Tag 3 – Das kann doch nicht weit sein?.

Ein bekanntes Problem bei durch Dennis und mich veranstalteten Touren ist die Tatsache, dass Karten immer kleiner und ungefährlicher aussehen, als es die Strecken in der Realität sind. Als vor einigen Monaten in Göttingen das Flugticket geholt wurde kam die Nachfrage, ob wir körperliche Beschwerden hätten oder ob diese Plätze im Flugzeug für uns unbedenklich sind. Für den Hinflug konnte ich es garantieren, für den Rückflug allerdings nicht mit hundertprozentiger Sicherheit, was die Verkäuferin verwunderte. Heute bewiesen wir erneut, warum für unsere körperliche Verfassung nie garantiert werden kann.

Nach den langläufigen Gewaltmärschen der letzten beiden Tage entschieden wir uns für etwas Entspannung. Ziel des heutigen Tages war Hakone. Hakone ist ein kleiner, in mehrere Stadtteile aufgeteilter Ort, welcher in der Nähe des Fuji an einem See liegt. Bei klarem Wetter hat man einen grandiosen Blick auf den Fuji. Ausländer und auch Japaner, welche Entspannung vom Stress in Tokyo suchen, verbringen dort ihre Freizeit. Besonders die heißen Quellen dieser Region sind dabei legendär. Ruhe und Entspannung, dies sind wiederum zwei Worte, die in unserem Wortschatz nicht vorkommen. Nachdem wir unseren JR Pass das erste Mal für den Shinkansen eingeweiht hatten, erreichten wir den ersten Teilabschnitt von Hakone. Mit einer kleinen Eisenbahn ging es auf engsten Bergfaden langsam immer weiter in die Höhe. Wir erreichten die Verbindung von der Eisenbahn zum See Ashi, mit Blick auf den Fuji. Diese Verbindung sollte eigentlich mithilfe einer Kabelbahn und einer Seilbahn geschehen, wir entschieden uns aber zu unorthodoxeren Mitteln, denn fahren kann schließlich jeder. Wir beide beschlossen, dem Pfad entlang des Ortes zu folgen, welcher komplett gerade verlief und ein Verlaufen ausschloss. Warum kein einziger Japaner uns folgte erschien uns seltsam, aber mit der Zeit erschloss es sich uns doch. Wir folgten einem schmalen Weg, welcher nur bergauf ging. Bei 35-40 Grad Celsius und einer Steigung von 25 bis teilweise fast 40 Grad ging es auf eine Höhe von knapp 1 Kilometer. Die Berge hatten gerufen und ich erinnerte mich schon leicht an die japanischen Alpen. Der Schweiß floss und die Beine wurden schwerer. Eigentlich wollten wir in solchem Fall einfach an den Haltestellen in die Kabelbahn einsteigen. Doch wir hatten es geschafft, den Berg auf der falschen Seite zu besteigen und nur eine Abfahrt war möglich. Es wollte sich partout kein Übergang finden lassen. Nun gut, so sind wir einige der wenigen Ausländer, die wohl jemals den Berg Hakone bestiegen haben. Schon alleine die Tatsache, dass es einen Berg mit dem Namen gibt, überraschte uns. In unseren Führern sah die ganze Strecke wie eine schöne Spaziertour aus.

Unsere Anstrengungen sollten sich aber lohnen. Nachdem wir die Seilbahn erreichten, war ein Wandern keine Option mehr. Mit einigen Japanern ging es mit der Seilbahn in Richtung See. Unsere Mitfahrer wollten uns zwar einfach nicht glauben, dass wir gelaufen waren, aber wir hatten so wenigstens eine witzige Fahrt. Unterbrochen wurde die Fahrt von einer Reihe von Schwefelfeldern. Diese ließen sich besichtigen, auch wenn ein Warnschild vor der Gefährlichkeit der Dämpfe der Felder für Kranke und Angeschlagene warnte. Da wir uns bis auf schwere Beine aber im besten Zustand befanden, folgten wir den Pfaden und ließen es uns nicht nehmen, in echten Schwefelquellen gekochte Eier zu erstehen und gleich zu verspeisen. Das war ein sehr interessanter Geschmack, muss man sagen und so eine Gelegenheit konnten wir uns doch nicht entgehen lassen.

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Weiter mit der Seilbahn erreichten wir den See, der uns etwas enttäuschte. Trotz der genialen Temperaturen stand der Fuji im Nebel, wodurch die Sicht stark eingegrenzt war. Die Fahrt mit einem Schiff lohnte sich aber trotzdem. So gab es mal wieder ein Tor im Meer zu sehen, wie es auch in der Nähe von Hiroshima auffindbar war. Erschöpft ging es im Anschluss zurück nach Tokyo, um mit unserer ersten Portion Ramen den Tag würdig zu beenden. Ein Wunder eigentlich, dass dieses einfache, aber füllende Gericht bis heute nicht den Weg nach Deutschland gefunden hat. Wir würden es sehr begrüßen!

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