Herbstanfang in Sendai – Regen pur

Sendai geht im Regen unter und das passend an einem Feiertag. Da heißt es immer, Japaner hätten nie frei und keine Feiertage, so ganz stimmt das nicht. Mit Deutschland ist Japan zwar bei den Feiertagen nicht zu vergleichen, ein paar freie Tage gibt es aber schon. Nachdem am Montag der „Respektiere das Alter-Tag“ war, fand heute gleich der nächste Feiertag statt, der Herbstanfang. Aus diesem Grund wird die Woche in Japan teilweise auch als Silver Week geführt, in Anlehnung an die Golden Week im Frühjahr mit drei Feiertagen in einer Woche. Wären nicht einige Restaurants geschlossen geblieben, man hätte aber nichts davon mitbekommen. Das Regenwetter hat Sendai immer noch im Griff und kaum waren Leute auf den Straßen anzutreffen. Kein Problem für mich. Schnell den Regenschirm geschnappt und auf in die Stadt. Ein wenig Regen kann doch einen echten Deutschen nicht schocken! Leider fielen alle geplanten Feste aber sprichwörtlich ins Wasser. Nur die Autofahrer hatten ihren Spaß. Mehr als einer versuchte, mich umzufahren. Den Schuldigen konnte ich schnell ausmachen. Japaner haben oftmals Navigationsgeräte mit TV im Auto verbaut. Wer beim Autofahren dann lieber auf den kleinen Bildschirm schaut, kann den armen Ausländer unter seinem Regenschirm natürlich nicht sehen. Also der Straßenverkehr in Japan ist eindeutig eine Wonne. Wenn ich den heil überstehe, mache ich drei Kreuze im Kalender. Busfahrer, immer auf die Pünktlichkeit bedacht, fahren wie die Henker – mit überhöhter Geschwindigkeit in die Kurve, kein Problem. Autos auf schmaler Straße überholen, warum nicht. Der Bus ist doch wendiger als ein Sportauto, das wird schon alles klappen. Die Taxifahrer fahren durch die schmalsten Gassen und gerne auch mal mit ihren Gästen oder am Funkgerät sprechend, ohne auf die Straße zu achten und die Autofahrer brauchen ihr Fernsehprogramm. Der Straßenverkehr ist also ein Traum und heute konnte ich mich wirklich öfter nur gerade so retten.

Dafür bekam ich aber eine Anfrage, ob man nicht abends irgendwo hingehen könnte. Die Deutsch – Finnin vom letzten Freitag hatte Lust, etwas zu unternehmen und mit netten Gesprächspartnern ist mir Abwechslung natürlich immer recht. Zusammen ging es erst einmal ins MafuMafu, wenn auch ohne Thomas. Das restliche Personal kennt mich aber auch so gut genug. Relativ schnell wurden wir von Japanern ausgequetscht. Was ist das eigentlich mit Japanern und Deutschland? Unsere beiden Gesprächspartner waren auch schon einmal in Deutschland, aber wie immer nur in den üblichen drei, vier Städten. Wie man aber dazu kommt, Nürnberg und Co als Ostdeutschland zu bezeichnen, muss ich zum Glück nicht verstehen. Das übliche Alter schätzen verloren die Beiden aber absolut. Man schätzte uns beide auf 18. Also geht es den Japanern mit uns nicht anders, als anders herum beim Schätzen. Yosuke, der japanische Koch der Bar, servierte uns im Anschluss Oliven. Oliven nach über sechs Monaten – das war ein Traum. Da es nun aber immer voller wurde, verließen wir die Bar nach einiger Zeit und es ging zu einem Rundgang durch die Stadt. Gleichzeitig konnte ich mich ein wenig über meine Forschungsthemen austauschen. Wirklich Interessierte an meinen Themen fehlen mir hier merklich. Man merkt schon, dass die meisten Studenten Naturwissenschaftler sind. Naturgegeben interessieren diese sich nicht für Geisteswissenschaften, können eher gesagt eigentlich gar nichts damit anfangen. Dementsprechend wenig kann ich mich austauschen, ein belastender Zustand. Dementsprechend schön war es, endlich mal wieder wirklich etwas zum besten zu geben. Auffällig war heute aber die Polizei. Ich weiß nicht, ob es nur ein Zufall war, aber ziemlich viele Polizisten kontrollierten heute in der Stadt – besonders auch die Rauchregeln. In Sendai gibt es einige Straßenzüge, in denen man nicht beim Gehen rauchen darf, ein sehr kurioser Zustand. In Restaurants darf man überall rauchen, auf der Straße aber nicht. Bei Festen gelten noch Sonderregelungen. Beim Oktoberfest oder Baseball darf man vor Ort gar nicht rauchen, sondern man muss den Weg in ein etwas abseits gelegenes Raucherabteil suchen. Heute auf der Straße wurde die Einhaltung des Rauchverbotes auch ausgiebig kontrolliert und einige Japaner wurden mit Strafen belegt.

Dazu waren wir natürlich Gesprächsthema Nummer eins bei vielen Japanern, so dass man auch einige Kontakte zu den Einheimischen knüpfen konnte. Was will man mehr? Natürlich Japaner, die Auto fahren können und Japaner die es lernen, nicht das Rad und einen Regenschirm gleichzeitig zu nutzen, jedenfalls nicht, wenn man es nicht beherrscht. Gut, man kann aber leider nicht alles haben!

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