Live at Concert

Wie konnte so etwas nur passieren? Die letzten vierundzwanzig Jahren habe ich es immer vermieden zu einem Weihnachtskonzert zu gehen, was kein ?Rock? im Namen hatte. Nicht zuletzt meine Musiklehrerin, die nur drei Weihnachtslieder kannte und uns diese jedes Jahr endlos hoch und runter singen lies, hatte mir die Lust auf derartige Konzerte gehörig verdorben. Heute konnte ich mich aber nicht weigern. Die Musikerin des Essens bei Frau Omori hatte heute ein Konzert in der Nähe von Yamagata. Als Bekannter von ihr wurde ich auch eingeladen. Zwei Karten hatte ich umsonst erhalten, das muss natürlich genutzt werden. Zu meinem Glück erklärte sich Sadia bereit, mich nicht alleine dort hin gehen zu lassen. Um die Sache noch angenehmer zu machen, stand auch gleich noch ein Mitglied von Group Mori für uns bereit, um uns mit dem Auto dort hin zu fahren. Was kann man sich sonst noch wünschen? So ging es also mit dem Auto zum Konzert. Über den Fahrstil der Japanerin lasse ich mich zwar jetzt mal lieber nicht aus. Rote Ampeln haben in Japan offensichtlich eine andere Bedeutung als in Europa, aber einem geschenkten Gaul schaut man natürlich nicht ins Maul und wir schafften es trotz einiger Panikschübe unbeschadet zum Konzert. Zu meiner Freude fand das Konzert in einem Planetarium statt. Bis dato habe ich einmal ein Konzert in einem Planetarium gesehen, ein Queen Best of mit einer Lichtspieluntermalung, die ziemlich gut war und auch heute sollte ich nicht enttäuscht werden. Das Klavierspiel der Japanerin war sehr beeindruckend und man merkte ihr an, dass dort auch die Erfahrung einiger Jahre Training in Europa mitspielte. Dazu wurde der Sternenhimmel mit verschiedenen Elementen zur Untermalung der Musik eingeblendet. Wieso einige der Japaner der Meinung waren, den Stuhl unbedingt deswegen auch in Liegeposition verstellen zu müssen, verstehe ich zwar nicht, schließlich handelte es sich ja trotzdem noch um ein Konzert, muss ich aber vermutlich auch nicht.

Zwei Stunden wurden wir auf alle Fälle super unterhalten und anschließend begann für sie der richtige Spießrutenlauf. Mir muss kein Japaner mehr erzählen, Japaner würden keine Fotos machen. Sie signierte noch einige CDs und alle Japaner wollten auch mit ihr ein Foto, soweit kein Problem. Aber anschließend ging es noch einmal richtig los. In jeder Kombination wurden noch einmal Fotos geschossen. In Paaren, Gruppen und dazwischen die arme Japanerin, die in ihrem dünnen Kleid den kalten Wind, der in den Raum gelangte, ertragen musste und so etwas an ihrem Geburtstag. Sie schlug sich aber tapfer und wir waren sowieso noch ganz hin und weg vom Konzert. Danach ging es dann wieder per Auto nach Hause, wobei das Group Mori Mitglied mich noch mit Fragen zu meinem Leben in Japan bombardierte.

Ansonsten war der Tag vor allem eines: nass. Kurzzeitig konnte man denken, die Wettersituation hätte sich verbessert, dem war aber bei weitem nicht so. Ein Grund mehr, den selbstmörderischen Fahrstil der Japanerin ganz schnell wieder auszublenden. Es gilt also weiterhin Land unter im schönen Sendai und wenn es so weiter geht, gilt es wohl auch für morgen, dass Weihnachten ins Wasser fällt. Mal schauen, wie sich das noch weiter entwickelt. Um eventuell noch eine Frage in diesem Zusammenhang zu beantworten: In Japan gilt der 24.12. nicht als Feiertag, sondern der heutige 23.12. Am 23.12. wird der Geburtstag des Tennos gefeiert, während der 24.12. ein normaler Arbeitstag ist. Da nicht groß gefeiert wird, fällt das aber auch nicht weiter auf. Höchstens die Bars der Städte werden etwas besser gefüllt sein, da fast jede Abteilung der verschiedenen Sendaier Firmen wohl morgen Abend noch einmal gemeinsam irgendwo trinken geht. Ich bin auf jeden Fall gespannt und werde mal schauen, was ich am besten mache. Die Entscheidung hängt aber auch maßgeblich vom Wetter ab, denn bei solchen Regengüssen wie an den letzten zwei Tagen, jagt man noch nicht mal seinen Hund unbedingt vor die Tür.

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