Tag 8 – Von der Insel auf die Insel

Hachinohe ist eine kleine Hafenstadt an der Nordküste Japans. Vor fast genau zwei Jahren besuchten Dennis und ich diese Stadt, da wir in Ermangelung eines Railpasses auf Hokkaido verzichteten. Jetzt sollte dieses Versäumnis nachgeholt werden. Mit dem Shinkansen ging es nach Hakodate. Hakodate ist eine Hafenstadt am Südzipfel Hokkaidos, welche im neunzehnten Jahrhundert als eine der ersten japanischen Städte für Ausländer freigegeben wurde. Dies lässt sich auch sehr gut an der Architektur der Stadt feststellen, welche durchaus westlichen Einfluss vorzuweisen hat. Die eigentliche Reise begann dabei mit hohen Erwartungen. Mein alter Kumpel Shimizu hat lange in Hakodate gewohnt und spricht nur in den höchsten Tönen von der Stadt. Über die Zugfahrt dorthin konnte er uns aber auch nicht viel berichten, da er bei seinem Umzug aus Hakodate die Möbel seinen Eltern anvertraut hatte und selber innerhalb von fünf Tagen mit dem Rad nach Sendai gefahren ist. Eine Radtour durch Japan wäre nebenbei noch eine meiner großen Lebensziele, muss aber noch warten, denn dafür fehlt uns die Zeit.

Der Shinkansen von Sendai benötigt für die Strecke nach Hakodate im Gegensatz zu Shimizus fünf Tagen nur vier Stunden. Er ist auch mit allem Luxus ausgestattet, was die Fahrt sehr angenehm werden lässt. Die Fahrt nach Hokkaido wird dabei durch einen Unterwassertunnel vollzogen, was uns wiederum die anstrengende Fährfahrt ersparte und dabei auch um einiges günstiger war. Um 15 Uhr erreichten wir Hakodate und es war genau das Gegenteil, was wir erwartet haben. Nach Shimizus Beschreibungen erwarteten wir eine Metropole wie Sendai. Vorgefunden haben wir dagegen eine Stadt, welche eher mit obengenanntem Hachinohe, nur mit mehr Einwohnern, vergleich bar ist. Man merkt der Stadt ihren einstigen Glanz an jeder Ecke an, nur heute ist er stark verblasst. Dies lässt sich auch an unserem Hotel feststellen, welches ebenfalls garantiert schon bessere Tage gesehen hat, aber für die Übernachtungen ausreichend ist.

Nach dem Check In hatten wir noch genug Zeit, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Hakodates zu erkunden. Da wir dank Orsolya in den letzten Tagen etwas von Gewaltmärschen verschont geblieben sind, wobei das Laufen in Yukata und Holzschuhen durchaus ein Workout ist, wurde es doch mal wieder Zeit für einen vernünftigen Spaziergang. Irgendwo in ein paar Kilometern Entfernung sollte der Grundriss einer alten Festung nach europäischem Vorbild zu finden sein. Diese wurde erbaut, um Japans Küste vor eben jenen Ausländern zu schützen und die Abschließung des Landes zu garantieren. Auf der anderen Seite wurde Hakodate als Stützpunkt für die Eroberung des Landes von den Ureinwohnern durch die Zentraljapaner genutzt. Leider nutzen auch die besten Touristenkarten nichts, wenn Dennis und ich immer etwas potentiell Interessantem folgen. Kurzerhand wurde aus dem Folgen einer geraden Straße ein ungeheuerlicher Zickzackkurs. Durch diesen sahen wir aber auch coole Dinge wie das Meer vor Hakone und mehrere Tempel. Die Karte war für unsere Strecken auch nicht ausgelegt und wir können der Ladenkette ?seven eleven? danken, dass sie viel Geld für die Erwähnung auf den Touristenkarten investiert. Damit wurde eine grobe Orientierung anhand der Läden ermöglicht.

Angekommen an dem Viertel, bestiegen wir erst einmal einen 107 Meter hohen Turm. Von dort aus konnte man die Ausdehnung der Stadt erkennen, welche aus diesem Blickwinkel erst richtig imposant wirkt.

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Auch die Ausstellungsmethode, bei der die Geschichte der Stadt mit Dioramen und dazugehörigen Comics gezeigt wird, konnte sich sehen lassen. Im Vergleich zu gleichwertigen europäischen Ländern war das aus Historikersicht genau richtig und sprach offensichtlich auch die betroffenen Zielgruppen an. Im Anschluss ging es durch das alte Ford Richtung Berg Hakodate. Sehr zu meinem Bedauern mussten wir diesen nicht besteigen, sondern eine Seilbahn erlaubte uns, mit rund 50 anderen Japanern den Weg nach oben zu nehmen. Die Nachtaussicht entschädigte uns für alle Strapazen des Anstellens und Drängelns. Einmal mehr fehlte uns aber die richtige Ausrüstung für die Fotos und 50 Euro für eines der durch Angestellte gefertigten Bilder lassen sich dann doch nicht mit unseren Plänen und Finanzen vereinbaren.

Mit diesen beiden Plätzen haben wir nun alles von Hakodate gesehen, besonders das Nachtbild ist berühmt. Morgen geht es deshalb in einen Nationalpark und danach geht es wohl in das bekanntere Sapporo. Trotz allem ist Hakodate eine Reise wert, wenn auch maximal für zwei Tage.

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