Die Krux mit den Japanern

Nachdem sich mein Krieg mit dem Prüfungsamt in einen Kalter-Krieg-ähnlichen Zustand geändert hat, werde ich jetzt in den nächsten gezogen. Wenigstens betrifft es diesmal nicht mich. Dai, mein Mitbewohner, ist genauso wie ich im falschem Lab gelandet und hatte jetzt einfach vor, das Lab zu wechseln. In Deutschland nichts einfacher als das, nicht aber in Japan. Alle Seiten unterstützten Dai, als er letzte Woche seine Entscheidung bekannt gab. Nicht mehr aber diese Woche. Sein Professor erklärte ihm heute erst einmal, dass er keine Unterstützung beim Wechsel bekommen wird. Kein Problem für Dai, schließlich will er dringend wechseln. Auf einmal kam aber auch eine E-Mail von seiner japanischen Stipendienbetreuerin, die am Freitag noch meinte, ein Wechsel sei kein Problem. Der Professor hatte eine E-Mail der Enttäuschung geschrieben. Nun bekam Dai die Beschwerden von der Stipendienbetreuerin ab, wie groß doch der Gesichtsverlust sei und dass er eine Schande für alle Venezuelaner sei. Das Wechseln wollte sie ihm auch noch mit harschen Worten ausreden, schließlich habe er seinen Professor aufs tiefste beleidigt. Die Frage, wer Schildknappe bei dieser Auseinandersetzung spielt, brauche ich wohl nicht zu beantworten. Zum Glück ist es eine andere Fakultät, aber die Reaktionen, als wir mit meinem Prüfungsamt argumentierten, waren interessant. Mal schauen, ob wir es lösen können. Dadurch kann ich mir mein Leben nicht erschweren. Dann kann ich auch helfen, besonders nachdem er mich um Hilfe gebeten hat. Mit Prüfungsämtern kenne ich mich aus und die können diesmal sogar Englisch. Dazu ähnelt mein Fall auch seinem, da der Statuswechsel die gleichen Voraussetzungen erfordert wie der Laborwechsel.

Spannender als mein Labor ist das allemal. Ich war doch heute tatsächlich der einzige, der dort aufgeschlagen ist. Bin ich froh, jetzt einen Schlüssel zu haben! Morgen muss ich dann Regenkleidung organisieren. Wie es aussieht, wird der Fuji-san gerade dann von einem Taifunausläufer getroffen, wenn wir hoch wollen. Mal sehen, was es so in meiner Größe – also europäische Standardgröße – an Regenschutz gibt. Nur in Regenjacke und Jeans könnte es interessant werden.

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