Komische Fragen und versaute Schülerinnen

Nach dem anstrengendem gestrigen Tag, war eines komplett klar für mich: Deine Kollegen kannst du heute nicht alleine den Horden von Schülern überlassen. Also die (Taschen-)messer gewetzt und mit spitzer Zunge auf in die Schlacht. Ich kam auch gerade rechtzeitig. Die Kolleginnen fluchten schon wieder auf die unsägliche Hitze im Gebäude und wünschten sich etwas Erfrischung. Gesagt, getan und schon zauberte ich für die drei Kollegen Eis hervor, ein Geschenk Dais für meinen Geburtstag, das er mir gestern gab.

Mein Erscheinen war auch keine Sekunde zu früh. Just in diesem Moment kam die große Welle an Schülern auf uns zu. Schnell die Zettel geschnappt und die Schüler geordnet, platziert und informiert. Es herrschte das helle Chaos. Nur mit Mühe und Not schafften wir es, die Ordnung halbwegs aufrecht zu erhalten. Bis zu 30 Mann im Büro stellen Zustände dar, die man normalerweise nur per Stapeln in den Griff bekommen kann.

Kaum hatte sich die Lage beruhigt, musste ich auch schon wieder los. Lukas hatte mich schließlich mit kostenlosem Essen zu einer Veranstaltung gelockt. Dort angekommen, wurden die 6 vorhandenen Englischsprecher aufgeteilt auf drei Sitzkreise. Gerade ich hatte dabei auch noch das Glück, den schlimmsten Partner zu erhalten. Mein Partner war Japaner, der ein wenig Englisch konnte und dementsprechend die ganze Zeit mit den Schülerinnen auf Japanisch sprach. Ich hatte also nichts zu tun und die Sandwiches, das freie Essen, waren auch noch von Fleisch besetzt. Ich wollte schon entnervt verschwinden, als doch noch drei Japanerinnen kamen, die sich an das Motto halten wollten und versuchten, ihr Englisch zu nutzen. Es entwickelten sich sehr interessante Gespräche, die viel zu früh zu Ende waren. Immerhin gab es bei denen nicht so viele dämlichen Fragen, wie ich sie sonst heute zu hören bekommen habe. Was die Leute für eine Antwort auf: „Wie sind Deutsche im Bett?“ erwarten, erschloss sich mir nicht so ganz, dementsprechend lautete meine Antwort auch: „Testet es!“. Auch ansonsten wurden die Fragen nicht besser. Das Niveau schwankte zwischen: „Hast du eine Freundin?“ und „Wie wird man so groß wie du?“. Anschließend an die Gesprächsrunde wurden wir Ausländer auch noch in einen gesonderten Raum gebracht, um über Sendai zu diskutieren. Ein großer Fehler. Wie man mich kennt, war ich vorne dabei und habe fast die komplette Diskussion übernommen. Anschließend gab es noch Fotos und im nächsten Sendaiguide der Uni werden wir abgebildet. Steffen aus Göttingen hatte per Skype auch noch einen Auftritt, den musste ich allerdings für mein Büro sausen lassen.

Die Kolleginnen waren schon komplett erschöpft und so machte ich die nächsten zwei Stunden die Arbeit. Ich schaffte es, alle vorbeikommenden Besucher in unser Büro zu locken. Sogar mein Fanclub kam. Das war eine Gruppe von Schülerinnen vom Mittagessen, die extra rüberkamen um zu sehen, wo ich studiere. Auch ansonsten war ich Mode. Ich wurde andauernd in den Beispielen erwähnt und einige sahen förmlich geschockt aus, als sie mich sahen. Dafür wurde ich von allen extra verabschiedet.

Nachdem alle gegangen waren und endlich Ruhe eingekehrt war, entschied mein oberster Professor noch spontan, ein Festessen zu Ehren einer jungen Dame zu machen, die ab dem 1. eine Arbeitsstelle gefunden hat. Ich wurde gar nicht gefragt und musste mitkommen. Es gab Chinesisch und wir blieben fast viereinhalb Stunden. Neben netten Gesprächen, denen ich eh kaum folgen konnte, gab es Essen in die Mitte des Tisches, was dann aufgeteilt wurde. Bezahlen durfte ich nach dem leckeren Essen dann auch nicht, sondern meine Betreuer bestanden darauf, mich einzuladen. Es war auf jeden Fall ein sehr entspanntes Essen und die Themen, über die gesprochen wurde, werden normalerweise auch nicht gerade mit Professoren besprochen.

Anschließend ging es nach Hause, wo ich noch kurz mit den anderen das Ende des Semesters gefeiert habe. Ich kam aber zu spät und der Großteil war schon betrunken. Trotzdem ging mit der Feier ein ziemlich interessanter Tag zu Ende und ich bleibe dabei, die Japanerinnen sind ziemlich versaut. Wieso wir es bei 250 Besuchern heute geschafft haben, maximal zehn Jungen ins Büro zu bringen, erschließt sich mir auf jeden Fall nicht ganz. Aber vermutlich wäre es anders herum auch ein großer Zufall gewesen. Dabei sollten eigentlich besonders Männer kommen, um an dem großen Frauenanteil im Büro zu partizipieren.

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