Abpfiff

Und pünktlich nach 29 Tagen wird die Verlängerung des Auswärtsspiels abgepfiffen. Die Spieler sind unzufrieden und sehen so aus, als ob sie sich mit dieser Verlängerung nicht zufrieden geben wollen. Doch fürs Erste erklingt die Pfeife und eine Pause steht an. 29 Tage, sind wirklich so viele Tage vergangen, seit Dennis und ich aufbrachen, um einmal mehr das Land der aufgehenden Sonne zu bereisen? Die Zeit verging so schnell und so viel ist passiert, als dass es mir wie die volle Länge vorkommen könnte. Dafür, dass wir vor einem Monat gerade mal ein Hotel in Tokyo gebucht hatten und keinen einzigen Plan außer dem üblichen (Essen, Schlafen und Fußballspiele schauen) gemacht hatten, verlief der Urlaub sehr geordnet. Erleichternd kommt wohl hinzu, dass Dennis und ich ein super Team in solchen Belangen sind. Ich finde nicht, dass wir weniger als bei einem durchgeplanten Urlaub gesehen haben, eher im Gegenteil.

Die erste Halbzeit, also der Urlaub mit Dennis und mir, war geprägt vom Wandern, super Essen und viel Kultur. Alles fühlte sich wie Urlaub an und ich kann mich nur bei Dennis bedanken, dass er immer mitkommt. Denn ohne ihn würde ich nie so viel Unterschiedliches ausprobieren, da ich ihm doch immer etwas bieten will. Highlight unserer Reise war wohl Hokkaido, besonders unser Vulkan-Fluss, wobei wir Hokkaido irgendwann noch einmal etwas mobiler bereisen müssen. Aber auch Tanabata, mit all den Beobachtern des Yukata, war ein Erlebnis, welches weder er noch ich wohl so schnell vergessen werden.

Die zweite Halbzeit der Verlängerung, ohne Dennis und in Sendai, entsprach dem gesamten Gegenteil. Es fühlte sich nicht wie Urlaub an, sondern wie eine Heimkehr. Verstärkt durch das Gefühl, eine Wohnung zu haben, zu der man am Abend zurückkehrt und gespeist von vielen alten Freunden, angeführt von Orsolya, Shimizu und Mohamed, war ich nicht mehr im Urlaub, sondern wirklich heimgekehrt. Dinge, die mir fast ein und ein halbes Jahr gefehlt haben, waren auf einmal wieder so, als ob ich nicht weg gewesen wäre. Aus diesem Grund bin ich auch weniger erholt, als in dem Teil der Reise mit Dennis, aber trotzdem bin ich entspannt zurückgekehrt. Sendai ist eine zweite Heimat für mich geworden, fast mehr als Göttingen, in welchem ich noch viel länger gelebt habe und wenn nicht zwei Probleme existieren würden, ich könnte wohl für immer bei den Japanern, deren Mentalität ich sehr mag, leben. Die Tatsache, immer ein Ausländer zu sein und die anstrengende Sprache hindern mich aber, diesen Gedanken auch nur im Kleinsten umzusetzen. Auf der anderen Seite haben mich das Kindercamp und das dabei ausgesprochene Angebot, doch in Japan als Englischlehrer zu arbeiten, zum Nachdenken gebracht. Falls es auf längere Sicht nichts mit einem Doktorplatz in Deutschland wird, werde ich nicht nur nach beruflichen Alternativen in Deutschland suchen, sondern auch eine Arbeit in Japan für eine Zeit in Betracht ziehen. Die Welt ist groß und vernetzt und für meinen späteren Lebensweg würde es nicht schaden. Bis es soweit ist, wird aber noch viel Wasser die Elbe runterfließen.

Ich bedanke mich noch einmal bei allen Lesern, welche mir die Treue gehalten haben, bei Dennis und allen Freunden aus Japan, die diesen Urlaub für mich unvergesslich gemacht haben. Und dann entschuldige mich jetzt – ich brauche Urlaub vom Urlaub und fliege erst einmal für zwei Wochen nach Ungarn zum Segeln.

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