Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Ein Jahr habe ich im wunderschönen Sendai gelebt und nie ist es passiert, dass ich wirklich zu einem Mitstudenten nach Hause eingeladen wurde. O.k., ich war schon bei Shimizu zu Hause, aber auch nur, weil wir irgendwann einmal eine Bewerbung für den Sommerkurs geschrieben haben. Heute sollte sich das ändern, denn ich war offiziell bei ihm zu einer Takoyaki-Party eingeladen. Bei Takoyaki handelt es sich um Teigtaschen, welche mit Oktopus gefüllt werden. Eigentlicher Grund der Einladung war aber nicht etwa, dass man mir eine Freude machen wollte. Es war eine Diskussion zwischen Shimizu und seiner Freundin, welche er in Göttingen beim Sprachkurs kennengelernt hatte, vorausgegangen. Streitpunkt war niemand anderer als ich und der Diskurs, ob ich das Zeug essen würde oder nicht. Shimizu vertrat den bejaenden Standpunkt und sie den anderen. Kurzerhand wurde ich und damit auch Orsolya eingeladen.
Bevor es so weit kommen konnte, galt es aber erst einmal zu shoppen. Man kann zu einer Party doch nicht ohne Gastgeschenk auftauchen. Deshalb entschieden wir uns für eine Pudding-Variation als Nachtisch. Bevor dieser aber angerichtet werden konnte, ging es erst einmal an einen Ort, den ich bisher diesen Urlaub etwas negiert habe – die Tempel. Direkt in der Nähe der Wohnung befindet sich der Hachiman-Schrein, einer der wichtigsten Schreine der Stadt. Bei bestem Wetter erklommen wir die Stufen, um den Schrein, genau auf die Bedürfnisse der Stadt eingerichtet, zu sehen. Fünf verschiedene Sendaier Mannschaften, vom Fußball bis zum Volleyball, hatten sich hier verewigt und für eine erfolgreiche Saison gebetet. Bei Vegalta hat es bis zu den letzten beiden Spielen gut geklappt, weshalb man dieses Vorgehen vielleicht einmal in Deutschland probieren sollte. Dazu wurden auch Glücksbringer mit Vegalta-Aufdruck verkauft, welche den Erfolg vergrößern sollen. Beim FCM ist das auch nötig. Kurzerhand ließ ich mir ein normalen Sporterfolg-Talisman auf den FCM weihen. Jetzt muss es nur noch wirken, aber immerhin kann ich sagen, dass ich alles versucht habe.
Nach den Talisman-Einkauf und dem normalen Einkauf konnte die Party losgehen. Gefeiert wurde in Shimizus kleinen, aber feinen Hütte. Sogar einen neuen PC hat er dort stehen. Nach dem Sommersprachkurs hatte sich Shimizu die Sachen per Post geschickt. In diese Kiste hat Kawamura jetzt einen PC eingebaut. Für das Gericht wird Teig so lange in runden Formen gedreht, bis es sich um runde Bälle handelt, welche dann mit Sojasoße und Majo verspeist werden. Für eine große Gruppe, wie wir waren, ist Takoyaki auf jeden Fall eine schmackhafte Variante. Zusätzlich sprach Shimizu in sehr gutem Deutsch mit mir und er machte seinem Ruf, dass er anstatt Bauch ein schwarzes Loch hat, alle Ehre. Von den Bällen, welche sie uns eigentlich später mitgeben wollten, wurden die meisten von uns gleich verdrückt. Die Damen haben schon nur noch die Augen verdreht.