Yamagata

Es gibt Orte in Japan, die selbst ich noch nicht besucht habe. Yamagata ist einer von diesen. Eine Autostunde von Sendai gelegen, kannte ich diesen Namen nur vom Kirschen pflücken einiger Mitstudenten und als Richtung, um Yamadera, einen meiner drei schönsten Orte Japans, zu erreichen. Heute sollte es aber in diese Richtung gehen. Maryam, meine Türkisch-Iranische Bekannte, hatte mit ihrem Stipendium damals zwar an der Tohoku Universität angefangen, wurde aber nicht wie gewünscht in das Fach Kunst gesteckt, sondern landete in Kunstgeschichte. Kunstgeschichte hat nun gar nichts mit ihren Vorstellungen zu tun gehabt, aber die japanische Regierung dachte, dass es ja fast das Selbe ist. Notgedrungen suchte sie sich so nun eine andere Universität und was läge näher, als eine Kunstuniversität in Yamagata. Als einzige Ausländerin ist sie zwar dort ein Exot, aber ihre Leidenschaften kann sie dort voll ausleben.

Eine Besonderheit dieser Uni sind die Ausstellungen. Mehrmals im Jahr müssen die Studenten auf Note ihre geschaffenen Werke ausstellen. Zu diesem Zweck bat Maryam um moralische Unterstützung, der wir nur zu gerne nachgekommen sind. Anstelle sich wie jeder Japaner einfach nur langweilig vor ein Bild zu stellen und dieses zu erklären, entschied sich die erste iranische Rapperin für einen Bühnenauftritt mit selbstgemachtem Musikvideo. Für die anwesenden Japaner war dies zwar erst einmal eine Umstellung, gefallen hat es ihnen dann aber wohl doch. Da es einen eklatanten Mangel an Helfern gab, wurden kurzerhand auch wir Gäste eingebunden. So wurde mir für den Videomitschnitt in Erinnerung an den angeblichen Paparazzi Reik kurzerhand die Kamera in die Hand gedrückt. Diese Hilfe wurde mir auch zum Verhängnis, als Frau Omori plötzlich vor mir stand. Der ?Pate? von Sendai war doch tatsächlich auch gekommen und bombardierte mich gleich mit Fragen und der Aufforderung, sie doch endlich bei Facebook zu adden und sie nach der Rückkehr nach Sendai doch gefälligst anzurufen. Ich mag die Dame ja eigentlich, aber dieses nörgelnde, dass man sich vor dem Flug nach Sendai nicht angemeldet hat, ist wirklich anstrengend. Als Ausgleich dafür trafen wir im Anschluss die alten Gasteltern von Maryams Freund Nathan. Diese wollten uns eigentlich nur zum Bahnhof fahren, luden uns dann aber doch noch schnell zum echten Chinesen zum Essen ein. Vergesst dabei alles, was ihr aus Deutschland kennt, es ist kein Vergleich, aber sehr gut. Nur die arme Orsolya wurde verdächtigt, Vegetarier zu sein, weil sie erklärte, ich würde kein Fleisch essen. Den Part, das es sich um mich handelt, ignorierten sie einfach und folgerten, dass wenigstens ich so aussehe, als ob ich vernünftig essen würde. Was für eine Fehleinschätzung! Den anschließenden Kampf, wer zahlen darf, verloren wir dann und so hatten wir von uns Unbekannten ein freies Essen bekommen. Was will man mehr!

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