Telefonterror und ausgefallene Lichter

Puh, die letzte Woche hat ganz schön geschlaucht. Immer wieder viel zu lange im Büro herum hocken kostet schon etwas Kondition, aber für Rieko hab ich das ja gerne gemacht. Wenigstens konnte ich mich heute etwas entspannen und länger schlafen, dachte ich jedenfalls. Heute um 3 Uhr morgens bekam ich von Frau Omori, Yuris alter Anstandsdame, eine Mail auf Japanisch und weil ich nicht sofort geantwortet habe, musste natürlich heute früh um 6.30 Uhr erst mal nachgefragt werden, was los ist. Könnte jemand der Dame bitte sagen, dass normale Menschen auch mal vergessen, auf ihr Handy zu schauen, besonders wenn es nach Mitternacht ist. Und vor allem eine Frage beschäftigt mich sehr: Schläft die Frau überhaupt? Um 3 Uhr Mail schreiben und um 6 Uhr schon wieder Telefonterror machen, das geht doch unter normalen Umständen nicht so unbedingt. Auf jeden Fall durfte ich zu früher Stunde schon mal stramm stehen und ich schwor mir, mein Handy ist in der Nacht ab jetzt aus. Danach schmiss ich mich aber erst einmal gepflegt wieder ins Bett und döste noch etwas vor mich hin.

Lange ging das Dösen aber auch nicht gut, so entschied ich mich, Alex auf dessen Einkaufszug durch die Innenstadt zu folgen. Also trafen wir uns in der Innenstadt und ich durfte mein gesammeltes Fachwissen über japanische Geschäfte herausholen, damit wir in Windeseile noch einige Gastgeschenke für seine Heimfahrt morgen beschaffen konnten. Das Laufen in der Innenstadt ist momentan aber wirklich nicht mehr feierlich. Es ist total überfüllt und man kann gar nicht mehr sehen, wo man hintritt. Irgendwie überstanden wir es aber und dank meiner Unterstützung schaffte er es, alles zu besorgen, bevor er schnell los musste. So stand ich alleine in der Innenstadt. Was also machen? Nach Hause gehen, nein dazu war es wirklich zu früh, also ging es zum Eisring und damit zu Thomas. Es ist eh sehr empfehlenswert, wenn man mal etwas Zeit hat auf die ganzen Leute zu achten, die an einem so entlang laufen. Dieser Sonntag stand zum Beispiel unter dem Motto: kürzer – kürzer – Gürtel. So viele Miniröcke wie man heute in den Arkaden sehen konnte, sieht man in Deutschland noch nicht einmal im Hochsommer. Die japanische Abhärtung macht es vor. Allgemein lässt sich der Modestil der Japanerinnen in drei einfache Grundstile einsortieren. Die Fraktion der Schulmädchen, die ihre Uniform auch am Wochenende tragen, die Dienstkleidungstragenden und die Exzentrischen, ein wirkliches Mittel dazwischen gibt es nicht. Wenn 50jährige Japanerinnen babyrosa Kleider mit viel Bein und viel zu vielen Rüschen tragen weiß man, in welchem Land man ist. Alternativ ist natürlich der Mini-Minirock mit dicken Stulpen und am besten einer Kappe mit Tierohren sehr beliebt. All das und noch einiges mehr konnte man heute in der Stadt verfolgen.

Beim Eisring sah das Bild aber auch nicht wirklich anders aus. Wieso müssen Frauen, die noch nie Schlittschuh gefahren sind, mit Minirock aufs Eis? Wenn sie hinfallen, ist es dann natürlich immer gleich der noch viel größere Schock. Natürlich, die Herren der Schöpfung beschweren sich weniger darüber, manchmal zweifelt man aber schon an den Damen, wenn man solche Aktionen verfolgt. Für mich interessanter war aber eigentlich die Tatsache, dass mich beim Eisring kaum Lichter erwarteten. Wer wie die letzten Tage erwartete, das Peagant of Light Festival zu sehen, wurde wohl herbe enttäuscht. Es kam zu mehreren kleinen Feuern dank der Wärmeentwicklung der verwendeten Kerzen und bis morgen sind alle Lichter ausgestellt. Natürlich ein herber Verlust für die vorhandenen Stände, aber auch für die Stadt selbst. Es gab wohl einige enttäuschte Touristen, die nur deshalb hier nach Sendai gekommen sind. Zum Glück hatte ich das Ganze schon gesehen und kann es deshalb entspannter sehen.

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