Tag 19 – Heimspiel gegen den Meister

Das war gestern ein Tag! Nach dem Kidscamp brauchte ich heute länger, um wieder auf volle Stufe zu gelangen. Das Ergebnis war ein sehr entspannter Tag. Diese Entspannung wurde nur durch Fußball unterbrochen. Es ging zum Spiel des amtierenden Meisters Kaschiwa Reysol, dem lebenden Beweis, dass Aufsteiger Meister werden können.

Orsolya wollte mich begleiten. Obwohl wir frühzeitig losgingen, schafften wir es erst fünf Minuten vor Spielbeginn ins Stadion. Das war aber noch früh genug, um die lautstarke Begrüßungsmusik der Fans für die Mannschaft zu sehen und zu hören. Anders als in Deutschland machen die Japaner beim Fußball die Einlaufmusik selber. Das war ein beeindruckender Anblick, der selbst Orsolya sehr gefiel, obwohl es ihr erstes Spiel war. Leider fanden wir unsere eigentlichen Plätze nicht. Kurzerhand bot eine Japanerin Orsolya einen Sitzplatz an, welcher auch dringend notwendig wurde, da ihr Bein nach einem Unfall im Kidscamp wieder anschwoll. Ich selber stand davor, was semi-optimal war. Neben Orsolya saß eine Japanerin mit Mutter, deren Freund neben mir stand. Als er meinen Platz einnahm, stellte ich mich einfach hinter ihn und schaute über seinen Kopf hinweg. Seine Freundin fand das Bild so witzig, dass sie einen Lachkrampf bekam und wir ins Gespräch kamen. Zur Halbzeitpause tauschten wir dann Schokolade gegen eingelegte Gurke.

Trotz allem war das aber noch nicht mein Platz. Kurzentschlossen suchte ich ihn in der Halbzeit noch einmal und wurde fündig. Lautstark und umarmungsreich zeigten sich meine Fußballfreunde, als sie mich erkannten. Über ein Jahr haben wir uns jetzt nicht gesehen und die Kinder sind alle älter geworden, aber alle haben mich sofort erkannt. Mit Orsolyas Hilfe waren diesmal auch Gespräche möglich. Meine Sapporo-Reise mit ?Auswärtsspiel? beeindruckte sie und ansonsten erzählten sie Orsolya, wie toll ich doch angeblich sei. Einer der Männer brachte uns auch gleich ein Bier und zum Ausgleich tauschte ich deutsche Schokolade und Misaki erhielt einen Schal vom 1. FCM. Dazu muss man wissen, dass mich zu Hause nach 6 Monaten Funkstille ein Paket aus Japan mit vielen Fußballutensilien erreicht hatte. Nach ewigen Zeiten hatten sich meine Fußballfreunde endlich gemeldet und mir Süßigkeiten und Vegalta-Fanutensilien geschickt. Misaki, eines der kleinen Mädchen der Gruppe, hatte dazu ein Bild von mir gezeichnet. Der Schal war die richtige Belohnung und Orsolya hatte bei der Familie sehr viel Spaß. Umso trauriger war am Ende dann der Abschied.

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Das Spiel selber endete mit einem klassischen 0:0. Reysol sollte nur kontern, scheiterten aber meist am gut aufgelegten Torhüter. Sendai dagegen machte das Spiel und scheiterte am fehlenden Abschluss. Warum muss eine Mannschaft mit vielen Spielern unter 180 cm auch versuchen, die Tore alle durch Kopfbälle zu erzielen? Ich meine, ein einfacher Torschuss ist doch eigentlich nicht so schwer. Auffällig war auch die Schwäche des Spielmachers von Vegalta Sendai. Früher war er einer der besten Spieler, heute ist er nur noch Mitläufer. Zum Glück bin ich nicht Trainer, ich hätte ihn schon lange runtergenommen. Dafür waren die Fans noch lautstärker, als sie es früher waren. Das Spiel hat sich also gelohnt, trotz der Hitze, welche das Schauen zur Tortur machte. Es geht doch nichts über alte Bekannte!

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