Tag 24 – Alleine

Da haben wir es nun, das erste Mal in drei Wochen habe ich mir einen Sonnenbrand abgeholt, dazu noch auf beiden Armen. Dieser Umstand ist dahingehend nicht wirklich bedauerlich, denn ich kann mich ab jetzt schonen. Um sechs Uhr mussten Orsolya und ich zum Bahnhof, um sie Richtung Ungarn zu schicken. Ich dagegen bleibe noch eine Weile und darf die Wohnung weiter nutzen.

Das beste Mittel gegen das Allein sein ist bei mir immer das Radfahren. Leider ist mein ?Reisender? immer noch verschollen, so dass ich mich für ?Todesfalle? entschied und mit ihm zu meiner Lieblingsstelle am Meer fuhr. Womit ich nicht gerechnet hatte war die Tatsache, dass man nicht mehr zum Meer kommt. Hier, an den Außengrenzen Sendais, merkt man das Erdbeben doch noch etwas mehr. Viele Gebäude werden restauriert oder neu gebaut. Wie man an den Rissen in den Wänden sieht, ist das ein wichtiges Vorgehen. Den eigentlichen Strand erreicht man nicht, da davor große Haufen von Trümmern gesammelt wurden. Zu allem Überfluss verfuhr ich mich auch noch auf dem Rückweg, so dass ich relativ spät nach Hause gekommen bin. Es ist schon traurig mit anzusehen, wie viele Friedhöfe mit neuen Gräbern versehen sind und neu angelegt wurden. Die Straßenschäden auf der Strecke zeigen dir die Zerstörungskraft, die die Welle innehatte. In Sendai selber merkt man dagegen davon rein gar nichts.

Nach meiner Rückkehr traf ich mich mit einem alten Bekannten. Es war Mohamed – mein Lieblingsarzt und Hardcore-Barca-Fan. Eigentlich sollte ich mit ihm Supercup in Spanien schauen, wegen dem wenigen Schlaf gestern werde ich aber wohl passen müssen. Dafür lud er mich zum Essen ein und wir holten die alten Geschichten wieder raus. Mit seinen zwei Jahren in Sendai hatte er auch mehr als genug zu erzählen, so dass es ein sehr kurzweiliger Abend wurde. Interessant wurde das Treffen mit Mohamed noch aus zwei weiteren Gründen. Zum einen durchschritten wir gerade Kukubuncho, als man uns junge Chinesinnen für gewisse Dienste anbot. In Anbetracht der Tatsache, dass in Japan Prostitution verboten ist, war das ziemlich gewagt. Viel mehr zu denken gibt mir aber die Tatsache, dass mir das diesen Urlaub schon zum zweiten Mal passiert ist. Sehen meine Begleiter und ich immer so verzweifelt aus? Wobei man dabei zu meiner Verteidigung sagen muss, dass immer die Begleiter angesprochen wurden und ich außen vor blieb, vielleicht liegt es doch an den Freunden. Weiterhin fielen mir viele Taxis mit zwei Fahrern auf. Eine Nachfrage bei Mohamed ergab die geniale Masche der Japaner. Es handelt sich um Taxis für Betrunkene. Sollte jemand betrunken sein, so ruft er diese Taxis und ein Fahrer fährt das Auto des Betrunkenen nach Hause und der zweite Fahrer nimmt den ersten dann wieder mit zum Ausgangsort. Das ist eine einfache und geniale Methode und der Anzahl der Taxis zufolge auch komplett akzeptiert.

Morgen werde ich wohl mal bei Frau Omori vorbeischauen. Es haben sich ja auch schon Blog-Leser und Facebook-Nutzer getrennt voneinander beschwert, dass ich die ältere Dame doch mal treffen soll. Vielleicht kennt sie ja mal wieder Jemanden zum Verkuppeln.

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