Warum tue ich mir das nochmal an? Egal, wandern kann lustig sein – also rein in den Nachtbus. Der Bus war wenigstens purer Luxus und unter normalen Umständen war sogar genug Beinfreiheit vorhanden. Die Reise fing also wenigstens gut an, bis ein 160-Kilogramm-Japaner entschied, er will in seinem Sitz liegen. Ade Beinfreiheit! Aber da er meine Beschwerden ignorierte, ade Nacht für ihn. Die ganze Zeit hatte er mein Knie im Rücken. Das muss so unbequem für ihn gewesen sein, dass er später im Zug vor mir floh, als er feststellte, dass ich alleine mit ihm im Abteil war. Ich hätte mich ja rächen können.
Da ich durch Planungsschwierigkeiten wo anders als Melanie ankam, vollzog ich den ersten Teil der Reise alleine. Das und der Dauerregen vermiesten meine Stimmung. Aber nicht lange und ich hatte die Städte hinter mir gelassen. Das Rot des Herbstes verfärbte die Natur und Kilometer um Kilometer wurde es schöner und meine Laune stieg. Wen kann da schon Regen stören? Der meiste Weg heute wurde eh per Gefährt zurückgelegt. Und bis auf die Kamera, die aufgrund des Windes und der dadurch resultierenden Unverwendbarkeit des Regenschirms einiges abbekam, blieb ich trocken. Im Gegensatz zum Fuji bin ich besser vorbereitet. Da Melanie aufgrund ihres Zeitvorsprunges die Spitze des 3000ers von 2400 m aus erklomm, entschied ich spontan bei 1400 m, den Bus zu verlassen und stieg bis 2400 m auf. Es lohnte sich! Die Seen und die Natur waren atemberaubend. Ich wohl auch – so oft, wie mich Japaner nach meiner
Nationalität fragten. Vertrauen hatten sie auch nicht und in einigen Bahnhöfen hatten sie eigene Betreuer nur für mich.
Um 16 Uhr traf ich endlich Melanie und zusammen ging es weiter. Besonders der Stausee war genial. Bilder habe ich deshalb angro gemacht. Als wir endlich die Route verlassen hatten, standen wir verloren in unserer Zielstadt und wir hatten nur eine Frage – wo ist das Hotel? Ein Rentner wies uns den Bus und ein Mann mit Frau aus Okinawa, telefonierte anschließend mit dem Hotel. Er brachte uns dann im strömenden Regen über 15 Minuten zum Hotel, obwohl es für ihn die falsche Richtung darstellte. Uns war es richtig unangenehm, uns nicht revanchieren zu können. Trotzdem oder auch dank aller Probleme, war die Reise eine sehr gute Idee und ich bereue sie nicht. Morgen wird es dann nur wandern, das wird bei dem Wetter richtig hart. Aber das hält uns nicht auf!