Bist du Katholik oder Protestant? Nö, ich bin FCM-FAN!

Weihnachten kommt immer näher, wieso kann es nicht schon vorbei sein? Natürlich sind die Weihnachtsvorbereitungen in Deutschland auch schon voll im Gange, aber die Japaner gestalten das Weihnachtsfest genau so wie sie alles gestalten, sie übertreiben es mal wieder maßlos. Die Stadt kann man eigentlich nicht mehr betreten. Alle Bäume werden mit Lampen geschmückt, alle Geschäfte mit den kitschigsten Weihnachtssachen, die man normalerweise nur aus schlechten amerikanischen Filmen kennt. Aber auch die Geschäfte haben sich angepasst. Zu völlig überzogenen Preisen von bis zu 15 Euro werden Ministollen angeboten und alles andere, was Japaner als weihnachtlich ansehen. So wurde die halbe Modekollektion auf die Farben rot und grün, inklusive Rentieren, umgestellt. Wirklich nerven würde mich diese Umstellung aber nicht, schließlich bleibt man wenigstens von den leidlichen Weihnachtsliedern verschont. Trotzdem ist die Sache sehr nervig, denn die Japaner denken tatsächlich, wir würden das Fest in Europa um einiges ernster nehmen, als wir es in Wirklichkeit nehmen.

Eine der häufigsten Fragen in der letzten Zeit war: Welcher Religion gehörst du an? Bist du Katholik oder Protestant? Ein FCM-FAN! Nach dieser Antwort kann man immer das ungläubige Gesicht eines Japaners vor sich sehen. Keiner Religion anzuhören ist unerhört, besonders in dieser Jahreszeit. Wieso darf ich bitte ein christliches Fest feiern, obwohl ich Atheist bin? Also fängt eine größere Belehrung über das Christentum in Europa an und natürlich auch über das moderne Weihnachten, welches bei weitem nicht mehr so viel mit dem religiösen Fest zu tun hat, wie es früher einmal gewesen sein mag. Richtig kurios werden dann aber die folgenden Fragen der Japaner: So musste ich mich heute doch tatsächlich der Frage stellen, wo ich begraben werde, wenn ich mal sterbe, schließlich sind die Friedhöfe nur für Christen. Ein wenig seltsam kann man bei solcher Frage dann doch schon mal schauen. Also durfte ich das Beerdigungsprinzip Deutschlands erklären und dass natürlich nicht alle Nicht-Christen einfach nur ins Wasser geschmissen werden. Geschweige denn ist ja wohl klar, dass in Zukunft der Mittelkreis für mich reserviert wird, ich bin schließlich Treueringbesitzer! Die Frage zeigte aber mal wieder Japans sehr kontroverse Haltung zur Religion. Religion ist hierzulande einfach nur Mittel zum Zweck. Der Shintoismus ist gut für die Geburt und für Hochzeiten, also werden meistens unter diesem Glauben die Feste begangen. Für den Tod bietet der Buddhismus eine bessere Zukunft, also wird man buddhistisch beerdigt. Über dieses Vorgehen gibt es auch überhaupt keinen Zweifel und das Leben komplett ohne Religion kann man sich schon gar nicht vorstellen. Da deutsche Filme dazu auch nur die christliche Beerdigung zeigen, geht man in Japan grundlegend davon aus, dass es bei uns nicht anders geht. Allgemein ist die Erklärung dafür, dass Weihnachten hierzulande nur ein Fest für Verliebte darstellt, mit diesem Weltbild der Religion erklärt. Verliebte dürfen wie im Film das Fest begehen, ansonsten ist das Fest für den normalen Japaner aber kaum zu feiern. Schließlich verfügt man nicht über den richtigen Glauben und man möchte sich ja das Karma nicht durch ein heidnisches Fest (ein Fest der falschen Religion) zerstören. Auf jeden Fall hoffe ich, das Fest ist bald vorbei und ich hab wieder Ruhe. Religion ist nicht gerade ein Thema, was ich immer wieder durchkauen möchte.

Ansonsten werde ich immer besser beim Thema Magisterarbeiten. Die Hälfte des Tages verbracht ich mit der Magisterarbeit von Rieko. Der Dezember rückt immer näher und damit auch ihr Abgabetermin. Da sie aber eigentlich noch einige Monate mehr bräuchte bin ich da, um auszuhelfen. Deutsche Mode wird auch nicht wirklich spannender dadurch, dass ich mich jetzt tiefer mit der Materie beschäftigen muss. Dazu kommt, dass viele der von Rieko verwendeten Artikel Namen von Modedesignern oder VIPs beinhalten, die ich noch nie gehört habe. Dadurch wird es natürlich auch für mich schwerer, ihr die Zusammenhänge der Artikel darzulegen. Trotzdem gebe ich mein bestes, schließlich hilft sie mir auch immer wieder. Wirklicher Fan des Themas werde ich trotzdem wohl nie. Dass ich den Leuten ein wenig helfe, hat sich zu dem auch noch bei den anderen Studenten herum gesprochen und immer mehr kommen und stellen mir Fragen. So helfe ich gerade bei einer Magisterarbeit über deutsche Autos oder erkläre anderen die Benennung von Uhrzeiten. Unschlüssig bin ich mir zwar noch, ob ich für eine 45er Uhrzeit dreiviertel oder viertel vor beibringen sollte, aber ich werde wohl bei meiner Version bleiben. Was das Ganze, besonders das Autothema, zwar immer mit deutscher Literatur zu tun hat, ist mir noch nicht ganz klar, aber so lange die Professoren derartige Themen erlauben, soll es mir recht sein. Gleichzeitig habe ich dadurch immer Menschen an der Hand, die mir bei meinen Forschungen auch aushelfen können.

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