Ich fliege tausende Kilometer, finde mich in einer neuen Kultur zurecht, denke ich bin weit entfernt von allem Bachelor- und Master-Stress und was ist meine erste Amtshandlung als Student der Tohoku Universität Sendai? Ich lege mich mit dem Prüfungsamt an! Na danke schön, immer wieder gerne, aber der Reihe nach.
Heute früh stand für einige Leute eine Orientierungsphase an und da mir ein Plan für diese Woche fehlt und ich deshalb nichts Besseres zu tun hatte, konnte ich auch gleich mitgehen. Theoretisch war ich auch richtig dort, wurde aber aus mir unergründlichen Gründen als falsch des Raumes verwiesen. Das kann ich mir natürlich nicht bieten lassen und so ich zog mit einem Venezulaner, der ebenfalls rausgeworfen wurde, los, um mir Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Wir brachen gen School of Art und Letters auf. Nach einer freudigen Begrüßung in meiner Abteilung und der Frage, ob wir Kaffee wollen, saßen wir erst mal eine halbe Stunde rum. Dann konnte ich doch noch jemanden überzeugen, uns zu helfen. Wir füllten meine Studenten-ID-Zettel aus und zogen zum Prüfungsamt. Von dem Kaffee bekamen wir zwischenzeitlich leider nichts zu sehen.
Beim Prüfungsamt wurde mir erst mal ein dickes Buch mit allen Kursen der Fakultät in die Hand gedrückt. Ich sollte das Buch durchschauen und Kurse auswählen. Halt! Kurse wählen? Da liegt also des Pudels Kern meines Rausschmisses! Die Veranstaltung war für Research Studenten und die halten mich für einen Special Auditing Studenten. Dieser ist verpflichtet, Kurse auf Note zu betreiben und dort auch einen bestimmten Notenschnitt zu erreichen. Das kann nicht sein, dachte ich mir. Ich begann erst einmal zu diskutieren. Ich erklärte, dass ich mich als Research Student angemeldet habe und fragte, warum ich jetzt Special Auditing Student bin. Nach einigem hin und her wurde mir meine Bewerbung vorgelegt und mir „Special Auditing Student vorgelesen. Blöd nur, dass sie sich verblättert hatten und dort in Wirklichkeit „Research Student“ stand. Das Chaos war perfekt und einige Japaner diskutierten wild durcheinander, was zu machen sei. Nach meiner Nachfrage durfte ich dann gehen und in zwei Tagen wird mir eine Entscheidung verkündet.
O.k., jetzt könnte die berechtigte Frage kommen, warum ich diesen Aufstand betrieben habe. Es ist nicht wirklich ein Aufstand, sondern ein technisches Problem. Mein Professor denkt, dass ich Research Student bin und weiß nicht, dass ich Kurse besuchen soll. Dadurch hat er mich jetzt anders verplant. Grundsätzlich stellt es für mich auch kein Problem dar, unter anderem an Kursen teilzunehmen. Ich habe auch die Erlaubnis meines Profs, mich einfach in Kurse hereinzusetzen. Doch will ich lieber selber entscheiden, in welche und in wie viele. Es sieht einfach momentan so aus, dass ich genug mit den Sprachkursen zu tun haben werde und ich mir von den Kursen eh rein gar nichts anrechnen lassen könnte. Dementsprechend verzichte ich lieber darauf, in Kursen zu sitzen, die ich nur zur Hälfte verstehe und für die ich zum Abschluss auch noch Noten bekomme. Wären die Kurse, wie in anderen Fächern, wenigstens auf Englisch, wäre das alles kein Problem. Aber so bringt das momentan nichts. Na ja, warten wir das Ergebnis der Verwaltung ab. Aber schön zu wissen, dass derartige Organisationsprobleme nicht an Göttingen liegen, sondern mich einfach nur verfolgen: Das sollte mir zu denken geben!
Nachdem das geklärt war, ging es auf dem Campus zum Essen. Das war sehr günstig. Danach musste ich noch auf die anderen warten. Beim Vorbeilaufen quatschte mich dort noch eine japanische Biologin an und fragte, ob ich ihr Tandempartner werden möchte. Sie würde sich gern mit mir treffen, um sich mit mir zu unterhalten und dabei ihr Englisch zu verbessern. Warum sie gerade mich auserkoren hat, muss ich noch herausfinden. Plötzlich wurden wir Wartenden in einen kleinen Raum gezogen. Group Mori, eine Gruppe älterer Japanerinnen, die sich zu Hause langweilt und es sich deshalb zur Aufgabe gemacht hat, den Ausländern ein wenig japanische Kultur näher zu bringen, hatte Essen vorbereitet. Sehr süß fand ich ein Fahndungsfoto mit den Gesichtern aller Austauschstunden dieses Jahres, mit denen sie gelernt hatten, uns zu erkennen. Es war ein Festmahl. Zwei Stunden lang wurden wir mit Salat, Schrimps, Tofu, Onigiri und anderen Köstlichkeiten gemästet – und das kostenlos.
Nach der Aktion ging es dann noch einmal in die Stadt, um Handys zu besorgen. Aber da den Damen mal wieder die richtigen Zettel fehlten, wurde das vor Ort dann doch wieder vertagt. Aber alle guten Dinge sind ja drei! Alle etwaigen Anzurufenden haben eh noch kein Handy. Anschließend wurde bei mir noch in großer Runde gekocht und der Tag klang gemütlich aus.
1 Kommentar
uiui, eine biologin wie?^^
übrigens: soweit ich weiß hat group mori auch einen herren im kontingent 😉 die bieten auch gratis sprachkurse an. und wenn dein stundenplan nicht voll wird einfach noch mehr tandempartner^^(und nicht alles mädchen!):P
so viel erfolg noch die woche (ich kann mir immer noch nicht erklären wie genau du ohne handy überleben kannst) ach ja: du brauchst unbedingt infrarot im handy!!!