Wer kennt das nicht? Man möchte irgend einen Vertrag abschließen und muss seine Unterschrift auf diesem hinterlassen. Im Zweifelsfall wird diese Unterschrift noch einmal mit der Unterschrift des Betreffenden auf dem Personalausweis abgeglichen und der Vertrag wird rechtsgültig. Dieses Verfahren ist wohl so in jedem westlichen Land anzutreffen und für uns das normalste Vorgehen auf der Welt. In Japan dagegen sieht diese Geschichte etwas anders aus. Man könnte sogar so weit gehen festzustellen, dass die Japaner eine Methode entwickelt haben, um sich von den Ausländern abzugrenzen. Anstelle der Unterschrift ist der sogenannte Inkan oder umgangssprachlich Hanko in Gebrauch. Dabei handelt es sich um Namensstempel, die auf den Besitzer registriert sind. Die Namensstempel sind dabei sehr private Gegenstände und in den meisten Familien wird der erste als Geschenk zur Geburt hergestellt und dabei aus besonders teuren Materialien, wie Elfenbein, geschnitzt. Ohne Hanko kann man hierzulande wirklich nichts machen und selbst bei Geldauszahlungen, wie bei dem Deutschkurs vor einer Weile, wurde nach einem Hanko gefragt und nur widerwillig wurde mir die Unterschrift gestattet. Das alles hat mit dem heutigen Tag ein Ende. Ich bin offiziell Besitzer eines Hankos!
Als ich am Samstag mit Rieko durch die Stadt zog, war meine große Stunde gekommen. Endlich hatte ich jemanden mit sehr guten Japanischkenntnissen dabei, der die Formalitäten klären konnte. Kurzerhand wurden die Hankogeschäfte abgeklappert und der beste Stempel für meine Zwecke gesucht. Ein ziemlich kompliziertes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass es entweder die 105 Yen ( 1 Euro) billigen Standardstempel oder die in die hundert Euro gehenden Edelstempel zu kaufen gibt. Im Endeffekt hatte ich aber Glück und mit Riekos Hilfe fand ich einen passenden Laden, dem ich die Kanjis für meinen Namen hinterlassen konnte. Fertiggestellt wurde der Hanko dann am heutigen Tag. Damit bin ich jetzt in der Lage, alle wichtigen Dinge zu tun, die ich schon immer mal tun wollte. O.k., außer einen Kredit aufzunehmen oder ein Haus zu kaufen, dazu hätte ich noch eine andere Version benötigt, aber immerhin heiraten könnte ich schon auf diesem Weg. Gut, dass es da noch das Problem mit der fehlenden Freundin gibt, aber schön, wenigstens die Möglichkeit zu haben.
Heiraten läuft hierzulande eh ein wenig anders ab als in Deutschland, wie ich gestern bei meiner Radtour erleben musste. Prinzipiell reicht es, einen einfachen Zettel auszufüllen und von beiden Partnern abstempeln zu lassen und nachdem das Dokument beim zuständigen Rathaus abgegeben wurde, ist man offiziell verheiratet. Nun gibt es mehrere Möglichkeiten. Beliebt ist wohl auch die Ehe ohne große Hochzeit, aber es gibt auch andere Versionen. Gut anzuschauen ist garantiert die religiöse Variante in einem Tempel, nur muss man dafür wirklich religiös sein und natürlich auch das entsprechende Kleingeld zur Verfügung haben. Ungleich billiger ist da ein Hochzeitshaus. Inspiriert von amerikanischen Filmen wünschen sich heutzutage viele eine Märchenhochzeit. In diesem Fall kommen die Häuser, meist im Stil einer europäischen Kirche erbaut, ins Spiel. Sie bieten den Paaren alle Möglichkeiten, eine Traumhochzeit im edlen Ambiente zu veranstalten. Normalerweise sind diese Feste zwar auch teurer, aber immer noch billiger als in einem Tempel zu feiern. Gut angenommen wird es auf jeden Fall, betrachtet man die Masse an parkenden Autos vor der Tür des Gebäudes.
Auf jeden Fall besitze ich nun so einen Stempel und in Deutschland wird er als Anschauungsobjekt gebraucht. Aber neben dem visuellen Part habe ich noch die perfekte Idee zur Nutzung. Anstelle von Unterschriften auf der Anwesenheitsliste in der Uni, wird ab jetzt nur noch gestempelt, mal schauen was die Professoren zu einem derartigen Plan sagen.