Das Wandern ist des Reikes Lust

Das ist schon mehr nach meinem Geschmack! Kein Regen – anstelle dessen Sonnenschein. So kann der Tag um 5.30 Uhr losgehen. Schon auf dem Weg ins Gebirge fallen uns der blaue Fluss und die von Nebel umgebenen Berge auf – ein traumhafter Anblick. Das lassen wir uns nicht entgehen. Trotz Zeitproblemen geht es früher aus dem Bus und wir wandern am Fluss entlang. Wieder einmal zeigt sich, wenn Matsushima einer der 3 schönsten Orte Japans ist, dann muss es noch eine Skala darüber geben. Insgesamt ging es so knapp 20 km am Fluss entlang, bis der Ernst des Lebens startete.

Es ging in das Gebirge. Wieso hatten wir nur vergessen, die Versicherung am Startort abzuschließen? Bei Unfall würde sie die Kosten für den Hubschrauber für die Rettung übernehmen. Egal, wir sind gut und es wird nichts passieren! So ging es über Stock und Stein. Meine längeren Beine brachten schon einen Geschwindigkeitsvorteil gegenüber Melanie und eigentlich hatten wir es sehr eilig. Trotzdem hielten wir regelmäßig inne, um die Schönheit des Ortes zu genießen und Fotos zu machen. Noch nie habe ich mir so wie heute eine Profiausrüstung gewünscht. Praktisch wäre ich aber eh zu faul, sie zu schleppen. Die Natur hätte sie aber verdient gehabt. Trotz aller Versuche verloren Melanie und ich uns aus den Augen – ein gefundenes Fressen für japanische Wanderer. Besonders Rentner fragten mich aus und eine schenkte mir sogar Süßes, nachdem sie für mich ein Foto gemacht hatte. An der Berghütte dann der Schreck: es gibt zwei. Wir entschieden uns für die falsche und mussten noch mal los. Zu allem Überfluss fing auch noch der Regen an. Die Zelter vor den Hütten hatten es aber viel schlechter getroffen. Auf Steinboden bei Regen und trotzdem hohe Kosten, stelle ich mir nervig vor. In der Hütte ist zwar für hohe Kosten gar kein Luxus, dafür haben wir es warm. Die Japaner an den Hütten begrüßten mich zu Melanies Überraschung fast alle – man ist halt auffällig. Eine Rentnerin wollte mir sogar ein Bett organisieren, weil ich so hilflos erschien. Dabei wartete ich nur auf Melanie. Nett sind sie auf jeden Fall fast alle. Morgen kommt dann der gefährlichste Teil, mal schauen, ob meine Halbschuhe das auch mitmachen. Immerhin habe ich mit ihnen den Fuji geschafft, dann schaffen sie das jetzt auch. Falls ich jemals in Deutschland wandere, muss ich unbedingt was an meiner Ausrüstung ändern, hier reicht sie aber locker. Hoffentlich regnet es morgen nicht, das wäre das einzige, das den Tag versauen könnte. Das heute war auf jeden Fall alle Mühe wert.

Nebenbei: Falls je ein japanischer Rentner beim Wandern komische Lieder über Magdeburger Krieger singt, habe ich meine Mission erfüllt. In Ermangelung von textsicheren Wanderliedern summte ich mir mehr bekannte Lieder vor mich hin. Auf einmal tauchten einige Rentner auf und wollten den Text wissen – ihnen gefiel es. Auf die Frage, ob es Volkslieder sind, antwortete ich einfach mal ja – stimmt im weitesten Sinne ja. Vielleicht können sie es sich ja merken, dann kennen sie endlich mal gute Musik.

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