Es wird ruhiger in Sendai. Heute ist der vorletzte Tag für meine Eltern in Japan und damit auch zeitgleich der letzte Tag in Sendai. Dementsprechend war der heutige Tag ziemlich stressig. Aus praktischen Gründen hatten wir entschieden, dass ich nicht mit nach Tokyo komme. Die Uni und auch der finanzielle Faktor hätten da nicht unbedingt mitgespielt. Also musste die Zeit meiner Eltern in Sendai heute noch einmal komplett ausgenutzt werden. Gar nicht so leicht, wie man meinen sollte. Erst einmal galt es für mich, mit einem riesigen Problem in Sendai zu kämpfen, das Parken.
Da das Hotel meiner Eltern in der Innenstadt liegt, bin ich die letzten Tage immer mit dem Rad zum Hotel gefahren. Dummerweise braucht man für dieses aber auch einen Parkplatz. In Japan sieht es aber so aus, dass die Fahrradparkplätze in der Innenstadt rar gesät sind und meistens kostenpflichtige Angebote darstellen. Die Japaner stört das aber reichlich wenig und sie parken einfach, wo sie wollen. Als Gegenmaßnahme lässt die Stadt dagegen Lieferwagen herumfahren, die die falsch abgestellten Räder einsammeln. Als ich heute bei dem Hotel meiner Eltern ankam, war mein Stammparkplatz wegen Bauarbeiten gesperrt. Als ich mein Rad einfach in eine Traube anderer Räder stellen wollte, kam natürlich gerade besagter Transporter. Ich konnte gerade noch rechtzeitig mein Rad in Sicherheit bringen und durfte geschlagene fünfzehn Minuten nach einem anständigen Parkplatz suchen. Wie sehne ich mich nach Deutschland, wo man das Rad noch meist irgendwo abstellen kann!
Als wir uns endlich getroffen hatten, konnte es dann losgehen. Die letzten Sachen, die bei mir bleiben, wurden umgepackt und dem Hotelpersonal irgendwie erklärt, dass wir die Koffer noch ein wenig lagern wollen.
So konnte es noch einmal losgehen. Mit dem ging es einmal quer durch die Stadt. Dabei gab es für uns einen Zwischenstopp am Sendai Castle. Der Ausblick ist einfach zu gut, als dass man ihn auslassen kann. Zu unserer Überraschung sprangen dort auch einige Menschen in Samurairüstungen herum. Man kennt das ja aus anderen Ländern, wo sich Menschen ein Zubrot durch solche Auftritte verdienen und Geld für Fotos möchten. Aber Japan wäre nicht Japan, wenn es hier nicht anders wäre. Es handelte sich um eine Laienschaupielergruppe, die einfach etwas Werbung für sich machen wollte und sich bereitwillig mit allen Japanern ablichten ließ. Meine Mutter war aber nicht so ganz von der Idee überzeugt, so dass wir das mal lieber sein ließen.
Nach Sendai Castle mussten wir dann aber auch wieder zurück zum Bahnhof, so viel Zeit bleibt dann doch nicht. Also ging es noch schnell in ein japanisches Soba-Stehrestaurant, um den Magen zu füllen. Das ist schon komisch, seinen Topf Nudeln im Stehen zu verdrücken, aber das Restaurant war klasse besucht und geschmeckt hat es auch noch. Jetzt können meine Eltern wenigstens sagen, sie haben so etwas auch mal mitgemacht. Nach dem Essen ging es für meine Eltern dann zum Shinkansen und nach einer letzten Verabschiedung blieb ich alleine zurück. Hoffentlich klappt alles in Tokyo ohne Übersetzer, aber Japaner sind auch so hilfsbereit, dass das trotzdem alles klappen sollte.
Genau diese Theorie wurde mir dann später auch noch bestätigt. Meine Eltern haben abends noch einmal kurz durchgerufen und vom Hotelfindeerfolg berichtet. Sie brauchten nur eine Japanerin, die sie auf der Straße vor dem Bahnhof angesprochen hat und meine Eltern dann gleich 10 Minuten durch Ueno geführt hat. Wenigstens kann ich jetzt aufgrund der Japanerin ruhig schlafen, in der Gewissheit, dass alles geklappt hat.