Cool, du bist so weiß! Dieses Kompliment ist gestern total an mir vorbeigegangen, nicht aber an den anderen. Dementsprechend wird es mir öfter mal an den Kopf geworfen. Dabei war es noch nicht mal abwertend gemeint. Hier in Japan gilt weiße Haut also besonders schützenswert. Nicht umsonst haben Handschuhe, Sonnenschirme und langarmige Hemden momentan Rekordumsatz. Interessant ist es trotzdem. Alle, die gestern am Strand waren, haben die extremsten Sonnenbrände trotz oder dank Sonnenmilch. Ich bin am Unterarm etwas brauner, merke bis auf einige Mückenstiche aber rein gar nichts. Dafür sind die Mücken um so nerviger. Hier muss es eine Plage geben.
Ansonsten ist das Semester endlich zu Ende. Gut, die Noten fehlen noch. Das ist aber ein Detail und ob ich die wirklich wissen möchte, bin ich mir auch noch nicht so sicher. Was kann man am ersten offiziell freien Tag besseres machen, als ins Büro zu gehen? Vieles, aber ich kann ja auch mal was für mein Geld machen. Urlaub kann ich demnächst immer noch zur genüge machen. So wie ich, dachten allerdings nicht viele Geisteswissenschaftler und der Campus war ausgestorben – nur die Naturwissenschaftler schufteten. Es gibt halt Dinge, die sich nirgendwo ändern. Neben dem Lernen konnte ich das fast ausgestorbene Büro gleich noch sinnvoll nutzen, um mir einen Busplatz nach Tokyo zu sichern. Was soll ich sagen, die Frage: „Wollen sie mit Kreditkarte oder per Supermarkt zahlen?“ würde ich gerne mal auch in Deutschland hören. Gerade für Leute ohne oder mit gesperrter Kreditkarte, ist das verdammt praktisch. Die Fahrt zum Fujisan kann jedenfalls steigen. Wenn ich so etwas dann auch noch wieder auf meinem Rechner planen könnte, wäre alles perfekt und meine Gäste aus Deutschland könnten endlich kommen.
Aber im Supermarkt muss man schon aufpassen, ob die Leute Ahnung haben. Wäre nicht ein Kollege erschienen, ich hätte die Sachen immer noch nicht. Vier Japaner versuchten sich verzweifelt am Rechnungsdrucker und scheiterten. Zu allem Überfluss versuchten sie noch nicht mal auf Japanisch, mir das Problem zu schildern. Zum Glück bin ich nirgends zu übersehen und der hinzugezogene Kollege erklärte mir dann alles. Das folgende Gespräch verlief dann wie in der Anfangszeit mit Shimizu – viel Japanisch, kaum Englisch und Deutsch. Wie der allerdings Nachhilfelehrer für Englisch sein kann – keine Ahnung. Trotzdem nett, dass er extra in den Laden kam, um zu helfen.