Warum haben Amanda und die anderen Amerikaner ihre Tour nach Tokyo mit dem Fahrrad nur im letzten April gemacht? Dieses Jahr wäre es ein leichtes für mich, mit ihnen auf die Straße zu gehen und die 300 bis 400 Kilometer nach Tokyo zurückzulegen. Auf der anderen Seite hatten sie damals Mountainbikes, wodurch sie einen eindeutig unfairen Vorteil mir gegenüber hatten. Zur Unterstreichung dieser Theorie war ich heute auf einer kurzen Strecke von etwa 90 bis 95 Kilometern unterwegs. Eigentlich war gar nicht so viel geplant, da mein Rückweg aber nicht anders zu legen war, blieb mir nur diese Strecke übrig. Wirklich schlimm fand ich die Strecke auch gar nicht, mehr aber die Japaner. Man kann wirklich gut die Entfernung zum Bahnhof ablesen, auch wenn sie diese nicht genau nennen. Je geschockter der Gesichtsausdruck ist und je schneller einem ein „viel Erfolg“ auf den Weg mitgegeben wird, desto mehr Kilometer sind es noch bis zum Bahnhof.
Diese Tour hatte heute aber auch einen Nachteil, ich kam zu spät zum Essen mit Orsolya und den anderen. Anlässlich des Tages der Verliebten trafen wir uns einen Tag im voraus, um ein Schokoladenfondue zu machen. Es muss schließlich ausgenutzt werden, dass wir Schokolade momentan sehr günstig in den Supermärkten Sendais erstehen können. Es wurde ein lustiger Abend, auch wenn ich zwei Stunden zu spät da war. Bei Schokoladenfondue, Kuchen, Baguettes und anderen Köstlichkeiten konnte man gut entspannen und gleichzeitig die nächsten vier Wochen planen. Offensichtlich fahren wir in zwei Wochen gemeinsam nach Tokyo, wobei ich vorher einen Abstecher nach Nikko machen werde, zu einem Tempel, den ich schon lange einmal sehen wollte. Gemeinsam erkunden wir dann Tokyo, übernachten dort eine Nacht und am nächsten Tag geht es abends nach Sendai zurück. Bei dieser Planung gibt es nur ein Problem, was ich vorher nicht eingeplant hatte. Eine alte Bekannte schickte mir heute eine Mail. Sie ist in der Stadtverwaltung von Yamagata angestellt und spricht sehr gutes Deutsch, da sie einen Chemnitzer als Freund hatte. Gut Sachse und gutes Deutsch, das wiederspricht sich von Natur aus, aber in ihrem Fall hat es funktioniert. Auf jeden Fall berichtete sie mir von einer WM, die von ihrer Stadt veranstaltet wird – die Schneeschipp-WM. In Teams von zwei bis sechs Personen wird bei dieser angetreten, um am schnellsten ein tiefes Loch in den Schnee zu graben, bis man den Erdboden findet. Der Sieger bekommt eine goldene Schaufel und andere Preise und zum Aufwärmen geht es im Anschluss daran dann zu einem Onsenbesuch. Die Videos, die sie dazu geschickt hat, sind sehr lustig und ich wäre ja fast versucht daran teilzunehmen, wenn ich nicht genau so gerne noch einmal Nikko sehen würde. Leider ist Nikko aber nur an Wochenenden möglich, weshalb ein Verlegen aus Zeitgründen so ziemlich unmöglich ist. Die Frage ist, wie ich am besten vorgehe? Wer kam noch einmal auf die glorreiche Idee, viel zu früh (am 10.03.) das Land zu verlassen? Wobei, zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, dass ich mich überhaupt nicht entschieden hätte und vermutlich noch ewig hier geblieben wäre, wenn Etihad nicht den Termin vorgeschlagen hätte. Da meine Wohnung am 15. aber eh nicht mehr zur Verfügung gestanden hätte, blieb mir so oder so nicht mehr so viel Spielraum. Trotzdem ärgerlich, dass die Leute jetzt auf einmal alle mit ihren Ideen kommen. Im Endeffekt werde ich über beide Möglichkeiten schlafen und dann schauen, wie ich mich entscheide. So oder so, beides dürfte sich lohnen. Nikko soll wunderschön sein und Tokyo mit den Anderen sollte auch lustig werden. Aber wer kann schon von sich behaupten, Schneeschippweltmeister zu sein? Wobei, dagegen spricht eindeutig, dass meine Eltern mich danach wohl immer zum Schneeschippen einsetzen würden, solche Ideen darf ich also gar nicht unterstützen.