Die Qual der Wahl

Die Qual der Wahl zu haben, ist eindeutig nicht für mich geeignet. Für den heutigen Tag hatte ich viele Beschäftigungsmöglichkeiten. Welche die Beste sein sollte, konnte ich mich aber nicht so wirklich entscheiden. Auf dem Hauptcampus veranstaltete die BWL der Tohoku Universität ein Tanz- und Gesangsfest. Jeder Ausländer, der Langeweile hatte, konnte sich dabei zum Affen machen, was den vielen Facebookbildern zufolge auch sehr gut gelang und wohl ziemlich spaßig war. Für mich sind solche Feste aber bekanntlich nicht so interessant, so dass diese Option schon einmal herausfiel. Alternativ hatte ich auch noch eine Einladung zu einem Geburtstag. Fumino, eine mir entfernt bekannte Japanerin, feierte mit einigen meiner ausländischen Freunde Geburtstag. Eigentlich ein guter Grund zu erscheinen, wenn ich mit Fumino jemals wirklich etwas zu tun gehabt hätte und die feiern nicht eh immer gleich ablaufen würden. Als ich mich schon fast damit abgefunden hatte, zur Geburtstagsfeier zu gehen, meldete sich Rieko zu Wort, ob ich ihr nicht beim Brille aussuchen zur Seite stehen könnte. Da sage ich natürlich nicht nein und kurzerhand verabredeten wir ein Treffen in der Innenstadt.

Wider Erwarten fand ich mich aber viel zu früh in der Innenstadt ein. Noch viel Zeit und nichts zu tun, was macht man in solchen Fällen am besten? Die Standardantwort auf diese Frage müsste shoppen heißen, darauf hatte ich in der total überfüllten Stadt und ohne wirklichen Einkaufsplan eigentlich keine wirkliche Lust. Zum Glück fiel mir daraufhin die Rückseite des Bahnhofs ein. Auf den letzten Erkundungstouren Richtung Meer hatte ich doch ein paar Tempel gesehen, die könnte man sich eigentlich mal genauer anschauen. Womit ich aber nicht gerechnet hatte, war die Anzahl sehr anschauungswürdiger Tempel. Eine große Zahl sehr schöner Tempel lag vor mir und auf meiner Erkundungstour. Wieso hatte ich die bis jetzt noch nie gesehen? Einer der Tempel war schöner als der andere und alle lagen sie wirklich schön durch die Umwelt begrenzt. Dass mal ein Tempel zwischen den Wohnhäusern erscheint, ist für Japan dabei nicht wirklich seltsam, aber die große Anzahl dagegen schon. Während ich von Tempel zu Tempel rannte, vergaß ich deshalb die Zeit und andauernd erhaschte ich die Blicke der Leute in der Umgebung, die meiner Anwesenheit nicht wirklich über den Weg trauten. Plötzlich war es aber so weit, ich hatte keine Zeit für die Rückkehr mehr. Per Laufschritt schaffte ich es gerade noch so zum Treffpunkt.

Es wurde eine sehr lustige Shoppingrunde, in der wir beide unseren Spaß hatten. Als Ausgleich für die Strapazen entschieden wir uns im Anschluss, etwas „echt Deutsches“ zu essen – einen Döner. In Sendai gibt es genau ein türkisches Restaurant und das besuchten wir deshalb heute. Es gab einen normalen und einen Gemüsedöner. Das Fazit der Testgruppe fiel aber nur mittelmäßig aus. Nicht nur sind die Döner viel teurer, sie sind auch noch um einiges kleiner und die Zutaten teilweise auch sehr dem japanischen Geschmack angepasst. Trotzdem konnte man es zur Abwechslung mal essen. Der beste Teil kam aber erst zuhause. Rieko und ich wollten noch in Ruhe essen, als plötzlich Abe und Kim im Wohnzimmer erschienen. Warum, habe ich zwar nicht mitbekommen, aber offensichtlich wollte Abe gerade sein Zimmer aufräumen, so dass er ein Bürogolf-Set aufbaute. Der dazu gehörige Teppich war aber so zerknüllt, dass meine beiden Mitbewohner kurzerhand das Bügeleisen herausholten, um den Teppich gerade zu machen. Rieko gefiel die Lockerheit und leichte Verrücktheit meiner Mitbewohner sehr. So verbrachten wir den Abend mit den Beiden, ehe Nobu sich auch noch spontan anschloss. Kurzerhand wurde das Spiel der Koreaner im Asia Cup angesehen. Das Treffen mit Rieko war auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Die restlichen Aktivitäten hätten nie die Möglichkeit gegeben, sich wirklich mit Japanern zu unterhalten. Aus diesem Grund bin ich shr zufrieden mit meiner Entscheidung. Und ich habe so den Tag sehr genossen.

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