Der Kanjikurs ist vorbei, also haben wir frei. Was kann man also an einem freien Tag machen? Natürlich ist die Antwort – ins Büro gehen. Gesagt, getan und sofort den Plan in die Tat umgesetzt. Kurze Zeit später stand ich vor verschlossener Tür vor dem Büro. Es wird wirklich langsam Zeit, dass ich einen Schlüssel bekomme. Egal, es gibt viele andere Dinge, die man in Sendai tun kann, auch wenn mir in dem Moment keine wirklich einfielen. Dementsprechend ging es in die Stadt. Christian, ein Freund aus Venezuela hat Geburtstag und es galt, ein Geschenk ausfindig zu machen. Auf dem Weg stieß ich auf ein Fernsehteam, das den Bahnhof als Hintergrund für die heutigen Nachrichten missbrauchte. Besonders der Wetterbericht gefiel mir. Man stelle sich Wetterberichte in Deutschland vor. Der Moderator bekommt eine Tafel eingeblendet, mit allen Wetterdaten, eine Karte der Region zum besseren Verständnis und schon wird alles anschaulich erklärt. In Japan sieht das Ganze etwas anders aus, da ist das Ganze noch echte Handarbeit. Die Moderatorin für das Wetter schrieb vorher die Wetterdaten fein säuberlich auf eine Pappe, dazu gab es Zeichnungen der Wolkenstände und dann wurde diese Pappe nur in den Bildschirm gehalten und daran alles erklärt. Man merkt, hier in Japan wird noch Wert auf Handarbeit gelegt.
Viel mehr zugesagt hat mir eigentlich noch die Liveübertragung der Koshienvorrunden, die man in der Nähe des Bahnhofs auf einer Leinwand verfolgen konnte. Beim Koshien handelt es sich um das große Highschoolbaseballtunier, das jährlich zweimal stattfindet und besonders im Sommer sehr beliebt ist. Es findet im Koshienstadion statt und ist äußerst beliebt. Für mich ist es hauptsächlich von Bedeutung, da dies gleichzeitig das Schauen von Sportveranstallungen ermöglicht. Schließlich gibt es keine echten Amateurligen und die Schulen spielen nur Turniere zum Koshien hin. Dementsprechend werde ich die nächsten Tage wohl einfach mal ins Stadion gehen. Schließlich sollte es nicht so teuer sein, wie die erste Liga Baseball.
Ansonsten verlief der Tag sehr ruhig, bis auf eine Süßigkeit, die ich noch Shimizu zu verdanken hatte. Die Packung bestand aus drei Beuteln, einem Plaste-Wasserlöffel und einem Gefäß, wo die Süßigkeit angerührt werden konnte. Das erste Pulver mit Wasser ergab eine blaue Masse. Zusammen mit dem zweiten Pulver erzeugte man nun eine violette Masse, die zusammen mit Streuseln aus der dritten Tüte gegessen wurden. Das Ganze sah nicht nur eklig aus, es schmeckte auch noch so. Jedenfalls mir sagte die nach Kaugummi schmeckende Masse nicht zu, während Kylie sie doch mochte. Ich bleibe aber dabei, ich verstehe jetzt das gemeine Lachen meines zweiten Betreuers, als Shimizu mir die Tüte vor einigen Tagen in die Hand drückte. Es handelte sich vom Geschmack her um eine eindeutig japanische Süßigkeit.
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allet juute min jung!