Ich bin ganz ruhig und entspannt, ich plane nichts, ich ?? verdammt warum riecht hier alles so angebrannt? Es gibt viele Sachen, die ich in Japan schon mitgemacht habe. Eine, die ich bisher immer vermieden habe, ist die japanische Tradition der Onsen. Wie der Zufall so will, hat sich aber ein alter Bekannter in Sendai eingefunden. Felix ist zurück. Nicht wirklich zurück, aber immerhin im Urlaub in Sendai. In seinen letzten Tagen in Japan ist er im Sommer noch mit Marisabel zusammen gekommen und die besucht er jetzt gerade. Gestern gab es ihm zu Ehren auch schon eine Überraschungsparty mit mehreren Nomihodais und Karaoke. Aufgrund der Planung und eines gewissen Ärgers, weil Katoh x Leute zu einer Feier der engsten Freunde eingeladen hatte, die eigentlich überhaupt noch nicht hier waren, als Felix das Land verlassen musste, hatte ich diese Feier gestern verpasst. Glücklicherweise ist es aber nicht die einzige Chance, ihn zu treffen. Heute schon sollte es die zweite geben. Ein Besuch einer heißen Quelle, einer sogenannten Onsen, in der Nähe von Sendai war angesagt. Ob die Fahrt aber stattfindet, war lange Zeit gar nicht so klar. Wie es aussah, war die gestrige Party doch etwas feuchtfröhlicher als alle gedacht hatten und alle sahen heute etwas blasser um die Nasenspitze aus. Trotzdem schaffte es aber jeder zum vereinbarten Zeitpunkt zum Bahnhof.
Was muss man sich unter einer Onsen eigentlich genau vorstellen? Japan als Vulkaninsel hat natürlich genug heiße Quellen und aus diesem Grund gibt es überall auf der Insel öffentliche Bäder, die aus den Vulkanquellen gespeist werden. Besonders alte Japaner schwören auf diese Bäder und die Temperaturen können schon zwischen 40 bis 70 Grad Celsius betragen. Das ist aber genau der Grund, warum ich sie bisher erfolgreich gemieden habe. Ich bekomme schon bei normalen öffentlichen Bädern einen Hitzeschock, was soll das erst in einer Onsen werden? Es war aber auf alle Fälle sehr lustig. Schon am Bahnhof wurden wir von einem Bus abgeholt und los konnte es gehen. Man bekommt eine Yukata, mit der man sich durch das Gebäude frei bewegen kann und es gibt verschiedene heiße Quellen, die man besuchen kann. Leider war es heute aber dort zu voll, so dass ich auf Fotos leider verzichten musste. Bevor man eine heiße Quelle betritt, reinigt man sich erst einmal gründlich. Dazu wird wirklich alles aufgeboten und sogar Rasierer und Ohrreiniger liegen für die Reinigung bereit. Anschließend übergießt man sich mit dem heißen Wasser und betritt das eigentliche Bad. Verdammt, ist das warm! Da kommt das Blut schon in Bewegung, wenn die Quelle 50 Grad hat. Ich will gar nicht wissen, wie die noch heißeren Quellen sich anfühlen! Das Highlight sind aber die Außenbäder. Alles ist von Schnee bedeckt und es ist richtig kalt. Auf der anderen Seite muss man wegen des heißen Wassers mit sich kämpfen, drin zu bleiben. Ein Onsenbesuch ist aber auf jeden Fall eine Erfahrung, die ich demnächst mal wiederholen werde (dann hoffentlich auch mit Bildern), denn eine gewisse Entspannung lässt sich danach schon feststellen. Noch mehr lässt sich aber die Anstrengung feststellen, wenn man die Onsen verlässt. Der ganze Körper ist matt, von der Anstrengung der hohen Hitze, trotzdem fühlt man sich gut. Was uns allerdings sehr hart getroffen hat war, dass die Japaner uns gemieden haben, wo sie nur konnten. Sobald sie uns in den Bädern gesehen haben, sind sie wieder gegangen und haben ein anderes Bad aufgesucht. So schlimm waren wir dann auch nicht und wir haben auch alle Regeln eingehalten.
Nicht alle Regeln eingehalten hat Rieko, die bei ihrer Zusammenfassung der Magisterarbeit angeblich mit 6 Seiten zu viel geschrieben hat. Eine 80 Seiten Arbeit auf 6 Seiten zu reduzieren ist schon beachtlich genug, die deutsche Professorin wollte es aber auf drei runter haben. Man kann sich Riekos Freude vorstellen, als sie mir das per SMS mitteilte. Kurzerhand war es aus mit meiner Ruhe. Da ich gerade wieder in Sendai angekommen war, sprang ich aufs Rad und auf ging es zur Rettung und Beruhigung. Mit einigen Mitteln gelang uns eine gewisse Kürzung, wirklich befürworten kann ich die aber nicht. So war mein entspannter Tag aber schon viel zu früh zu Ende, da ich bis 22 Uhr auf einmal noch in der Uni sitzen durfte und ihr beim Umschreiben geholfen habe. Jetzt sollte es aber wirklich langsam mal zu Ende sein.