Das war knapp, aber irgendwie konnte ich den Bergen entkommen und heute um 6.30 Uhr wieder Sendaier Boden unter meinen Füßen spüren. So einfach, wie es geplant war, wurde es dann doch nicht. Nachdem ich trotz widriger Umstände doch noch den Bus erreicht hatte, wurden Melanie und ich auf zwei Busse verteilt. Eigentlich sollten wir um 21.30 Uhr in Tokyo, Shinjuku sein und ganz gemütlich zwei Stunden später in den Nachtbus steigen, leider machte uns der japanische Straßenverkehr einen Strich durch die Rechnung. Erst standen wir in einem Stau, der unsere Ankunft verzögerte und dann waren die Fahrer noch gezwungen, aufgrund der Verzögerung ihre gesetzlich vorgeschriebene 20-Minuten-Pause zu nehmen. In Japan ist es Busfahrern vorgeschrieben, nach exakt zwei Stunden Fahrt eine Raststätte anzufahren. Dank dieser Verzögerungen verlegte sich natürlich unsere Ankunft in Shinjuku auch immer weiter nach hinten. Zu meinem Glück erreichte Melanies Bus die Stadt schon um 23 Uhr und sie konnte mit dem Bus schon die wichtigsten Formalitäten klären. Bei meiner Ankunft um 23.25 Uhr brauchte ich nur noch durch halb Shinjuku sprinten, um im letzten Moment in den Bus zu steigen. Wenigstens hatte dort der Fahrer ein Einsehen und besorgte mir einen Platz auf der Rückbank, ohne Vordermann, was die Fahrt etwas angenehmer machte. Auf den Stress und das damit verbundene Ausfallen des Abendbrotes hätte ich aber gerne verzichten können. Wenigstens erreichten wir Sendai nun ohne Probleme.
Was macht man nun am frühen Morgen, wenn man eigentlich aufgrund Schlafmangels völlig erschöpft ist? Natürlich nicht die Uni schleifen lassen! So ging es für mich kurz nach Hause, duschen und die Sachen abstellen und von da aus gleich ins Büro. Wie man freiwillig Berge erklettern kann, konnte dort zwar niemand verstehen, braucht ja auch keiner. Meine Produktivität hielt sich zwar heute den Umständen entsprechend in Grenzen, trotzdem schaffte ich ein wenig. Die besten Neuigkeiten gab es aber heute mal wieder von Shimizu: Bis Januar 2011 gibt es für japanische Studenten die Möglichkeit, sich für ein sechswöchiges Sprachstudium in Deutschland mit Stipendium vom DAAD zu bewerben. Letztes Jahr hatte Rieko dieses Stipendium erhalten und da nicht all zu viele Japaner sich darum bewerben, stehen die Chancen für Bewerber ziemlich gut. Für den Sommer 2011 will sich jetzt wohl Shimizu bewerben. Momentan arbeite ich mit Hochdruck daran, ihm die Vorteile von Göttingen als Studentenstadt im Herzen von Deutschland schmackhaft zu machen. Er scheint auch sehr begeistert von der Idee zu sein. Wir haben schon ausgemacht, dass er dann in Berlin ankommt und wir über Magdeburg nach Göttingen fahren, um dort den besten, wenn auch nicht erfolgreichsten Fußballverein Deutschlands zu schauen und dann Deutschland unsicher zu machen. Hoffentlich klappt alles, aber ich werde mich bei der Bewerbung etwas einbringen und dann wird das schon klappen. Immerhin erleichtert das mein Problem im April. Am liebsten würde ich Nobu und Shimizu einfach mit nach Deutschland nehmen. Einen habe ich dann schon mal als Besucher feststehen und mit Nobu bekomme ich garantiert auch noch etwas organisiert.
Ansonsten bin ich froh, mittlerweile wieder zu Hause zu sein. Ich habe dank des Gewaltmarsches zum Bus gestern Muskeln an meinen Beinen entdeckt, von denen ich nicht mal wusste, das die existieren. Um es mit den Worten der Hauptcharakter aus Lethal Weapon zu sagen: ich werde zu alt für den Scheiß. Nebenbei werde ich es genießen, heute das erste Mal seit vier Tagen wieder richtig schlafen zu können. Die Japaner meinten auch alle, nach so einer Tour wären sie nur zu Hause ins Bett gefallen. Das hätte ich aber nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können.
Ach ja: Ich habe noch einige Bilder von den letzten 3 Tagen hochgeladen!