Imoni-Kai und andere Feste

Wer hat eigentlich behauptet, das es Herbst ist? Gut, die Bäume behaupten dasselbe, aber die Temperaturen sprechen wirklich dagegen. Eigentlich gibt es in ganz Sendai nur zwei Anzeichen für den Herbst. Auf der einen Seite werden überall Halloweenartikel verkauft und auf der anderen Seite vollziehen alle Menschen sogenannte Imoni-Kais am Fluss. So war es auch heute. Das stark ersatzgeschwächte @home-Team lud zum Imoni-Kai ein. Imoni-Kai ist das Herstellen traditioneller japanischer Suppen mit unterschiedlichen Zutaten am Lagerfeuer. Schon bei der Ankunft an der Brücke zeigte sich, dass nicht nur @home die Idee hatte. Das ganze Ufer war voll mit Japanern und wir waren dazwischen. Leider war die Aktion nicht mit vorigen Festen zu vergleichen. Auf der einen Seite lag das an @home selber. Nach dem letzten Semester hat die Gruppe ihre ganzen älteren und aktiven Mitglieder verloren. Viele der Hauptorganisatoren sind mittlerweile zum Auslandsjahr in Amerika und Lukas, die gute Seele der Gruppe, ist auch mittlerweile wieder in Amerika. Dadurch bleiben eigentlich nur Eri und Kaji, wobei erstgenannte auch nur ein Semester an der Uni ist und noch nicht so erfahren ist. Wie es bei neu zusammengestellten Gruppen nun mal so ist, fehlen noch die wirklichen Führungsmitglieder und dementsprechend chaotisch ging das Ganze heute zu. Ansagen waren nicht verständlich, die ganze Veranstaltung etwas ungeordnet und beim Essen gab es auch ein Durcheinander. Trotz allem ein großes Lob für die Mühe, die in die Veranstaltung geflossen ist und an den Problemen wird @home auch als Gruppe weiterentwickelt. Das zweite Problem betraf eigentlich eher mich. Von den Aprilankömmlingen waren kaum Leute da, was die Veranstaltung doch arg uninteressanter machte. Bei den Neuankömmlingen sind zwar auch einige sehr nette Studenten dabei, aber man merkt ihnen noch an, dass sie gerade erst zwei Wochen da sind. Viele bleiben in ihren neuen Gruppen und sobald sie feststellen, dass man mittlerweile sechs Monate hier verbringt, ebben viele Gespräche schon merklich ab. Trotzdem entwickelten sich einige interessante Gespräche. Mein Sprachpartner Tetsu tauchte so zum Beispiel kurzzeitig auf, einige neue Deutsche unterhielten sich kurz mit mir und Laura war zum Beispiel auch anwesend. Selbst wenn es keine interessanten Gespräche gegeben hätte, das Imoni-Kai hätte sich schon alleine für das Essen gelohnt. Man hat sogar meine Kritik von den letzten Malen beherzigt und diesmal auch vegetarisches Essen angeboten. Die Veranstaltung hat auf jeden Fall Lust gemacht auf das Imoni-Kai demnächst mit meinem Büro.

Nachdem das Essen abgeschlossen war, hatte ich die Qual der Wahl. Was sollte ich tun? In die Innenstadt fahren und mir das allwöchentliche Fest anschauen oder doch lieber zur im internationalen Haus stattfindenden Willkommensparty gehen? Ich entschied mich für die Stadt. Ein Erntefest mit besonderem Schwerpunkt auf Milch stand an. Das war eindeutig ein unfaires Fest. Es ist ja schön, wenn sie Werbung für Milch machen, solange aber die Preise so unverschämt teuer bleiben, werde ich trotzdem nicht wirklich der Milch hierzulande frönen können. Zu meiner Freude war das Fest aber mal anders aufgebaut und besonders viele Bauern boten ihre Waren feil. Zusätzlich zu mir hatten aber auch David, Orsolya und Laura die Idee, zu diesem Fest zu gehen und so trafen wir uns und machten Sendai zusammen unsicher. Das Fest war zwar schnell durchquert, aber Sendai hat ja noch viel mehr zu bieten. In einer Einkaufsstraße traten Künstler mit menschlicher Beatboxunterstützung auf und in einer anderen Einkaufsstraße wurde Werbung für Reisen ins Ausland gemacht, genug zu sehen also. Zusätzlich versuchten wir uns auf Wunsch einzelner an Purikura und ich besiegte die anderen bei einer Runde Kartfahren. Nebenbei bleibe ich dabei, diese Minifotos bei Purikura sind absolut hässlich und ich als Europäer passe da definitiv nicht drunter, aber was will man machen. So vergingen die Stunden und abschließend besuchten wir noch kurz Thomas, um die Sachen von gestern abzuholen. Verpasst haben wir dabei aber auch nichts. Als wir mit Verspätung bei der Willkommensparty aufschlugen, waren die meisten schon gegangen. Einige nutzten die Musik zwar zum Tanzen, die hatten aber auch schon genug Alkohol im Blut. Also alles richtig gemacht und diese Vierergruppe ist mit das Beste, was wir als Gruppe hier in Sendai bis dato gebildet haben. Mit den anderen drei durch Sendai zu ziehen, ist immer wieder ein Erlebnis und da bin ich heil froh, dass sie auch alle mindestens ein Jahr hier geblieben sind. Ohne sie wäre es hier sehr langweilig in der Freizeit. Im Endeffekt brauche ich mir darüber aber auch keine Gedanken machen, sie bleiben ja hier.

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