Irgend etwas muss im deutschen Schulsystem schiefgehen, wenn ich mir die Stadt Sendai bei Nacht so betrachte. Zu gerne erinnere ich mich an meine Schule zurück. Ein viel zu altes Gebäude, schlechte Ausstattung, bis auf Naturwissenschaftszirkel kaum außerschulische Betätigungsmöglichkeiten und zu allem Überfluss auch noch niemals Geld, um daran etwas zu ändern. Nein, viel mehr wurden noch ?unnötige? Orte der Beschäftigung wie das Computermuseum und die Bibliothek kaum einmal geöffnet, um Geld einzusparen. Wenn man dagegen nachts in Japan an einer Schule vorbei kommt, merkt man den Unterschied deutlich und schon aus der Ferne. Das erste klare Zeichen, dass man sich in der Nähe einer Schule befindet, ist unwiderlegbar das Flutlicht. Aus unerfindlichen Gründen haben alle Schulen Japans für ihren Sportplatz vor der Schule ein Flutlicht, um nächtliche Aktivitäten zu unterstützen. Auch ansonsten sieht man einiges, wenn man an diesen Gebäuden vorbei kommt. Neben Sportplatz und Sporthalle verfügen viele Schulen noch über Tennisplätze und Schwimmbäder. Von so einer Ausstattung konnten wir damals nur träumen.
Allgemein ist das Schulleben hierzulande ziemlich interessant und es ist wirklich bedauerlich, dass ich es nie geschafft habe, eine Schule von innen zu sehen. Das auffälligste Merkmal japanischer Schulen ist eindeutig die Schuluniform, Albtraum aller deutschen Schüler und Traum vieler erwachsener Japaner, wenn man die Menge an Schuluniformkostümen in den Kostümladen sieht. Dabei unterscheiden sich die Schuluniformen gravierend von ihren Gegenstücken in England. Vielmehr sind sie preußischen Marineuniformen nachempfunden, sehr dünn und bei den weiblichen Varianten sehr weiblich geschnitten. Jede Schule besitzt dabei einen eigenen Typ, der einmal im Jahr, je nach Schule zum Frühling- oder Sommer- beziehungsweise Herbstanfang, gewechselt wird. In drei Wochen gibt es also an den ersten Schulen schon wieder die Sommeruniformen. Das alte Vorurteil der deutschen Kinder, dass niemand freiwillig die Uniformen tragen würde, widerlegen gleichzeitig die Bilder nachts und am Wochenende auf der Straße. Überall und täglich sind die Uniformen anzutreffen und werden auch in der Freizeit getragen. Um Kanayo zu diesem Thema zu erwähnen, eines der Dinge, das sie aus ihrer Jugend vermisst, ist das Tragen von Uniformen. Man gewöhnt sich wohl daran.
Schule bildet auf jeden Fall bei Japanern den perfekten Gesprächsanfang, wie ich bei Gesprächen mit meinen Mitstudenten erfahren durfte. Besonders bei der Frage nach Clubs leuchteten die Augen der Anwesenden. Schulen bieten für eine gute Ausbildung ihrer Schüler auch eine Vielzahl an Clubs an, die in der Freizeit besucht werden können und ziemlich intensiv genutzt werden. Aus diesem Grund gibt es das echte Jugendprogamm mit Comicserien hierzulande ab 22 Uhr, weil das Zielpublikum um diese Uhrzeit am wahrscheinlichsten zuhause ist. Die wichtigsten Clubs wie Baseball und Fußball tragen dazu auch noch Turniere aus, wo die Teilnehmer wie Popstars gefeiert werden. Heute erst habe ich ein dickes Heft mit Hochglanzbildern aller Spieler des letzten Interhighs der Fußballmannschaften im Zeitungsladen entdeckt, dass wegging, wie warme Semmeln. Trotz des jungen Alters der Teilnehmer von vielleicht 15 Jahren waren die Stadien dabei auch bis oben hin gefüllt. Man stelle sich vor, wie viele Zuschauer zum Beispiel bei der C-Jugend irgend eines Vereins in Deutschland kommen! Schade, dass ich schon viel zu alt für so etwas bin, aber für ein paar Tage würde ich zu gerne mal den Alltag einer dieser Schulen sehen.
Ganz interessant war aber nicht nur der Bericht über die Schulen durch meine Mitstudenen, sondern auch meine Zeitplanung für die nächsten Wochen. Bekanntlich habe ich noch einige Pläne in der nächsten Zeit, was die anderen offensichtlich nicht stört. So bekam ich eine Nachricht von einem Kumpel mit der Frage, was ich gerne esse? Nach meiner Antwort kam eine Nachricht zurück, dass wir uns dann am 25.02. treffen und er das Restaurant schon gebucht hat. Gut, dass ich durch Zufall gerade noch Zeit freischaufeln kann. Kurz danach ging es dann mit der Planung weiter. Am 28.02. ist offensichtlich eine Party für mich. Nur gut, dass ich da jetzt zumindest inoffiziell informiert bin. Mal sehen, wann jemand mal offiziell mit mir spricht. Mal schauen, was das noch so wird und gut, dass ich nicht so oft feiere.