Reik der Museumskritiker

Was passiert, wenn man einen Studenten an einem Sonntag um 3 Uhr nachmittags anruft? Man schmeißt ihn aus dem Bett. Genau diese Theorie habe ich heute mit Alex ausprobiert. Nachdem ich den Vormittag für ein wenig Lernen genutzt hatte dachte ich, eine kleine Tour würde ganz angenehm sein. Alleine loszuziehen stört mich zwar persönlich nicht all zu viel, es muss aber nicht immer sein. Kurzerhand rief ich Alex an und fragte, ob er Lust hat mitzukommen. Nach einem Frühstück in Form von ein paar Onigiris und dem wiederholten Erneuern meines Fahrradschlosses, konnte es dann auch gleich losgehen. Aufgrund der Wetterbedingungen entschieden wir uns, einen Abstecher in das Stadtmuseum Sendais zu machen. Einmal hatte ich es zwar schon mal kurz gesehen, mein Augenmerk lag zu der Zeit aber mehr auf der Nebenausstellung. Gesehen haben sollte man das Museum aber auf jeden Fall einmal. Das Magdeburger Museum könnte sich von dem hier ein wenig abschauen. Ich möchte natürlich nicht behaupten, dass unser Museum schlecht wäre, aber einige Mängel in der Ausführung habe ich bei uns schon bei ein paar Ausstellungen beobachten können. Natürlich sehe ich ein, dass das Kulturhistorische Museum viele besondere Gegenstände bekommt und die darstellen möchte. Aber die Übersichtlichkeit leidet und dazu kommen auch manchmal noch praktische Fehler, wie Lupen einzusetzen, wo selbst ich Probleme habe durchzusehen. Genau in solchen Punkten spielt das Museum Sendai seine Stärken aus. Das Gebäude wurde extra für das Museum erbaut, was natürlich eine perfekte Ausrichtung auf Ausstellungen ermöglicht. Gleichzeitig hat man aber auch große Wege, wo viele Menschen gleichzeitig langströmen können, ohne dass sie die Sicht versperren. Dies wird nicht zuletzt mit Hilfe von weniger Ausstellungsobjekten erkauft, was aber das Gefühl des Überladens verhindert. Nie hat man auch nur kurz das Gefühl, es könnte sich ein Objekt wiederholen und alle Gegenstände behalten den Hauch des besonderen. Man bekommt nie das Gefühl, man hätte schon derartige Gegenstände gesehen und kann jetzt schneller daran vorbei. Gerade im Kulturhistorischen Museum ist das Erschlagen mit immer dem gleichen Gegenstand ein größeres Problem. Historische Bücher sind besondere Gegenstände, die immer Staunen verursachen. Sind aber zwei Räume am Stück damit gefüllt, schaltet der Besucher schnell auf Leerlauf. Da kommt man gleich zum letzten Stärkepunkt der Ausstellung. Die Textausführungen an den Wänden ist genau richtig und nie wird man von Textmassen erschlagen oder mit dem Gedanken geplagt, dass man die Ausstellung nur per Audioguide verstehen könnte. Dazu ist die Ausstellung auch klar gegliedert. Man muss also klar sagen, von den handwerklichen Aspekten hat das Museum eine top Leistung gebracht.

Um so ärgerlicher war dann aber auf einmal unser Rauswurf. Wir waren wirklich so lange im Museum, bis man es schließen wollte. Plötzlich erschienen ein paar Mitarbeiter, die uns wild gestikulierend erklären wollten, dass wir doch bitte gehen sollen. Kein Problem, wir kommen aber wieder. So ging es dann noch auf einen Kaffee und ein paar Udon in die Innenstadt. Irgendwie blieb uns das Glück aber nicht hold und auch in einem Bücherladen, den wir besuchten, erschien auf einmal eine Verkäuferin und wollte uns wegen Ladenschluss rausschmeißen. Für mich als Historiker blieb der Museumsbesuch aber der Höhepunkt, auch wenn es danach auch noch sehr lustig zuging. Wir sollten uns nur nächstes Mal eventuell ein wenig früher entscheiden, dort hin zu gehen. Zwei Deutsche in Läden sorgt wirklich überall für Panik unter den Verkäufern, wir könnten ja Fragen stellen.

Ansonsten hat auch Mayumi Vollzug gemeldet. Das Fleisch ist bei seiner neuen Besitzerin erfolgreich angekommen. Wie sie es zubereiten kann, weiß sie zwar noch nicht, aber bei ihr mache ich mir da weniger Sorgen, als wenn ich es in den Händen halten würde. Offensichtlich ist das Fleisch aber sehr gut, weil sie noch einmal betonte, dass sie so gutes Fleisch noch nie gegessen hätte. Da ist es fast ärgerlich, Vegetarier zu sein. Auf der anderen Seite habe ich aber die Fettstreifen, die ja ein Qualitätsmerkmal sind, gesehen und das hätte ich noch nicht mal als Fleischesser runter bekommen. Da bleibe ich doch lieber erst mal Vegetarier und verzichte freiwillig.

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