Küchenritter

Wo ist das japanische Rangsystem, wenn man es wirklich mal braucht? Fünf Kilo Fleisch, mir hätte ja gleich klar sein können, dass das eine Heidenarbeit wird. Genau so sah es aus, aber vorher stand erst einmal ein anderer Tagungspunkt an. Natürlich fehlte uns noch einiges an Gemüse und Töpfe, um Gulasch für 160 Personen herzustellen, hatten wir überraschenderweise auch keine zur Verfügung. Also erst mal die wichtigen Dinge lösen. Einen kleinen Topf konnte ich schon mal den Veranstaltern aus den Rippen leiern. Diese waren zwar nicht glücklich, dass Orsolya keinen Topf bestellt hat, aber jetzt einen wollte. Ich war aber unschuldig, also wurde mir als unbeteiligtes Exekutivorgan schnell ein Topf besorgt. Ein Topf mit vielleicht 10 Litern Fassungsvermögen reicht aber nie und nimmer aus, dementsprechend ging es in die Innenstadt. In einer abenteuerlichen Fahrt, in dem ein Transporter einfach mal probieren wollte, ob ich gegen einen Bodycheck gefeit bin, erreichte ich mit leichtem Schock den Markt, wo erst einmal 6 Kilo Kartoffeln und einiges an Gemüse nachgekauft wurde. Im Anschluss ging es ins Mafumafu. Thomas hatte uns Töpfe in Aussicht gestellt. Natürlich war er nicht da, aber Yosuke. Der wusste zwar nichts davon, aber Stammkunden hilft man ja gerne. Kurze Zeit später standen wir mit zwei vierzig Liter Töpfen und der großen Frage da, wie transportieren? Da Orsolya noch einen Nebenjob erreichten musste, wurde ein Topf kurzerhand über meinen Sattel gestülpt, der zweite irgendwie am Lenker befestigt und der Deckel wie ein Schild getragen. Diese Ausrüstung ließ mich zwar wie ein Küchenritter aussehen und erweckte verstärkt die Aufmerksamkeit der Polizei, trotzdem schaffte ich es so zu Fuß sicher nach Hause.

Dort waren schon Laura, David, Kanajo und Victoria, eine neue Amerikanerin, voll von Orsolya eingespannt und schnitten die Zutaten. Orsolya erwartete mich auch schon sehnsüchtig, übergab mir das Fleischmesser und die Verantwortung und verschwand zu ihrem Job. Da stand ich nun und durfte die Arbeiten koordinieren und gleich auch noch fünf Kilo Fleisch schneiden. Mein Vegetarierdasein erwähnte ich schon? Egal, irgendwie habe ich jetzt Lust auf Horror- oder Splasherfilme mit viel Blut. Weshalb nur? Das Schneiden entwickelte sich zum Mammutprojekt und wir benötigten mehr als zwei Stunden, bis es endlich ruhiger wurde und Orsolya gleichzeitig wieder kam. Endlich konnte das Kochen losgehen und wir mussten nur noch die letzten Schneidearbeiten fertig bekommen. Gleichzeitig hatte der Boss auch noch ein wenig Brot zum Essen mitgebracht. „Orsolyas Kochsklaven“ konnten wirklich Pause machen. Moment, wer hatte da beim letzten Gulaschtestkochen auf die Frage, „Wer kann Pasta selber herstellen?“ wieder mal sein Maul nicht halten können? Anstelle einer wohlverdienten Pause stand ich auf einmal da und stellte Pasta selber her. Ich muss echt lernen, mein vorschnelles Mundwerk besser zu kontrollieren! Danach gab es aber wirklich endlich die verdiente Pause und im Anschluss wurden zwei Ladungen Gulasch und sogar eine kleine Ladung Vegetarisches für die religiösen Gäste (und mich) hergestellt. Morgen müssen wir dann nur noch einen dritten Topf zubereiten, dafür fehlte heute aber vollkommen der Stauraum. Leider verabschiedeten sich alle Helfer nun auch mit der Zeit und auf einmal standen Orsolya und ich alleine für den Rest in der Küche. Noch einmal hieß es, Kartoffeln schnippeln und andere Zutaten vorzubereiten, die wir vorher nicht genug zurecht geschnitten hatten. Wieso wurde auch aus unerfindlichen Gründen meine Küche für die Kochaktion ausgesucht? Aber ich mache es ja gerne und so standen wir noch bis um zwei in der Küche und bereiteten den zweiten Topf zu. Die Nudeln waren nebenbei unsere schlechteste Idee. Das Zerkleinern und in die Gulaschsuppe schmeißen dauert eindeutig am längsten. Morgen dürfen das die anderen Herrschaften machen, die heute rechtzeitig die Flucht ergriffen haben. Wie heißt es so schön: Erst die Arbeit und dann das Vergnügen. Ich hoffe wirklich, an dem Spruch ist etwas dran, weil noch so einen Tag mit über 12 Stunden Kücheneinsatz überlebe ich nicht. Gleichzeitig hoffe ich, dass das Gulasch essbar ist, auch wenn wir immer behaupten werden, es muss so sein. Egal, lassen wir uns überraschen und auf in die große Verkaufsschlacht! Hoffentlich reicht das Zubereitete für 160 Portionen.

1 Kommentar

    • laas auf 24. Oktober 2010 bei 20:23

    sonst habt ihr auch nix zu tun, oder?!?

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.