Ein Historiker im Paradies

Was stellt den größten Fehler dar, den man mit einem Historiker veranstalten kann? Diese Frage mussten sich meine werten Reisebegleiter auf unserer heutigen Tour etwas genauer durch den Kopf gehen lassen, als wir nach Intervention von mir in das historische Dorf, einer Ansammlung von etwa sechzig Nachbauten historischer Häuser aus der Zeit um die Jahrhundertwende 1900, reisten. Die Antwort ist natürlich ganz einfach: Den armen Historiker kurzzeitig alleine lassen, vor allem wenn er mit einer Kamera bewaffnet ist. Natürlich interessierten sich die anderen nicht so intensiv für das Museum wie ich das tat, so dass ich in kürzester Zeit von den anderen getrennt wurde, da ich jedes Haus besuchte, während die anderen weitergingen. Dieses Vorgehen stellte mich aber nicht vor irgendwelche Probleme, da ich so wenigstens etwas mehr Zeit hatte, um meine Dokumentation über das Museum zu vervollständigen. In bester Paparazziart ging ich vor und machte von allem, was sich bewegte, Bilder. Das Museum war aber auch sehr gut gemacht. Es war sehr interaktiv gestaltet und ermöglichte Einblicke in die Kultur Hokkaidos. Zusätzlich war das Personal auch noch sehr gut. Erst wurden wir in die Sakebrauerei gelotst und mussten selbstgemachte Sake probieren. Ein Teufelszeug, das viel zu süß war, aber immerhin hat der eingelegte Rettich den Geschmack neutralisiert. Unser Auftritt hinterließ aber soviel Eindruck, dass ein japanischer Mitarbeiter uns noch 15 Minuten begleitete und Kanayo die gesamte Zeit über das Museum aufklärte. Da dies alles zu langsam von Statten ging und mir auch zu wenig gezeigt wurde, ging ich verloren und suchte meinen Weg alleine. Dabei stieß ich auf einen anderen Mitarbeiter, der mich mit Tee versorgte und mit dem ich mich ein wenig auf Japanisch über das Museum austauschte. Nicht geführte Urlaube und Erkundungen sind eindeutig mehr mein Ding. Das Museum hat sich aber wirklich gelohnt und stellte das absolute Highlight des Tages dar.

Anschließend standen wir vor der Auswahl von zwei möglichen Zielen. Die Frauen setzten sich durch und es ging in eine Schokoladenfabrik. Die Fabrik ansich war sogar ganz ansehnlich, auch wenn mich die Schokoladenfabrikation eigentlich eher weniger interessiert, solange die Schokolade lecker ist. Das Gelände selber war aber wirklich nichts für mich. Wer Charlie und die Schokoladenfabrik schon mal als Trailer gesehen hat, kann sich das Gelände vorstellen. Alles wurde auf süß gestaltet und alles war kindergerecht bis vier Jahre. Als normal Sterblicher fühlte man sich auf jeden Fall falsch am Platz, wobei es den Jüngeren von uns schon zusagte. Die Älteren dagegen waren eher genervt. Einen Ausgleich sollte es für mich aber geben, der mich eigentlich alle anderen Probleme vergessen und die Führung überstehen ließ. Auf dem Nebengelände war das Trainingsgelände und das Vereinsmuseum von Consaldore Sapporo. Nach dem Überstehen des Kindergeländes stand ich vor der Tür des Museums und genau in diesem Moment wurden sie zugemacht. Ich hatte um 5 Minuten meine Chance auf Ausgleich verpasst. Kein Problem für mich, aber trotzdem ärgerlich. Ein echtes Vereinsmuseum wäre schon interessant gewesen!

Im Anschluss ging es noch einmal auf das Skulpturenfest und Sushi essen. Sushi lohnt sich hier besonders, da der Fisch sehr, sehr gut ist. Viel erschreckender war aber die Tatsache, dass wir bei der Restaurantsuche erst einmal noch auf ein paar Skandinavier aus Sendai getroffen sind. Es ist ja nicht so, dass die Stadt groß wäre oder so, da ist solch ein Zufall schon wieder ziemlich amüsant. Bei ihren Flirtversuchen wollten wir sie dann aber nicht zu sehr stören, schließlich sollten sie die letzten Tage hierzulande noch richtig nutzen.

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