Minderheiten in Japan

Wir fahren früher los als sonst, diese Worte sollten wirklich nur Menschen in den Mund nehmen, die auch wirklich früher aufstehen können. Meine Begleiter auf der Reise nach Hokkaido gehören auf jeden Fall nicht dazu. Aus diesem Grund musste ich mich heute früh wirklich anstrengen, sie auch wirklich wach zu bekommen. Notwendig wurde das frühere Aufstehen aufgrund des Endes unseres Trips nach Sapporo. Heute ging es also nach Hause. Bevor dies geschehen konnte, stand aber noch ein wichtiger Punkt auf der Liste der zu erledigenden Dinge.

Wie die Amerikaner die Indianer und die Deutschen die Bayern haben, haben die Japaner ebenfalls eine Minderheit in der Bevölkerung. Die Ureinwohner Japans sind bekanntlich nicht die Japaner selber, die über China erst den Weg auf das Inselreichs fanden, sondern es handelt sich eigentlich um die Bevölkerungsgruppe der Ainus. Wirkliche Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen kann man auf jeden Fall kaum feststellen. Dementsprechend verringert sich die Anzahl der wirklich reinen Ainus in Hokkaido immer mehr. Wenn sich das Aussehen der beiden Bevölkerungsgruppen schon nicht so stark unterscheidet, dann aber wenigstens die Kultur und Tradition. Aus diesen Gründen wollten wir auch unbedingt ein Museum über die Ainus besuchen. Leichter gesagt als getan, befanden sich die Museen doch alle weit abgeschieden. Dank Alex fiel unsere Entscheidung auf ein Museum in der Nähe des Fährhafens und wir machten uns per Zug auf den Weg. Der fragliche Ort war auch ziemlich klein, was ein Finden der Anlagen erleichtern sollte. Was wir nicht berechnet hatten war die Tatsache, dass wir Kanayo und Victoria die Karten und Führung überlassen hatten. Das sind zwei Frauen, die sich vermutlich sogar in ihrer Wohnung verlaufen würden. So kam es dann auch und plötzlich standen wir am Pazifik. Wir entschieden, das Ganze als gewollt darzustellen und uns den Strand etwas anzuschauen. Nachdem wir unsere weiblichen Navigationsgeräte ersetzten, fanden wir aber auch ziemlich schnell unsere eigentlichen Ziele.

Das Museum selber lag ziemlich günstig an einem riesigen, zugefrorenen See. Eigentlich schade, da der See im nicht gefrorenen Zustand noch besser aussieht. Zu Demonstrationszwecken gab es traditionelle Häuser und einige Tänze wurden aufgeführt. Dabei fiel uns wieder einmal auf, welche die wichtigste Sprache der Welt ist. Bei der Tanzveranstaltung wurden genau zwei Besuchergruppen in ihrer Heimatsprache begrüßt: die Japaner und die Deutschen. Später war auch noch eine der älteren Tänzerinnen ganz von den seltsamen großen Deutschen begeistert und verliebte sich sehr schnell in Alex Haar, was diesem sichtlich unrecht war. Der Besuch lohnte sich dank des Sees und Tanzes auf jeden Fall, auch wenn mir die Geschichtsabteilung doch etwas klein vorkam. Für ein Museum, was die Geschichte und Kultur der Ainus zeigen möchte, dürfte schon gerne etwas mehr kommen, als eine Beschreibung der traditionellen Arbeitsweisen.

Endlich konnte es im Anschluss zur Fähre gehen. Leider bekamen wir diesmal keinen alleinigen Raum, sondern nur den großen Gruppenraum. Kein Problem für uns, zur Frustbewältigung hatten wir ein Brotfest, mit echtem deutschen Brot, das wir gestern durch Zufall in einer deutschen Bäckerei gefunden hatten. Die Frauen konnten wir auf jeden Fall überzeugen und beim Essen stießen wir noch auf eine Gruppe von fünf Deutschen, mit denen wir uns eine ganze Weile unterhalten konnten. Die Überfahrt war trotz großem Gruppenschlafsaal also doch gerettet.

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.