Die Party gestern war doch um einiges lustiger, als ich es erwartet hatte. Zu vernünftiger Musik fand sich auch schnell das erste Pärchen: unsere Iranerin mit einem Südamerikaner. Das Motiv dieser beiden wild tanzenden, wird wohl die nächsten Partyflyer der Organisatoren schmücken. Aber auch die anderen waren gut drauf und tanzten, was das Zeug hielt. Nur Laura und ich, der als Paparazzi unterwegs war, hielten uns zurück. Nachdem die Party vorbei war, ging die französische Delegation zur Karaoke, aber ich mußte aufgrund von Sprachproblemen dankend ablehnen. Viel interessanter war aber das Auftauchen des vierten Deutschen in unserem Bunde – Moritz. Er berichtete mir gleich von den Gerüchten, die über „die drei Deutschen im Haus Sanjo“ im Umlauf sind. Sollte ich mir Gedanken machen?
Heute hieß das Ziel dann aber doch endlich, ein Hanami zu erleben. Vorher mußten aber die neuen Bewohner des Internationalen Hauses erst mal beim Verkauf der Group Mori anstehen, um gebrauchte Gegenstände zu erwerben. Zum Glück ist das eine Sache, um die ich mir nicht so viele Gedanken machen muss. Dann ging es aber los. Passend zum Ereignis sahen wir die ersten Kirschblüten auf dem Weg und das Hanami an sich war auch ein voller Erfolg. Es gab japanische Tänze, viel zu trinken und eine sehr schöne Atmosphäre. Übrigens habe ich auch noch mein erstes Fußballspiel hier klar gemacht: Daisuke von @home, geht mit mir am 1. Mai zum Spiel Vegalta Sendai gegen Cerezo Osaka.
Aufgrund des Wetters verließen wir die Uni mit Akira und einigen anderen Japanern dann Richtung Downtown. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an das Melonpan von gestern? Wir besuchten den selben Shop heute nochmal. Daniel vermutete ja schon, dass ich in dieser Stadt öfter unter besonderer Beobachtung stehen werde. Und was soll ich sagen: nach dem heutigen Tag weiß ich, er hat recht. Ich wurde von der Verkäuferin gleich mit der Frage begrüßt, ob ich gestern nicht schon mal da war. Nachdem ich dies bestätigte, flog mir ein Schwall von Dankesworten und Beschreibungen des Brotes entgegen. Mir war die ganze Sache nur etwas unangenehm, da hinter mir eine riesige Schlange war und die Verkäuferin mich gar nicht mehr gehen lassen wollte.
Weiterhin hieß es mal wieder, die modischen Entgleisungen der Japaner zu beobachten. Die Damen in meiner Begleitung brauchten neue Klamotten, also ging es zu einem In-Modehaus. Das die Hosen mit der Länge 33 aufhören und die Hüte alle nicht zu meiner Kopfgröße passen, kann ich ja noch verschmerzen, aber den Modegeschmack der japanischen Männer werde ich nie verstehen. So viel pink, rosa und Neonfarben, wie mir entgegen strömten, war schon ziemlich seltsam. Aber Männerröcke sind wirklich das Limit! Na ja immerhin, da braucht man sich um die Länge keine Sorgen machen. Auch die Umkleidekabine war ein Erlebnis. Nicht nur, dass man seine Schuhe beim Hineingehen auszieht. Nein – stellt man sie falsch ab, werden sie von einer der Angestellten auch gleich fein säuberlich in die richtige Richtung gestellt. Man muss doch schließlich beim Herauskommen schnell reinschlüpfen können.
Anschließend nutzten wir Akiras Insiderwissen und gingen in ein sehr billiges Resaurant, wo es Thunfisch-Sashimi zum unschlagbaren Preis gab. Plötzlich hatte Orsolya eine Erleuchtung. War sie heute nicht eigentlich zu einer Einweihungsparty bei meinen Nachbarn eingeladen? Ich habe diese Einladung ja nie erhalten, also wurden schnell die Anderen angerufen und die Einladung für uns beide bestätigt. Also schwangen wir uns auf die Räder und fuhren zurück. Es gab Tonnen von Essen auf dem Grill und Unmengen an Sake, Wein und anderen Getränken. Es entwickelten sich nette Gespräche, wo ich alle endlich mal näher kennenlernte. Besonders meine beiden direkten Nachbarn sind ziemlich cool. Mit Nobu, dem Ältesten, will ich unbedingt mehr quatschen, da er ziemlich cool ist und auch noch zu meiner Fakultät gehört.
Insgesamt war es auf jeden Fall ein sehr ruhiger, aber sehr ansprechender Tag. Ich konnte endlich viele Kontakte mit Japanern knüpfen oder vertiefen. Wer übrigens aufgrund meiner Berichte davon ausgeht, dass unsere beiden Hauptbeschäftigungen Essen und Shoppen sind, mag recht haben. Aber Univorbereitungen nehmen auch einen großen Anteil ein. Nur vom stupiden Kanji-Lernen zu schreiben ist mir zu langweilig und normale Kurse fangen erst demnächst an. Wenigstens kann ich so meinen zukünftigen Besuchern schon einen ausführlichen Überblick über die Lebensmittel und Restaurants in Japan vermitteln.