noch einige zusätzliche Informationen benötigt. Am Abend ging es dafür über den Pageant of Light. Verdrängt man den Stromverbrauch, so ziehe ich diese Art des Weihnachtsmarktes jedem deutschen vor. Drei Straßen lang werden alle Bäume mit Lampen beleuchtet und erfüllen noch heute, 30 Jahre nach dem ersten Pageant of Light, den Zweck, den grauen Dezember für die Japaner zu erhellen und ihre düsteren Gedanken zu vertreiben. Bei Europäern funktioniert dies ebenfalls wunderbar, auch wenn ich an jeder Ecke Thomas Stand vermisst habe, der früher immer zum Verbleiben einlud. Zum Abschluss an diesen Weihnachtsmarkt ging es dann noch zum Odenrestaurant. Oden, das sind Gemüse- und Fischstücke, welche in einer heißen Brühe an einer Feuerstelle am Platz gekocht werden und sehr interessant schmecken. Dazu gibt es einen wie Senf aussehenden Wasabiableger in Gelb, welcher die Schärfe von Wasabi weit überschreitet. Etwas Besseres und Wärmeres gibt es im Dezember wirklich nicht zu essen. Mein Favorit war aber ein Oktupusarm, welcher wie ein kleiner Oktopus zurechtgeschnitten wurde. Der war fast zu schade, um ihn zu essen.

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