Jahresendgelage ist eine wirklich nette Umschreibung, die meine Sprachdatenbank für den heutigen Event zu vergeben hatte. In einem Land, das Weihnachten kaum feiert, braucht man natürlich nicht davon ausgehen, dass man all zu viele Weihnachtsfeiern erleben wird. Mehr noch, Weihnachtsfeiern finden eigentlich nur für Ausländer statt, um ihnen einen Gefallen zu tun. Trotzdem ist der Jahreswechsel etwas Besonderes und so dürfte es keinen verwundern, dass man natürlich einen Grund zum Feiern findet. Um diesen Umständen Rechnung zu tragen, wurde heute kurzerhand im Büro eine Jahresabschlussparty gefeiert. Normalerweise erwarte ich auch eine derartige Übersetzung für den japanischen Titel dieser Feiern, aber irgendwie fand der Ersteller der Datenbank es günstiger, eine derartige Feier als Gelage oder Besäufnis zu titulieren. Das ist ein klares Kennzeichen, dass sich die Feiern auch nicht so von den herkömmlichen Weihnachtsfeiern in Deutschland unterscheiden.
Bevor wir aber mit den Vorbereitungen anfangen konnten, galt es erst einmal ein großes Problem aus der Welt zu schaffen. Heute war Abgabetermin von Riekos Magisterarbeit. Zwar hatten wir gestern alles fertig, aber kurzfristig ist ihr in der Nacht noch ein Fehler aufgefallen und die ganze Arbeit musste noch einmal überarbeitet werden. Trotzdem gelang es, die ganzen Arbeiten frühzeitig abzuschließen und die Arbeit mit einem gesunden Zeitpolster abzugeben. Damit ist das Thema zwar noch nicht endgültig abgeschlossen, denn für die deutsche Professorin muss noch ein Exzerpt über die Arbeit in Deutsch verfasst werden. Bis zu dem Abgabetermin fließt aber noch einiges Wasser die Elbe herunter und wir kümmern uns erst später darum. Erst einmal heißt es, die Freiheit zu genießen und ein paar Tage auszuspannen. Zur Feier der Abgabe hatte ich sogar noch eine kleine Flasche Wein besorgt und da auch noch ein paar andere Abgaben heute anstanden, stießen wir mit gutem Moselwein auf die Abgabe an.
Danach konnten wir endlich ernst machen. Kurzerhand wurden 8 Pizzen bestellt, mehrere Kuchen besorgt und dazu noch Süßigkeiten und Alkohol jeglicher bekannten Art. Den Alkohol hätte man sich aber sparen können, denn überraschenderweise blieben die meisten Besucher der Feier dem Alkohol fern. Meine bescheidenen Versuche die deutsche Professorin von den Vorteilen des guten polnischen Wodkas gegenüber dem Litschilikör zu überzeugen, war trotz einer beeindruckenden Unterstützung der Studentenschaft vergebens. Im Endeffekt kamen aber weniger Studenten als gedacht und drei Pizzen blieben übrig. Übrig? Das ist ein Wort, das Kazaoka, Shimizu und Reik gar nicht gerne hören. Kurzerhand wurden die übrig gebliebenen Pizzen unter uns aufgeteilt und wie es sich für verhungerte Studenten gehört, genüsslich verspeist. Insgesamt wurde es ein witziger Abend, auch wenn für meinen Geschmack im Japanischen zu oft mein Name viel. Wieso wundern sich zum Beispiel meine werten Mitstudenten, dass Kaori über mich ohne irgendwelche Ehrbegriffe wie kun oder san spricht. Erst mal sind wir Freunde und zweiten habe ich es ihr so erlaubt. Jetzt wäre ich nur noch dankbar, wenn dieses Ereignis auch mal in meinem Beisein auftreten würde. Wenn ich in der Nähe bin, heißt es immer Reik-kun. Auch ansonsten fiel mein Name ziemlich oft. Bloß auf einige Diskussionsrunden, zum Beispiel ob es Christbaum oder Weihnachtsbaum heißen sollte, hatte ich mich eigentlich nicht einlassen wollen. Aber egal, ich bin ja gerne in Diskussionen verstrickt. Einen eher ungewollten Erfolg habe ich übrigens an der Shimizufront zu verzeichnen. Heute hat er die offizielle Unterstützung seiner Professoren für einen Aufenthalt an der Uni Göttingen erhalten. Wegen der Terrorgefahr sei Berlin doch viel zu gefährlich und in Göttingen würde sich doch nie ein Terrorist hin verirren. Natürlich handelt es sich um pure Verleumdung. Göttingen ist für einen Anschlag prädestiniert. Wenn das Gänseliesel auf einmal weg ist, wird man schon sehen! Was wir endgültig machen, müssen wir noch sehen. Ich bleibe aber bei meiner Berlin Empfehlung.