Die Rückkehr der japanisch – deutschen Gemeinschaft

Endlich, zwar haben sich Rieko und Kazaoka noch nicht in Sendai eingefunden, das gefährlichste Paar der deutschen Literatur kann dafür endlich wieder gemeinsam Unternehmungen starten. Richtig geraten, Shimizu hat den Weg zurück nach Sendai gefunden. Man kann sich meine Freude gar nicht vorstellen, als ich sein auffälliges Outfit heute Mittag in der Mensa erblickt habe. Gut, mittlerweile spreche ich auch mit den anderen Leuten in meinem Büro ausgiebiger, aber mit Shimizu ist das Ganze noch etwas anderes. In der Mensa war ich zu dem Zeitpunkt aus einem ganz anderen Grund. Ein zweiter alter Bekannter ist endlich zurück. Alex ist vor kurzem wieder aus dem Heimaturlaub zurück gekommen und so trafen wir uns zum Mittag, um Neuigkeiten auszutauschen. Interessant wurde dieses Treffen aber besonders aus einem anderen Grund. Alex berichtete von dem neuesten Fall der Gerüchteküche der Tohoku Universität. In diesem Fall ist ein Koreaner aus seinem Büro betroffen. Der Koreaner lebte mit seiner Freundin hier zusammen in einer Wohnung und als sein Chef in Korea das erfuhr, wurde ihm kurzerhand das Stipendium gestrichen und er musste in die Heimat zurück.

Aber zurück zu Shimizu. Ich hatte auch sofort eine Aufgabe für ihn. Meine Kamera ist zwar noch relativ neu, hat auf meinen Reisen aber schon eine Macke abbekommen. Da ich dafür noch Garantie habe beschloss ich kurzerhand, sie testen zu lassen. Also rief Shimizu bei Pentax an und gab sich für mich aus. Während Shimizu nun alles versuchte, um mein Problem anständig darzulegen und eine Lösung finden zu lassen, belauschte aus der Entfernung mein zweiter Betreuer das Schauspiel und bekam einen Lachanfall. Laut seiner Ansicht werden die Japaner aus allen Wolken fallen, wenn sie mich noch einmal anrufen und ich sie nicht so verstehe. Trotzdem wäre Shota Reik Shimizu, wie er mittlerweile von unserem Betreuer manchmal genannt wird, wenn wir wieder einmal Identitäten wechseln sollten und für den anderen sprechen, seiner Meinung nach so langsam ein gutes Doubel. Für die Verwunderten: Shimizu ist in Wirklichkeit Shimizus Nachname. In Japan wird der aber selbst unter Freunden fast immer als normale Anrede verwendet. Da Shimizu seinen Vornamen nicht unbedingt mag, da er zu häufig ist, habe ich ihn bisher auch äußerst selten in diesem Blog verwendet. Herr Kawamura wird sich aber auf alle Fälle schon wundern, wenn wir das in der Prüfungszeit noch wahr machen und ich Shimizus Rolle übernehme und seine Klausuren schreibe, während er meine schreibt. Für die Unterschiede im Aussehen, finden wir schon eine Erklärung. Die Kamera wird jetzt auf jeden Fall gecheckt und morgen früh wird sie von meiner Wohnung abgeholt. Es ist also nicht wie zum Beispiel bei Acer, wo man selbst verschicken muss und hoffen, dass es schnell ankommt, hier wird es noch persönlich abgeholt. Nein, es ist sogar noch so, dass man fragte, ob ein abholen morgen auch o.k. wäre. Sie hätten es heute auch noch organisiert, das wäre aber aufwendiger. Das war natürlich kein Problem für mich. Alles ist besser, als den Versand bei der Post selbst zu klären.

Am Abend ging es dann zum shoppen in die Innenstadt. Ein paar Kleinigkeiten fehlten mir noch. Da ich bei einem Laden warten musste, beschloss ich meine Zeit in einer der naheliegenden Arkaden zu verbringen. Ich beobachtete Spieler in einer Spielhalle. Selbst spielen wollte ich zwar nicht, aber zuschauen kann ja auch interessant sein. Die Japaner machten mir aber auf jeden Fall Angst. In der unteren Etage war alles mit Greifautomaten zugestellt und ich beobachte 5 Spieler, die allesamt anscheinend spielsüchtig waren. Die Spiele sind natürlich immer nur mit einem Trick zu gewinnen, aber alle 5, die ich beobachtete, wollten sich mit ihren Niederlagen nicht abfinden. 3 haben es dabei geschafft, in 15 Minuten für Statuen, die normalerweise maximal 50 Euro im benachbarten Geschäft kosten, rund 100 Euro zu verschleudern. Dafür, dass es sich um normale Spaßgäste handelte und nicht um Vertreter der Spezies Spieler, war das schon eine traurige Bilanz. Zum Glück interessieren mich derartige Spiele kaum, so dass mir so eine Suchterscheinung erspart bleibt, trotzdem ist es schon beängstigend. Aber es erklärt auch den Perfektionismus der Japaner bei fast allen Arten von Wettkampf. Wer würde sonst bei irgendwelchen Tanzspielen die Reihenfolge des Tanzes auswendig lernen?

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