Schneemänner mit drei oder zwei Bällen?

Könnte jemand bitte einmal den Winter in Deutschland abbestellen? Danke! Die Temperaturen im fernen Deutschland haben sich mittlerweile bis ins ferne Inselreich Japan herumgesprochen und so komme ich seit ein paar Tagen nicht mehr um das Beantworten von Fragen herum. Ist es bei euch immer so kalt? Habt ihr die gleichen Temperaturen wie Finnland? Ist der Winter in Japan nicht viel zu mild für dich? Ja ist er, aber das ist meine eigene Macke und könnten wir uns mal über etwas anderes unterhalten? So schnell lassen die Meisten aber leider nicht locker und so erfuhr ich die seltsamsten Fakten über Japan, die ich garantiert nie hören wollte. Zum Beispiel stelle ich mir ernsthaft die Frage, wieso ein Japaner mir ein Vortrag über die Unterschiede japanischer und deutscher Schneemänner hielt. Die Frage ist eigentlich nur, wieso ich verwundert sein sollte und vor allem es mich interessieren sollte, dass japanische Schneemänner nur aus zwei Kugeln bestehen. Ich meine, bei der Körpergröße der Japaner müssen die Teile halt kleiner ausfallen und da ist dann halt kein Platz mehr für eine dritte Kugel, ist doch ganz einfach?

Trotzdem kann man die Zeit im Labor auch sinnvoll nutzen. Aber bevor ich damit anfangen konnte, schockten Shimizu und ich erst einmal die deutsche Professorin der Fakultät. Dezember ist die Zeit der Adventskalender und da er sich ernsthaft bemüht, mir bei einem Kalender zu helfen, teilten wir heute die Lösung in seinem Namen und mit seiner Adresse mit. Ich bin mal gespannt, ob der Betreiber den Gewinn auch nach Sendai übermitteln würde. Fair alleine gelöst wurde es aber alle Male. Als die deutsche Professorin mitbekam, dass Shimizu bei einem deutschen Quiz mitmacht und dann auch noch die Lösung richtig hat, war sie vollkommen perplex. Einen derartigen Fall hat sie in über zehn Jahren in Japan auch noch nie erlebt. Sie konnte es kaum fassen und war begeistert. Wenn ich so mit meinen Mitstudenten weitermache, lässt mich die Professorin wohl nie wieder aus dem Land, immerhin beginnen sich einige wirklich für Deutsch zu interessieren und einen kleinen Anteil daran könnte ich schon haben.

Da ich mit derartigen Gesprächen und Aktionen aber doch relativ viel Zeit verbrachte, galt es für mich heute, etwas länger in der Uni zu bleiben. Auffallen würde ich mit einem derartigen Vorgehen eh nicht, denn im Gegensatz zu Deutschland, wo nur eine Seminarbibliothek oder ein Cafe zum Treffen einladen, gibt es in Japan ja die nützlichen Büros. Da die Zimmer der Japaner ziemlich klein sind und man zu Hause meist schlecht lernt, bleiben viele Studenten länger hier und lernen hier. Dementsprechend war ich nicht alleine. Dabei konnte man aber wunderbar die standardmäßige Lebensmittelversorgung der Japaner verfolgen. Zum Frühstück gibt es ein Brötchen oder eine Fertig-Nudelsuppe Ramen. Zum Mittag geht man je nach Zeitbedarf in die Mensa oder isst Ramen und zum Abendbrot wird man sehr ausgefallen und man kauft sich eine teure Bentobox oder man isst – oh Überraschung – einfach mal Ramen. Ich glaube, man erkennt ein System und es ist wirklich so. Der Taschenschrank ist gut gefüllt mit Ramentöpfen und einige Studenten haben heute wirklich dreimal Ramen gegessen. Wobei ich ehrlich sein muss, einige habe ich noch nie etwas anderes essen sehen. Wie die immer gesund bleiben, ist mir echt ein Rätsel, aber ich versuche alles, um ein derartiges Schicksal zu vermeiden. Trotzdem sind diese Fertigsuppen der Umsatzartikel Nummer 1 hierzulande. Ewig viele Nudelvariationen stehen zur Verfügung und finden auch in großer Anzahl Abnehmer. Bei Bentoboxen verstehe ich den Kauf ja noch, da es sich um Boxen handelt, in dem echtes Gemüse und andere Sachen liegen, die noch halbwegs gesund sind. Bei Ramen bezweifle ich das Vorhandensein von anderen Mitteln als Chemikalien aber. Wenigstens war Shimizu auch noch abends da, so konnte ich im perfekten Japanisch eine Mail an den Familienvater vom Fußballspiel schreiben. Mal schauen, wie er reagiert, dass ich auf Japanisch schreibe, ich bin gespannt.

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.