Wer hat sich nur diese Schuhe ausgedacht? Da hatten die Japaner doch bestimmt Ausländer im Blick, die sich wie Japaner kleiden wollen… Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich heute die japanische Version der Flipflops getragen habe. Zu wenig Spielraum, Sohle aus Holz und dazu noch zu dicke Sohle – wer die bequem findet, muss schon ziemlich hart im Nehmen sein oder halt Japaner. Abhalten, sie zu tragen, konnte mich trotzdem keiner. Schließlich ist gerade Tanabata-Festival und heute stand ein langes Feuerwerk an. Also die perfekte Möglichkeit, meine neue Yukata einzuweihen. Zu meinem Glück hatte sogar eine Japanerin ein Einsehen und hatte zum Feuerwerksspeisen eingeladen. Kostenloses Essen und Feuerwerk, was will man mehr? Die edle Spenderin war Mrs Omori, besser bekannt unter dem Titel: Yuris Wachhund. Sehr zu meiner Freude, hatten erst viele Ausländer ihr Kommen angekündigt, nur um doch noch abzuspringen. Berühmtestes Beispiel dürfte wohl Orsolya sein. Egal, notfalls gehe ich auch alleine in die Höhle des Löwen.
Gesagt, getan, schnell noch Schokolade eingepackt und auf in den Kampf. So eine Schmach, wie die eine Stunde Verspätung letztes Mal darf nie wieder geschehen. Was aber müssen meine armen Augen erblicken? Ich bin der Erste – mit Abstand. Eine wahre Flut Japanisch ergießt sich über mich. Das kann ein Abend werden!
Zu allem Überfluss habe ich auch noch die Anleitung zum Binden des Obis, dem Yukatagürtel, vergessen. Frau Omori muss aushelfen. Nur Obi-binden ist wie Krawatte-binden, niemand kann es und die Gürtel bleiben gebunden. Also wurde in der Tiefe des Schrankes erst mal die Anleitung in einem Buch gesucht. Aber selbst mit Anleitung brauchten wir noch zehn Minuten, um es hin zu bekommen. Wenigstens haben wir die Zeit überbrückt, auch wenn immer noch genug Zeit war, mich in meiner Funktion als Deutscher zum Bier zu zwingen. Gott, wieso immer Bier – hätten die Deutschen nicht für Apfelsaft berühmt sein können? Wenn japanisches Bier wenigstens schmecken würde – aber nein.
Die Party an sich war nett. Gutes, selbst gemachtes Essen, ließ den Gaumen hochleben und ein paar Bekannt fanden auch noch den Weg. Ein beeindruckendes Schauspiel war das Feuerwerk. Über eine Stunde wurde alles in die Luft gefeuert, was Sendai an Schwarzpulver hat. Damit hätte man locker einen Krieg anfangen können! Dabei waren Smileys und Herzen die Lieblingsfiguren, aber es wurde alles mögliche am Himmel gezeigt. Die letzten Figuren wollten wir dann nicht mehr vom Balkon sondern aus der Nähe sehen. Dementsprechend ging oder quälte sich eine kleine Gruppe zum Hauptveranstaltungsort. Da passierte es. Eine Musikerin aus Chiba und ich verloren die anderen aus den Augen und wir mussten auf Japanisch unser weiteres Vorgehen klären. Das war ein schweres Unterfangen und als wir endlich zurück waren, erwartete man uns schon sehnsüchtig.
Der Abend war auf jeden Fall sehr lustig, auch wenn ich auf die russischen Gäste gut hätte verzichten können. Diese waren zwar noch jung, zeichneten sich aber durch sehr rüpelhaftes Verhalten aus, das nicht so ins Bild der Feier passte. Man merkte, sie hätten lieber irgendwo getrunken und wurden zur Feier gezwungen.
Ach ja – noch eine Anmerkung: Heute ist ein vor ewigen Zeiten (na gut, vor 8 Wochen) verschicktes Päckchen angekommen. Einen großen Dank an die Versenderin und einen Fluch auf die Post, die trotz gegenteiliger Aussage den Landversand nutzte!