Schifffahrten bedeuten kurze Nächte, ein Umstand der mir die Nutzung selbiger doch leicht verdirbt. Da wir dieses Mal etwas später an der Fähre angekommen waren, gab es für uns leider keinen 8-Personen-Raum, sondern wir mussten mit dem 60-Personen-Großschlafsaal vorlieb nehmen. An Schlaf war in diesem leider nicht wirklich zu denken, da es viel zu laut war. Insbesondere die mitreisende Judomannschaft einer Sendaier Schule entwickelte beim Schlafen einen Geräuschpegel, den noch nicht mal das Abholzen eines gesamten Waldes verursachen kann. Schlechter Schlaf hat aber auch so seine Vorteile, so blieb mehr Zeit, uns mit den Deutschen im Schlafsaal zu unterhalten. Dank dieser Gespräche sind Alex und ich jetzt eingeladen, falls wir mal in Tokyo übernachten müssen, bei zwei von ihnen abzusteigen. Wer weiß, ob man so etwas nicht einmal gebrauchen kann. Gar nicht zurecht mit dieser Lärmbelästigung kamen dagegen unsere weiblichen Begleitungen. Um 9 Uhr waren im gesamten Schlafsaal noch vier Leute am Schlafen, drei davon gehörten einer bestimmten Reisegruppe an. Immerhin erreichten wir aber Sendai halbwegs entspannt und der Preis der Überfahrt war noch o.k., weshalb sich die Schifffahrt auf alle Fälle eh schon gelohnt hatte.
Gegen Mittag war Sendai erreicht und der Alltag hatte uns wieder. Bevor ich mich aber ganz diesem ergeben wollte, hatte ich mit Shimizu noch etwas Spezielles vorbereitet. Shimizu ist großer Beatles Fan und als wir das Plakat einer Beatles Revivalband gesehen hatten war klar, dass wir sie mal sehen wollen. Heute wurde dieser Plan erst einmal in die Tat umgesetzt. Orsolya und David schlossen sich spontan diesem Plan an, so dass wir am frühen Abend in einer Kneipe saßen und der Band bei ihrem Liveauftritt zusahen. Sie waren wirklich o.k., nicht überragend und ihr Englisch hatte einen starken japanischen Dialekt, aber man konnte sie schon anschauen und unter dem gegebenen Umständen waren sie ziemlich gut. Zusätzlich zum normalen Auftritt der Band, konnte man aber sich auch noch Lieder wünschen. Da Shimizu und ich noch unsere Wunschvorstellungen hatten, füllten wir einen der Zettel aus und wünschten uns ein Lied. Zusätzlich konnte man Anmerkungen verfassen. Shimizu ermunterte mich, dies zu machen und so schrieb ich einen ermunternden Text. Schade eigentlich, dass sie kein Wort verstanden, da Shimizu meinte, ich solle doch in Deutsch schreiben. Ihr einziges Deutsch bezieht sich wohl auf ?Sie liebt dich yeah, yeah!? Der doch etwas extravagante Wunschzettel wurde aus diesem Grund auch in das Konzert mit eingebaut und ausgewertet. Damit hatten wir einen besonderen Status erreicht und wurden auch so öfter mal gefragt, wenn sie versuchten, das Publikum mit einzubeziehen. Allgemein ist japanisches Publikum aber sehr interessant. Egal ,ob bei dieser Sache oder Allgemein, Japaner gehen wirklich kaum mal wirklich mit. Da sitzen sie bei den meisten Rockkonzerten und applaudiert wird sowieso selten. Ich frage mich manchmal echt, wie die Japaner an ihre Zugaben kommen, weil fordern würde diese hierzulande niemand. Schon alleine das Applaudieren selber ist eine Sache, die ziemlich verpönt ist und selten und nur sehr zurückhaltend verwendet wird. Um so verwunderlicher also, dass im Fußballstadion hierzulande wirklich so etwas wie Stimmung entsteht, bei Konzerten erlebt man diese weniger.